Hedwig Langner
Hedwig Louise Langner geb. Jindra (* 26. Oktober 1870 in Großenhain; † 4. März 1945 in Dresden–Pieschen)[1] war eine deutsche Unternehmerin, Gründerin und Inhaberin von Dresdens ältestem Spielwarengeschäft.
[Bearbeiten] Genealogie
Hedwig Louise Jindra war die Tochter von Vincenz Jindra und dessen Ehefrau Marie,[2] einer Aufwärterin (Dienerin) in Großenhain. Die Familie wohnte in der sächsischen Kleinstadt am dortigen Hauptmarkt 249,[3] wo sie bis 1887 verzeichnet ist.[4]
Jindra heiratete 1892 den Arbeiter Richard Heinrich Langner (* 11. Juli 1869), der später als Marktgehilfe und Drogist arbeitete und ab 1913 Besitzer der Markus-Drogerie in der Oschatzer Straße 24 war.[5] Standesamtlich wurde die Ehe am 2. April 1902 nachvollzogen.[6] Das Paar hatte zwei Kinder:
- Rudolph Richard Langner (* 11. April 1893 in Dresden).[7] Er erlernte den Beruf eines Kaufmannes,[8] trat später als Drogist mit in das väterliche Drogeriegeschäft ein und heiratete am 30. März 1921 in Dresden Minna Marie Steude (* 15. Januar 1900 in Dresden; † 12. April 1930 ebenda)[9], Tochter von Carl Ernst Steude und dessen Ehefrau Minna Auguste.[10]
- Johanna Hedwig Langner (* 17. März 1898 in Dresden).[11] Sie heiratete am 19. Mai 1920 in Dresden den Konstrukteur und späteren Oberingenieur,[12][13] Kurt Otto Winkler (* 5. Oktober 1894 in Pieschen), den Sohn von Otto Moritz Winkler und dessen Ehefrau Martha Magdalene.[14]
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Hedwig Langner kam mit 17 Jahren als Stubenmädchen nach Dresden. Am 1. Oktober 1894 gründete sie eine Seifenhandlung im Erdgeschoss des Seitengebäudes der damaligen Schulstraße 7 im seinerzeit noch selbständigen Vorort Pieschen.[15][16][17] Mit der Eingemeindung von Pieschen nach Dresden wurde diese Straße in Bürgerstraße 53 umbenannt.[18] 1908 erfolgte ein Umzug in die Geschäftsräume Bürgerstraße 40. Ab 1910 ist Langner im Dresdner Adressbuch auch als Inhaberin einer Puppenklinik verzeichnet.[19]
Bereits in den 1920er Jahren trat Langners Tochter Johanna in das mütterliche Unternehmen ein. Ab 1929 firmierte Langner mit einem eigenen Eintrag im Dresdner Adressbuch als „Hedwig Langner Spezialgeschäft für feine Puppen, Puppenklinik“.[20] Langner handelte mit Spielwaren, Drogerieartikeln und reparierte Puppen. 1934 wurden die Geschäftsräume erweitert. Hedwig Langner hatte mit ihrer Puppen-Klinik manchen besorgtem Kinderherzen Trost geschenkt und der Puppe oder dem Teddy wieder neue Augen, Haare, Glieder verliehen oder mit sehr feiner Hand frische Puppengesichter gestaltet. Mit dieser Fähigkeit hatte sie, später gemeinsam mit ihrer Tochter Johanna, ihr Geschäft „Puppen Langner“ über die Stadtgrenzen von Dresden hinaus bekannt gemacht.
2015 wurde beschlossen, in Dresden-Pieschen eine Straße nach Hedwig Langner zu benennen.[21]
[Bearbeiten] Trivia
1954 wurde das 60-jährige Firmenjubiläum von „Puppen Langner“ gefeiert. Bereits zu dieser Zeit wurde das Geschäft in dritter Generation von Rudolf Winkler und dessen Ehefrau Christa geführt. 1985 übernahm Langners Urenkel Hansjochen Langner die Geschäftsführung. 1990, nach der politischen Wende in der DDR erweiterte dieser das Geschäft auf 150 Quadratmeter. Neben Puppen, Plüschtieren und Holzspielwaren, dem klassischen Sortiment wurden nun auch Modelleisenbahnen angeboten. Zum 100. Firmenjubiläum, 1994 wurde von „Puppen Langner“ ein großes Kinderfest in Pieschen veranstaltet.
Nachdem 2014 noch das 120. Geschäftsjubiläum begangen wurde, musste der inzwischen 60-jährige Hansjochen Langner das Geschäft 2015 schließen.[22]
[Bearbeiten] Quellen
- Christiane Bonk: Die Puppenstube ist wieder im Kommen, in: SZ 15. Juni 2000
- Geschichte des Unternehmens auf der archivierten Homepage von Puppen Langner, abgerufen am 13. Mai 2017
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Urkundennummer 168, Sterberegister Standesamt Pieschen 1945, Datensatz auf ancestry.de
- ↑ Urkundennummer 168, Sterberegister Pieschen 1945, Datensatz auf ancestry.de
- ↑ Adressbuch Großenhain 1884, SLUB Dresden, S. 28
- ↑ Adressbuch Großenhain 1887, SLUB Dresden, S. 32
- ↑ Adressbuch Dresden 1913, SLUB Dresden, S. 661
- ↑ Urkundennummer 23, Eheregister Standesamt Pieschen 1902, Datensatz auf ancestry.de
- ↑ Urkundennummer 220, Geburtenregister Standesamt Pieschen 1893, Datensatz auf ancestry.de
- ↑ Erstmalig im Adressbuch Dresden 1921, SLUB Dresden, S. 517
- ↑ Urkundennummer 279, Sterberegister Standesamt Dresden III 1930, Datensatz auf ancestry.de
- ↑ Urkundennummer 229, Eheregister Standesamt Dresden III 1921, Datensatz auf ancestry.de
- ↑ Urkundennummer 212, Geburtenregister Standesamt Dresden IV 1898, Datensatz auf ancestry.de
- ↑ Adressbuch Dresden 1939, SLUB Dresden, S. 1070
- ↑ Adressbuch Dresden 1943/44, SLUB Dresden, S. 1071
- ↑ Urkundennummer 701, Eheregister Standesamt Dresden I 1920, Datensatz auf ancestry.de
- ↑ Geschäftshandbuch Pieschen 1895, SLUB Dresden, S. 53.
- ↑ Geschäftshandbuch Trachau, Trachenberge, ..., Pieschen 1896, SLUB Dresden, S. 137
- ↑ Adressbuch Dresden, Vorort Pieschen 1897, SLUB Dresden, S. 1745
- ↑ Adressbuch Dresden, Häuserbuch 1898, SLUB, S. 779
- ↑ Adressbuch Dresden 1910, SLUB Dresden, S. 624
- ↑ Adressbuch Dresden 1929, SLUB Dresden, S. 560
- ↑ https://www.tag24.de/nachrichten/puppen-heilerin-hedwig-langner-bekommt-eigene-strasse-in-dresden-21248
- ↑ Anneke Müller: Pieschen: Ein Kiez im Wandel, Onlineversion auf www.tag24.de