Eustachius von Flemming
Eustachius von Flemming, auch Eustach von Flemming (* 1634 in Pommern; † März 1702 in Königstein) war ein kurfürstlich-sächsischer Offizier und General, zuletzt im Rang eines Generalmajors. Er war der 10. Kommandant der Bergfestung Stolpen, übernahm aber später das Kommando der Festung Königstein.
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[Bearbeiten] Familie und Genealogie
Eustachius von Flemming entstammte der Adelsfamilie von Flemming, einem pommerschen Uradelsgeschlecht mit wahrscheinlich flämischer Herkunft. Erster urkundlich erwähnter Angehöriger ist Henricus Flemmingus zu Havelberg, urkundlich 1209 erwähnt, die direkte Stammreihe begann aber erst mit Thamm von Flemming, der 1281 Marschall des Herzogtums Pommern war,
Von Flemmings Urgroßvater war der fürstlich-pommersche Rat, Landvoigt zu Greiffenberg und Stadthauptmann zu Wollin, Otto von Flemming (1501–1582). Von Flemmings Großeltern väterlicherseits waren der Stifter der Flemmingschen Linie zu Iven in Pommern, die 1721 in den Grafenstand erhoben wurde, Hans Heinrich von Flemming (1552–1622) und dessen Ehefrau Maria geb. von Borcke, Tochter des Jürgen von Borcke und dessen Ehefrau Vigilantia geb. Podewils aus dem Hause Krangen. Von Flemmings Großvater war herzoglich-pommerscher Erblandmarschall, Landvoigt zu Stolpe, Schlawe und Greifenberg, Burghauptmann und Richter zu Belgard, Oberhauptmann zu Wolgast, Geheimer Rat und Domdechant zu Kamin. Er wurde wegen seines hohen Wissens das "Licht von Pommern" genannt.[1] Der preußische Geheime Rat und Erblandmarschall in Pommern, Felix Friedrich von Flemming (1661–1738) war sein Cousin.[2]
Von Flemming war der Sohn des Erb-, Lehn- und Gerichtsherrn auf Martentin und Zettin, Hans Friedrich von Flemming (* 1598 in Stolp/ Pommern; † 1667) und dessen 1626 geheirateter Ehefrau Ilse Juliane geb. von Flemming, Tochter des pommerschen Rates und Erblandmarschalls, Herrn auf Boeck und Badsenthin, Eustachius von Flemming (1543–1616) und dessen Ehefrau Anna geb. von Wedel (1564–1627). Von Flemming hatte folgende Geschwister:
- Anna Maria von Flemming (jung gestorben),
- Vigilante Sophia von Flemming (jung gestorben),
- Hans Heinrich von Flemming (1630–1708). Er studierte Theologie, Rechtswissenschaften und Politik, reiste mit Prinz Friedrich Kasimir von Kurland und starb unvermählt als königlich-preußischer Geheimer Justiz-, Hofkammer- und Konsistorialtrat, Konsistorialpräsident, Amtshauptmann zu Kolbatz, Ritter des Johanniterordens, Landvogt zu Schievelbein, Erbherr auf Martenthin und Boeck mit Zebbin.
- Otto Paris von Flemming († vor 1638),
- Agnes Juliana von Flemming (jung gestorben),
- Eva von Flemming (1635–1654) ∞ Matthias Friedrich von Carnitz (1630–1677).
Von Flemming heiratete 1665 Amalia Barbara geb. von Kniestädt (* 1642; † 11. August 1703). Das Paar hatte folgende bekannte Söhne:
- Wilhelm Friedrich von Flemming (* 3. Dezember 1667), Erb-, Lehn- und Gerichtsherr zu Marthenthin und Wustermitz in Pommern. Er heiratete Sophia Elisabeth geb. von Borcke und hatte mehrere Söhne, u.a. Heinrich Ludwig von Flemming (1717–1783), königlich-preußischer Generalmajor und Stadtkommandant von Breslau.
- Johann Friedrich von Flemming (* 1670; 8. Mai 1733 in Annaburg), kursächsischer Oberforst- und Wildmeister sowie Jagd- und Militärschriftsteller. Er heiratete 1711 Helena Sophia geb. von Behr (1673–1741), Tochter des Konrad Florian von Behr und der Christina Elisabeth geb. von Bünau. Das Paar hatte einen Sohn, Karl Friedrich von Flemming (1712–vor 1733).
- Christian Friedrich von Flemming,
- Ernst Friedrich von Flemming,
- Christian Ludwig von Flemming.
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Von Flemming begann seine Laufbahn in jungen Jahren zuerst als Page beim schwedischen Reichskanzler und späteren Reichsmarschall sowie Abgeordneten beim Friedenskongress zum Westfälischen Frieden in Osnabrück, Graf Johann Orenstiern. Danach begann von Flemming seine militärische Karriere. 1655 nahm von Flemming als Freiwilliger mit Schweden am Feldzug in Polen während des Zweiten Nordischen Krieges teil. Nach dem Ende dieses Krieges ging er nach Schweden zurück, um eine passende Anstellung zu erhalten, die er als Begleiter des Grafen Christoph Karl von Schlippenbach bekam. Mit diesem nahm von Flemming am 23. April 1660 auch beim Friedenskongress von Oliva im gleichnamigen Kloster bei Danzig teil.
1662 kam von Flemming als markgräflicher Kammerjunker an den Hof des Markgrafen Christian Ernst von Brandenburg-Bayreuth, wo er auch 1663 eine Kompanie zu Fuß in den ungarischen Krieg führte. Zurückgekehrt nach Bayreuth wurde von Flemming Amtshauptmann zu Lichtenberg, Lauenstein und Kulmbach sowie Kommandeur der markgräflichen Garde. Nachdem er vom Markgrafen beledigt wurde, quittierte er den Dienst im dortigen Fürstentum, ging nach München, wo er vom bayrischen Kurfürsten Ferdinand Maria zum Stadtkommandanten von München ernannt und zum Oberstleutnant befördert wurde. 1677 quittierte von Flemming seinen Dienst in München und übernahm als Kommandeur die markgräflichen Truppen des Fürsten Johann Friedrich von Brandenburg-Ansbach.
1681, nach dem Tod des bisherigen Festungskommandanten zu Stolpen, Hermann Huhl wurde von Flemming von seinem Vetter, dem sächsischen Generalfeldmarschall Heino Heinrich von Flemming (1632–1706) eine Obercharge in der sächsischen Armee angeboten. Da bereits mehrere Verwandte im Kurfürstentum Sachsen dienten, ging von Flemming nach Dresden. Hier direkt zum Obrist (Oberst) befördert, erhielt er seine Bestallung als Kommandant zu Stolpen, wo er noch im Sommer 1681 eintraf. Von Flemming diente nur bis 1682 auf Stolpen. Sein Nachfolger als Festungskommandant wurde Franz Ferdinand von Troilo. Danach nahm von Flemming mit den sächsischen Hilfstruppen zwei Jahre am Großen Türkenkrieg teil, u.a. bei der Schlacht am Kahlenberg am 12. September 1683 bei der Zweiten Wiener Türkenbelagerung. Am 11. November 1687 wurde von Flemming - weiterhin im Rang eines Obristen - Kommandant der Festung Königstein. In dieser Dienststellung blieb er auch nach dem Tod der Kurfürsten Johann Georg III. und Johann Georg IV., während der Regierungszeit des sächsischen Kurfürsten und polnischen König August dem Starken.
Ein Gefangener, den von Flemming auf der auch als Staatsgefängnis genutzten Festung zu bewachen hatte, war der seit Juni inhaftierte kursächsische Kriegsrat Georg Hermann von Holtzbrinck. Am 19. Februar bestätigte von Flemming den Erhalt der Order für den Arrest eines für ihn unbekannten, weiteren Gefangenen, Johann Friedrich Böttger. Der Statthalter zu Sachsen, Anton von Fürstenberg hatte im Einlieferungsschreiben vom 15. Februar 1702 befohlen, dass:
- ... der ehrenwerte und hochedle Obrist und Festungs-Commandant den Mann an einen sichern, und wohl verwahrten Orth zu bringen habe, zu sorgen habe, daß niemanden, wes Standes oder Condition er sey, mit diesem Arrestanten die geringste Unterhaltung zu pflegen vergönnet, auch keineswegs verstattet werde, Erkundigungen einzuziehen, wer etwa diese Person sey oder was es vor Bewandnüs mit derseben habe. Allerdings sey der Arrestant aufs behutsamste mit benötigter Speisung und Trancke zu versorgen. Wornach bey Verlust Ihre Königl. Majestät Hohen Gnade der Herr Obriste sich zu achten.
1702 wurde von Flemming noch zum Generalmajor ernannt, verstarb allerdings plötzlich, noch bevor er das dazugehörige Generalspatent von August dem Starken empfangen konnte. Sein Nachfolger im Amt des Festungskommandanten zu Königstein wurde ab dem 6. Mai 1702 der Generalmajor Friedrich von Brause.[3]
[Bearbeiten] Quellen
- Carl Christian Gercken: Historie der Stadt und Bergvestung Stolpen im Marggrafthume Meissen gelegen..., Dresden und Leipzig 1764, Digitalisat auf Google Books, S. 292
- J.G. Gruber: Allgemeine Encyklopädie der Wissenschaften und Künste, 1. Sektion A-G, 25. Teil, Brockhaus Leipzig 1847, Digitalisat auf Google Books: Flemming, S. 169ff.
- Christian Heckel: Historische Beschreibung der Weltberühmten Vestung Königstein, ..., Magdeburg 1737, Digitalisat auf Google Books, S. 70
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Flemming in: Pierer's Universal-Lexikon, Band 6. Altenburg 1858, S. 348-350, Online auf Zeno.org
- ↑ Stammbaum der Linie Iven der Familie Flemming auf Geneanet
- ↑ Klaus Hoffmann: Das weiße Gold von Meißen: Ein Zeitgemälde aus der Epoche August des Starken, Leseprobe auf Google Books
[Bearbeiten] Weblinks
- Eustachius von Flemming auf Gedbas
- Eustachius von Flemming auf Geneagraphie - Families all over the world, geneagraphie.com
- Eustach von Flemming auf Rootsweb, worldconnect.rootsweb.ancestry.com
- Eustach von Flemming in Geneanet