Friedrich Löhmann
Friedrich Löhmann, auch Loehmann (* 7. April 1787 in Wildschütz bei Weißenfels; † 30. Mai 1835 in Zwickau) war ein sächsischer Soldat und Offizier, Lehrer an der königlichen Militärakademie für Artillerieschüler, später Lehrer an der Dresdner Kreuzschule, (Wirtschafts-)Mathematiker und Erfinder.
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[Bearbeiten] Familie
Friedrich Löhmann entstammte der sächsisch-thüringischen Familie Löhmann. Sein Vater war Landwirt in Wildschütz (heute Teuchern bei Weißenfels). Friedrich Löhmann heiratete 1813 in Torgau Sophie Christiane geb. Gehlhaar (* 1795; † 14. April 1874 in Dresden), Tochter des Torgauer Zinngießermeisters Johann Gottlob Gehlhaar. Das Ehepaar Löhmann hatte neun Kinder, die beim Tod des Vaters 1835 alle noch nicht erwachsen waren, u.a.:
- Friedrich Ernst Löhmann (8. Oktober 1822 in Dresden; † 20. Februar 1895 ebenda) sächsischer Ingenieur, Wasserbautechniker und Kommissar für das Steinbruchwesen, zuletzt im Rang und mit Titel eines königlich-sächsischen Oberbaurates.
- Marie Amalie Löhmann († 1912 in Dresden), wohnte 1856 als pensionierte Leutnants hinterlassene Tochter in der Webergasse 10, ab 1875 Band-, Garn und Zwirnhändlerin in der Großen Brüdergasse 9,[1] ab 1884 Privata in der Lüttichaustraße 5,[2] zuletzt in der Mathildenstraße 54.[3]
- Anna Auguste, Ernestine, Emilie, Nanni und Thekla Löhmann, alle 1857 in der ehemaligen Wohnung der Mutter.[4]
Löhmanns Witwe wohnte nach seinem Tod weiter in der ehemals gemeinsamen Wohnung in der Breiten Gasse,[5] zuletzt in der Lüttichaustraße 5.[6]
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Löhmann schlug eine militärische Karriere ein und begann seine Laufbahn als Artillerist in der sächsischen Armee, wo er anfangs als Feuerwerker diente. Danach trat er als Eleve (Schüler) an die damalige „Artillerie-Akademie“ ein. Mit großer Anstrengung widmete er sich dort der Vervollkommnung seiner Mathematikkenntnisse und verblieb - noch während der Napoleonischen Kriege - am 1. Juni 1813 nach abgeschlossener Ausbildung als Unterer Zeichnenmeister an der Artillerieakademie als Lehrer. Diese Dresdner Artillerie-Militäreinrichtung wurde zu dieser Zeit vom damaligen Direktor, Artillerie-Major Friedrich Gustav Rouvroy[7] geführt. Löhmann ist erstmals 1813 in den Stamm- und Ranglisten der sächsischen Armee verzeichnet. Ein weiterer Lehrer an der ab 1816 genannten königlichen „Militär-Akademie“ war Carl Heinrich Aster. Im gleichen Jahr wurde Löhmann zum Kondukteur und Unterlehrer der Mathematik an der Militärakademie ernannt. Als Unterlehrer durfte Löhmann auch die Offiziersuniform und das Offizier-Portepee tragen.
Anfang 1828 wurde Löhmann auf eigenes Ersuchen wegen Invalidität unter Fortzahlung einer gesetzlichen Pension, der Verleihung des Charakters als Sous-Lieutenant (erster Leutnantsrang) v.d.A. (von der Armee) und der Erlaubnis des Tragens der Armeeuniform in der Öffentlichkeit aus dem aktiven Dienst in der sächsischen Armee verabschiedet, womit er letztmalig 1828 in den Ranglisten der Armee verzeichnet ist.
Anschließend nahm Löhmann eine Anstellung als Lehrer der Mathematik am Gymnasium zum Heiligen Kreuz an, wo er öffentlicher außerordentlicher Lehrer wurde.[8] 1829 erschien Löhmanns für die Geschichte der Investitionsrechnung als Teilgebiet der Betriebswirtschaftslehre bedeutsamstes mathematisches Handbuch. 1831 ist Löhmann als Lehrer an der Kreuzschule im Dresdner Adressbuch verzeichnet. Er wohnte zu dieser Zeit in einer Erdgeschosswohnung an der Kreuzschule 4a,[9] ab 1833 in der Breiten Gasse, Mohrenkopf 3.[10] Dort ist er bis zu seinem Todesjahr verzeichnet.[11]
Löhmanns mehrmals aufgelegten arithmetischen Aufgaben waren sehr praxisbezogen und wurden von vielen Schulen in der damaligen Zeit eingeführt. Zuletzt beschäftigte er sich vor allem mit wirtschaftsmathematischen Fragen.[12]
Löhmann beschäftigte sich auch mit technischen Apparaten. So verbesserte er den Federreinigungs-Apparat des Leipziger Mechanikus Hoffmann so wesentlich, das die sächsische Landesdirektion dies nach sorgfältiger Prüfung als seine eigene Erfindung angesehen hatte und ihm ein Privileg für sechs Jahre ausstellte. Mit seinen chemischen Reagenzien und deren Erhitzung in sich schnell bewegenden Zylindern wurden die oft mehreren Generationen vererbten Federbetten gereinigt. Dies war ein wesentlicher Schritt bei der damaligen Gesundheitspflege und der Vermeidung der Übertragung von Krankheiten.
Auch für alle österreichischen Länder erhielt Löhmann ein Privileg für fünf Jahre für seine Federreinigung . Aufgrund dieser Veranlassung gab er noch Anfang 1835 in Prag einen Druck über den Zweck und die Beschaffenheit seines Apparates zur Reinigung von Bettfedern, Flaumen, Schafwolle und Rosshaare heraus und installierte den Apparat in Prag im dortigen Haus 873 am Johannes-Platz.[13][14] Im Februar 1835 wurde die öffentliche Anstalt zur Reinigung der Bettfedern in Prag von Löhmann eröffnet.[15]
Löhmanns Privileg im Königreich Sachsen, allein diese Maschinen aufgrund seiner Erfindung zu verbreiten, war daran gebunden, dass zuerst in Dresden und Umgebung, später auch für die Städte Freiberg, Oschatz, Chemnitz, Annaberg, Glauchau, Schneeberg, Zwickau und neun andere Ortschaften ein derartiger Reinigungsapparat aufgestellt werden musste. Löhmann war gerade mit der Installation des Apparates in Zwickau beschäftigt, als ihm dort ein Nervenfieber befiel, an dem er vor Ort starb.
[Bearbeiten] Veröffentlichungen (Auswahl)
- 1821: Tafeln zur Verwandlung der Längen- und Hohlmaße, so wie des Gewichts und der Rechnungsmünzen aller Hauptländer Europas und dessen vorzüglichen Handelsplätzen, mit Rücksicht auf die für den euopäischen Handel wichtigen Orte der übrigen Welttheilen, Leipzig, 5 Auflagen bis 1831
- 1823: Die Tafeln der Ellenmaase, oder Verwandlung der beim Warenverkauf und bei anderen Ausmessungen eingeführten Ellenmaasse usw., 3 Auflagen, auch mit dem Titel Tafeln der Rechnungsmünzen, oder Verwandlung Eintheilung, Gewicht und wahrer Werth derjen. Münzen, nach welchen sowohl bei öffentl. Cassen, als im Handel gerechnet wird; mit 46.656 ganz genau berechneten Resultaten, von 1 bis 1 Million Stück, nach der in London vorgenommenen Untersuchung über die Münzen aller Länder
- 1825: Die Fahrstraße unter dem Wasser, oder Beschreibung des von M.J. Brunet so eben auszuführenden Baues eines doppelten Fahrwegs unter dem Bette der Themse zu London, Wien
- 1826: Tafeln der Handels- und Artillerie-Gewichte
- 1829: Die ersten Gründe der Zahlenrechnung in Fragen und Antworten, zum Unterricht in Schulen und zur Gedächtnishülfe im Geschäftsleben, Dresden
- 1829: Handbuch für juridische und staatswirthschaftliche Rechnungen zum Gebrauche für alle Classen von Staats-Beamten, Juristen, Cameralisten, Theilnehmer an Assecuranz- und Bankgeschäften, so wie für jeden Liebhaber der Rechnenkunst
- 1831: Geometrische Formeltafeln
- 1832: Medicinalgewichte
- 1833: Neue arithmetische Uebungs-Beispiele für Deutschlands Gymnasien und Bürgerschulen, 3 Hefte bis 1834
- 1834: Auflösungen von den neuen arithmetischen Uebungsbeispielen für Lehrer, 2 Hefte
- 1835: Nachricht über die hier errichtete ausschliesslich priviligirte Anstalt zur Reinigung von Bettferedern, Prag, Druck von Gottlieb Haase's Söhnen
[Bearbeiten] Quellen
- Stamm- und Rang-Listen der Königl.-Sächsischen Armee, 1813 bis 1828, Digitalisat der SLUB
- Georg Christoph Hamberger, Johann Georg Meusel: Das gelehrte Teutschland oder Lexikon der jetzt lebenden teutschen Schriftsteller, nebst Supplementen zur fünften Ausgabe, I-L, Band 23, Digitalisat auf Google Books, S. 449f.
- Friedrich Löhmann in Neuer Nekrolog der Deutschen, 1837, Digitalisat auf Google Books, S. 517f.
- Adolph Carl Peter Callisen: Medicinisches Schriftsteller-Lexicon der jetzt lebenden Aerzte, Wundärzte, Geburtshelfer, Apotheker, und Naturforscher aller gebildeten Völker, Verfasser-Nachtrag, Band 30, 1842, Digitalisat auf Google Books, S. 108
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Adressbuch Dresden 1876, S. 244, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1885, S. 296, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1912, S. 682, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1857, S. 143, SLUB
- ↑ Dresdner Adress-Kalender 1836, S. 159, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1874, S. 228, SLUB
- ↑ Poten, Bernhard von, "Rouvroy, Friedrich Gustav von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 29 (1889), S. 407 Online-Version
- ↑ Gymnasium zum Heiligen Kreuz (Dresden): Ad examen publicum ... actumque declamatorium ... in Gymnasio Dresdensi concelebrandum humanissime et observantissime invitant, 1833, Digitalisat auf Google Books, S. 13
- ↑ Dresdner Adress-Kalender 1831, S. 165, SLUB
- ↑ Dresdner Adress-Kalender 1833, S. 163, SLUB
- ↑ Dresdner Adress-Kalender 1835, S. 155, SLUB
- ↑ Biographische Enzyklopädie deutschsprachiger Naturwissenschaftler, Band 1, 2003, Snippet-Ansicht auf Google Books, S. 539
- ↑ Allgemeines Repertorium der gesammten deutschen medizinisch-chirurgischen Journalistik, mit Berücksichtigung d. Neuesten und Wissenswürdigsten aus d. ausländischen medizinisch-chirurgischen Journal Literatur, 1837, Digitalisat auf Google Books, S. 165
- ↑ Medicinische Jahrbücher des kaiserl.-königl. österreichischen Staates, Band 13, 1837, Digitalisat auf Google Books, S. 380ff.
- ↑ Oekonomische Neuigkeiten und Verhandlungen. Zeitschrift für alle Zweige der Land- und Hauswirthschaft, des Forst- und Jagdwesens im österreichischen Kaiserthume und dem ganzen Teutschland, 49. Band, Ausgabe 1-146, 1835, Digitalisat auf Google Books, S. 248
[Bearbeiten] Weblinks
- Schneider, Dieter, "Löhmann, Friedrich" in: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 38-39 Online-Version
- Loehmann (Friedrich) in: Eduard Maria Oettinger, Hugo Schramm-Macdonald: Moniteur des dates, 1867, S. 137
- Löhmann, Friedrich, Unterlehrer und Leutnant a.D. in Dresden, Schriften und Werke in der Deutschen Digitalen Bibliothek