Franz Ferdinand von Troilo
Franz Ferdinand von Troilo, auch Frantz Ferdinand von Troilo (* um 1635 in Lassoth bei Neisse/ Oberschlesien; † 4. Juni 1704 in Stolpen?) war ein Orientreisender, Palästinafahrer, Reiseschriftsteller sowie kurfürstlich sächsischer Hofbeamter und Offizier, zuletzt als Kommandant der Festung Stolpen.
[Bearbeiten] Familie und Genealogie
Franz Ferdinand von Troilo entstammt der alten Adelsfamilie von Troilo aus Schlesien, wo sie im 14. Jahrhundert erwähnt wird, deren Vorfahren aber aus Rovereto (Rovoredo) in der Grafschaft Tirol stammen und sich auch nach diesem benannt haben. Dort bereits 1557 geadelt, erhielt die Familie in Schlesien erst mit Franz Gottfried Troilo, Franz Ferdinands Vater, 1617 den böhmischen Adel zuerkannt. In Schlesien war die Familie sehr begütert und besaß die Rittergüter Lessoth, Ober- und Niederzeutritz, Bischofswalde, Giersdorf, Steinsdorf, Jungferndorf, Saubsdorf, Domsdorf, Marckersdorf und Glasendorf.
Franz Troilo von Rovoredo auf Lessoth, von Troilos Urgroßvater war kaiserlich Rat und Kämmerer. Von Troilos Großvater, Franz Friedrich Troilo von Rovoredo auf Lessoth und anderen Rittergütern war kaiserlicher Kammerrat in Ober- und Niederschlesien.
Von Troilo war der mittlere Sohn des kaiserlichen Rates von Kaiser Ferdinand III. und Erbherrn auf Lassoth, Niederzeutritz und Giersdorf, Franz Gottfried von Troilo und dessen Ehefrau Ursula Juliana geb. von Strachwitz, Tochter des Erbherrn von Strachwitz auf Zauckwitz und Megwitz. Von Troilo hatte noch zwei Brüder:
- Franz Nikol von Troilo ∞ von Reidenburg,
- Franz Gottfried von Troilo († vor 1670) auf Lessoth u.a., kaiserlicher Rat.
Von Troilo heiratete am 11. November 1678 Hedwig Sophia geb. von Polenz aus dem Hause Zschernowitz in der Niederlausitz (* 1659; † 20. März 1687 in Stolpen). Seine Ehefrau starb im 38. Lebensjahr und wurde auf dem Stadtkirchhof zu Stolpen beerdigt. Das Paar hatte zwei Söhne und zwei Töchter, u.a.:
- Franz Ferdinand von Troilo († 1707 in Dresden), starb als Fähnrich im Infanterieregiment des General-Wachtmeisters Westromirsky.
Nach dem Tod seiner Ehefrau heiratete von Troilo ein zweites Mal. Diese Ehe blieb kinderlos.
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Von Troilos Geburts- wie auch Sterbedaten sind nicht genau überliefert. Er besuchte neun Jahre mehrere Schulen und Universitäten, begab sich danach auf eine 14-jährige Reise durch Deutschland und Europa an verschiedenen fürstlichen Höfen. Er begab sich auch als Freiwilliger in spanische Kriegsdienste während des Französich-Spanischen Krieges Ende der 1650er Jahre.
Im Januar 1666 begann von Troilo seine erste Orientreise, als er von Venedig über Kreta und Zypern nach Jaffa in Palästina segelte und auf dem Landweg weiter nach Jerusalem reiste. Dort schloss er sich einer Karawane zum Berg Sinai in Ägypten an. 1667 nach Jerusalem zurückgekehrt, reiste er von dort im Sommer weiter nach Konstantinopel. Oktober desgleichen Jahres wandte er sich abermals Jerusalem zu, wo er 1668 das dritte Osterfest hintereinander feierte. Am Osterdienstag, den 3. April 1668 wurde von Troilo zum Ritter des Ordens zum Heiligen Grabe geschlagen.
Nach einer mehrere Monate lang andauernden Krankheit begann von Troilo Ende 1668 die Rückreise durch Ägypten. In Alexandria ging er am 28. März 1669 auf ein französisches Schiff, das nach Livorno segeln wollte. In der Nähe der Insel Malta gerieten er und die Besatzung in die Hände von Seeräubern, die Schiff und Mannschaft nach Algier verbrachten. Dort wurde von Troilo als Leibeigener verkauft. Ende 1669 traf er durch einen Zufall einen Bekannten, der ihn für 100 Dukaten aus der Sklaverei erlöste.
Ende Januar 1670 konnte sich von Troilo erneut auf ein Schiff nach Livorno einschiffen und gelangte über Venedig und Wien noch im gleichen Jahr in seiner oberschlesischen Heimat an. Dort blieb er drei Jahre auf den Familiengütern, besuchte Verwandte sowie Freunde und erzählte von seinen Reisen.
1673 ging von Troilo nach Sachsen, wo er in die kurfürstliche Armee eintrat. 1676, zur Herausgabe seines Buches zur Orientreise, war von Troilo kurfürstlich-sächsischer Kammerjunker und Fähnrich in der kursächsischen Leibgarde zu Fuß. 1680 diente von Troilo im Rang eines Kapitänleutnants in der Festung Altendresden.
Ende 1682, nach der Versetzung von Eustachius von Flemming zur Festung Königstein erhielt von Troilo seine Bestallung als Festungskommandant von Stolpen im Rang eines Hauptmannes. Die Bergfestung war eine der seinerzeit fünf sächsischen Festungen (Königstein, Sonnenstein, Stolpen, Wittenberg und die Pleißenburg in Leipzig), die eine dauerhafte Festungsgarnison besaßen. Diese Dienststellung übte von Troilo wahrscheinlich über zehn Jahre, nachweislich aber noch bis mindestens am 29. Mai 1689 aus.
Nachdem August der Starke den sächsischen Throns bestiegen hatte, wurde von Troilo von ihm pensioniert und Hanns Wolff von Schönberg erstmals am 1. November 1694 als Burghauptmann von Stolpen erwähnt.[1] Kurfürst Friedrich August I. von Sachsen bestätigte am 30. Dezember 1695 seinem "lieben Getreuen Franz Ferdinand von Troilo", auf vorgängiges Ansuchen die Bestellung eines Kurators für seine vier Kinder.
Der Enzyklopädist und Bibliograph Friedrich Raßmann schrieb 1830, dass Franz Ferdinand von Troilo auch unter dem Pseudonym Johann Valentin Mörbitz geschrieben hatte und am 4. Juni 1704 gestorben sein soll,[2] allerdings fehlt der Nachweis seines Grabes in Stolpen.
[Bearbeiten] Werke (Auswahl)
- 1676: Orientalische Reise-Beschreibung, 1717 Neuausgabe in Leipzig und Frankfurt am Main
[Bearbeiten] Auszeichnungen (Auswahl)
- 1668: Ritter vom Orden zum Heiligen Grab
[Bearbeiten] Quellen
- Carl Christian Gercken: Historie der Stadt und Bergvestung Stolpen im Marggrafthume Meissen gelegen..., Dresden und Leipzig 1764, Digitalisat auf Google Books, S. 292ff.
- Pfotenhauer, Paul, "Troilo, Franz Ferdinand von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 38 (1894), S. 634-635 Online-Version
- Johann Heinrich Zedler: Grosses vollständiges Universal-Lexicon aller Wissenschaften und Künste, 1731-1754, Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek, Band 45: Troilo: S. 553
- Norbert Conrads: der Aufstieg der Familie Troilo in: Zeitenwenden - Herrschaft, Selbstbehauptung und Integration zwischen Reformation und Liberalismus, LIT-Verlag Berlin 2006, Leseprobe auf Google Books, S. 279ff., ISBN 3-8258-6140-6
- Konrad Antonicek: Franz Ferdinand von Troilo in Ägypten in: Egypt and Austria Online Papers, Volume 3, Online-pdf
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Pfotenhauer, Paul, "Troilo, Franz Ferdinand von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 38 (1894), S. 634-635 Online-Version
- ↑ Abbas Amin: Ägyptomanie und Orientalismus: Ägypten in der deutschen Reiseliteratur (1175-1663), De Gruyter Berlin und Göttingen 2013, Leseprobe auf Google Books, S. 419, ISBN 978-3-11--029893-2