Elise Thümmel
Elise Thümmel (17. Juni 1885 Mittelsinn (Lohr) - 13. April 1976 Dresden) war eine Politikerin und Widerstandskämpferin.
Der 8. März 1912, an dem sie eine Versammlung mit Clara Zetkin vorbereitete, wurde ihr erstes großes politisches Erlebnis. Ihr Ehemann, der Arbeiter Anton Thümmel, führte sie an die Arbeit in SPD und Gewerkschaft heran, sie erzogen auch ihre beiden Söhne im gleichen Sinne. Nach 1918 übernahm sie die Leitung der Frauenarbeit der USPD im Bezirk Ostsachsen, wurde zu allen Parteitagen der USPD bzw. SPD von 1920 bis 1933 und zu den Internationalen Sozialistenkongressen in Marseille und Brüssel delegiert. Sie war eine überzeugende Referentin, sprach oft zu Textilarbeiterinnen, Heimarbeiterinnen und Blumenmacherinnen.
1920 wurde sie als Abgeordnete in den Sächsischen Landtag gewählt. Ihre Arbeitsgebiete waren Wohlfahrtswesen, Landesheil- und Pflegeanstalten, Frauenkliniken und weibliche Polizei. In einer Auseinandersetzung mit Vorkommnissen in der Frauenklinik Dresden forderte sie bessere Organisation der Arbeit und Entlassung des Chefarztes, ihr Antrag ging nicht durch. Sie setzte sich energisch aber vergebens für unentgeltliche Geburtshilfe in Sachsen ein. Doch erreichte sie eine staatliche Beihilfe in Höhe des Grundlohnes für die schwangeren Arbeiterinnen vor und nach der Entbindung. Durch die Notverordnung 1930 wurden diese Beihilfen um die Hälfte gekürzt. 1924 unterstützte sie den Antrag der kommunistischen Fraktion auf Abschaffung des § 218 als Ausnahmegesetz gegen die Frauen des arbeitenden Volkes.
1933 wurden die Abgeordneten-Mandate eingezogen. 3000 SPD-Funktionäre werden verhaftet, darunter auch Elise Thümmel. Nach der Entlassung stand sie unter Gestapoaufsicht. Es folgten Haussuchungen und Verhöre. Nach dem 20. Juli 1944 wurde sie erneut verhaftet und im KZ Ravensbrück gefangengehalten.
Elise Thümmel war Delegierte zum Vereinigungsparteitag von KPD und SPD in Bühlau und zum 1. Parteitag der SED in Berlin. Zuvor war sie seit November/Dezember 1945 Mitglied des SPD-Landesvorstandes Sachsen[1] und eine überzeugte Verfechterin der Vereinigung von SPD und KPD zur SED.[2] Nach der Vereinigung der beiden Parteien arbeitete sie als stellvertretende Leiterin der Frauenabteilung des SED-Landesvorstandes Sachsen.[3] Von 1946 bis 1952 gehörte sie erneut dem Sächsischen Landtag an, diesmal zunächst für die SED. Ab 1950 war sie Abgeordnete für den Demokratischen Frauenbund Deutschlands (DFD) und Vorsitzende der gemeinsamen Fraktion von DFD und Kulturbund sowie Vorsitzende des des Ausschusses für Sozialpolitik und Gesundheitswesen.[4]
Thümmel sprach bei der Gründungskonferenz des DFD am 8. März 1947 im Berliner Admiralspalast und setzte sich für den Beitritt zur IDFF ein. Von 1947 bis 1950 war Thümmel Mitarbeiterin des DFD-Landesverbandes Sachsen, 1957 bis 1969 war sie Mitglied des DFD-Bundesvorstandes. 1964 nahm sie als älteste Delegierte am Frauenkongreß der DDR in Berlin teil.
Die DFD-Gruppe 89 in Dresden trug ihren Namen. Ihre Grabstätte befindet sich auf dem Heidefriedhof Dresden. In der Ausstellung „Jetzt, nachdem die Frau auch in der Politik eine Stimme hat ...“ – Parlamentarierinnen im Sächsischen Landtag 1919–1933 vom 26. April bis 29. Juni 2006 wurde an die langjährige Landtagsabgeordnete Elise Thümmel erinnert.
[Bearbeiten] Quellen
- Stadtarchiv Dresden/Frauenstadtarchiv/DFD/Biographien
[Bearbeiten] Weblinks
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Martin Broszat, Hermann Weber (Hrsg.): SBZ-Handbuch. Staatliche Verwaltungen, Parteien, gesellschaftliche Organisationen und ihre Führungskräfte in der Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands 1945–1949. Oldenbourg, München 1990, ISBN 3-486-55261-9, S. 476.
- ↑ Elise Thümmel: Wir fragten nicht mehr: Woher kommst Du? In: Wenn wir brüderlich uns einen. Der Kampf um die Schaffung der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands in Dresden 1945-1946 (Beiträge zur Geschichte der Dresdner Arbeiterbewegung 8). Museum für Geschichte der Dresdner Arbeiterbewegung, Dresden 1961, S. 94–95.
- ↑ Elise Thümmel: Wir fragten nicht mehr: Woher kommst Du? In: Wenn wir brüderlich uns einen. Der Kampf um die Schaffung der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands in Dresden 1945-1946 (Beiträge zur Geschichte der Dresdner Arbeiterbewegung 8). Museum für Geschichte der Dresdner Arbeiterbewegung, Dresden 1961, S. 94–95, hier S. 95.
- ↑ Martin Broszat, Hermann Weber (Hrsg.): SBZ-Handbuch. Staatliche Verwaltungen, Parteien, gesellschaftliche Organisationen und ihre Führungskräfte in der Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands 1945–1949. Oldenbourg, München 1990, S. 344 f.