Heiliges Römisches Reich

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Der Raum Dresden gehörte als Gau Nisan von 965 bis 984 über das Markgrafentum Meißen und ab 1002 wieder als Lehen des Herzogtums Böhmen zum Heiligen Römischen Reich.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] 1002: Böhmen als Lehen des Heiligen römischen Reiches

Im November 1002 sicherte sich Vladivoj von Böhmen in der bayrischen Hauptstadt Regensburg die Unterstützung des deutschen Königs Heinrich II., indem er sich als erster Herzog Böhmen als Lehen übertragen ließ.[1] Das hatte zur Folge, dass Böhmen seit dieser Zeit als Bestandteil des Heiligen Römischen Reiches betrachtet wurde. Vladivoj von Böhmen starb schon kurz darauf im Januar 1003 (laut den Quellen aufgrund übermäßigen Alkoholkonsums), weswegen diese Reichszugehörigkeit in den folgenden Jahrhunderten situativ immer wieder bestritten wurde (schließlich wurden am Ende des Zweiten Weltkrieges und bis 1947 etwa 3 Millionen Personen auf Grund ihrer Zugehörigkeit zur deutschen Bevölkerungsgruppe pauschal zu Staatsfeinden erklärt und von der Tschechoslowakei ausgebürgert).

[Bearbeiten] 1003/1004: der polnische König Bolesław I Chrobry Herzog von Böhmen

Auf Herzog Vladivoj von Böhmen folgte erneut sein Vorgänger Boleslav III. von Böhmen, der aber beim ersten Polenkönig Bolesław I Chrobry Hilfe suchte, um seinen Bruder Jaromír von Böhmen zu verdrängen. Boleslav III. von Böhmen kam 1003 nur kurzzeitig nochmals an die Macht, dann wurde er vom polnischen König Bolesław I. Chrobry (danach auch = Herzog Boleslav IV. von Böhmen) gefangen genommen, nach Krakau gebracht und dort geblendet (er starb 1037 in Gefangenschaft).

Im Zuge der Thronkämpfe zwischen Boleslavs III. Söhnen und Bolesław I. Chrobry 1003/1004 war Prag polnisch. Es folgten daraufhin Interventionen des Heiligen Römischen Reiches, welches die erst neu gewonnene Reichszugehörigkeit Böhmens nicht gleich wieder verlieren wollte. Insbesondere aber war ein vereintes polnisch-böhmisches Reich als östlicher Nachbar viel zu stark und dadurch aus deutscher Sicht nicht hinnehmbar. Im Rahmen dieser Kämpfe zog König Heinrich II. in Boritz an der Elbe (7 km südöstlich von Riesa) und in Nisan (nach anderer Meinung in Neußen (Elbe) bei Belgern) als Ablenkungsmanöver Schiffe zusammen, griff dann Böhmen aber über die Gebirgspässe an[2][3].

[Bearbeiten] 1099: Böhmen wird erneut Lehen des römisch-deutschen Königs (und Kaisers)

[Bearbeiten] 1142: Böhmenherzog Vladislav II. überträgt Nisan und Bautzen an den deutschen König Konrad III.

Im Jahr 1142 flüchtete der Böhmenherzog Vladislav II. zum deutschen König Konrad III. nach Würzburg (nach anderer Meinung zum Reichstag nach Frankfurt). Vermutlich wurde hier die Übertragung der Gaue Nisan und Bautzen an den deutschen König gegen eine militärische Hilfe ausgehandelt.[4] Außerdem musste Vladislav II. eine hohe Geldsumme an Kriegsentschädigung zahlen.

[Bearbeiten] Nach 1142: Nisan (später Dresden) gehört zur Mark Meißen (ab 1428: Kurfürstentum Sachsen)

Seit 1142 befand sich der Gau Nisan (der Elbtalkessel um Dresden) in Reichzugehörigkeit über die Mark Meißen, die 1428 im Kurfürstentum Sachsen aufging.

[Bearbeiten] 1806: Ende des Heiligen römischen Reiches

1806 endete das Heilige Römische Reich durch die Gründung des Rheinbundes, dem auch Sachsen mit Dresden beitrat.


[Bearbeiten] Weblinks

[Bearbeiten] Anmerkungen

  1. Wahrscheinlich zwischen dem 11. und dem 24. November 1002: vgl. "Heinrich II. - RI II,4 n. 1511a - 1002 November 11, Regensburg - Heinrich feiert hier nach einem Empfang durch Bischof Gebhard von Regensburg das Fest des hl. Martin (Thietmar V, 22). – Während eines längeren Aufenthaltes in Regensburg (vgl. Regg. 1512–1524) erscheint Herzog Wlodowej von Böhmen, der nach dem Sturze Boleslaws III. dort die Herrschaft übernommen hatte. Er kommendiert sich dem König und wird mit dem Herzogtum Böhmen belehnt. – Bischof Leo von Vercelli hat wohl hier im Namen der italienischen Anhänger des Königs diesen zum Zuge gegen Arduin von Ivrea aufgefordert. - Überlieferung/Literatur: Thietmar V, 23 (15); Adalbold cap. 14 (SS. 4, 687); Versus de Ottone et Heinrico (MG. Poetae 5, 483). - Kommentar: Wlodowej war vielleicht ein Bruder des Polenherzoga Boleslaw Chrobry von Polen; vgl. Holtzmann, Thictmar 247 Anm. 13. – Zu den böhmischen Wirren vgl. Jbb. Heinrichs II. 1, 231 ff.; Bretholz, Geschichte Böhmens u. Mährens (1912) 114 f.; Holtzmann, Kaiserzeit 401; zur staatsrechtlichen Stellung Böhmens vgl. Wegener, Böhmen, Mähren u.das Reich im Hochmittelalter (1959) 55 f. – Zur Gesandtschaft Leos vgl. Bloch NA. 22 (1897) 100 Anm. 2; Jbb. l. c. 239 Anm. 5 und Reg. 1483 ee." In: RI II,4 n. 1511a, in: Regesta Imperii Online, http://www.regesta-imperii.de/id/1002-11-11_1_0_2_4_1_93_1511a (Abgerufen am 11. April 2024).
  2. RI II,4 n. 1580a zu (Mitte August – Anfang September) 1004, in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1004-08-00_1_0_2_4_1_222_1580a (Abgerufen am 1. November 2019): Feldzug gegen Herzog Boleslaw von Polen und Böhmen. Das Heer sammelt sich Mitte August bei Merseburg (ausgenommen die später dazustoßenden Bayern) und setzt sich Richtung Polen in Bewegung. Zur Täuschung des Gegners läßt König Heinrich auf der Elbe bei Boritz (oberhalb Riesa) und bei Neußen (bei Belgern) Schiffe zum Übersetzen zusammenziehen, biegt aber vor Erreichen des Flusses überraschend nach Süden ab, um über das Erzgebirge nach Böhmen einzufallen. (aus dem Band II,4 Heinrich II. 1002-1024 der Regesta Imperii, Hrsg. von Theodor Graff, Verlag H. Böhlaus Nachf., Wien, Köln, Graz 1971, S. 908)
  3. Thietmar VI, 10 ff.; Adalbold cap. 43, 46 f. (SS. 4, 694 f.); Ann. Quedlinburg. (SS. 3, 79); Herimann Aug. (SS. 5, 118).
  4. André Thieme, Manfred Kobuch: Die Landschaft Nisan vom 10. bis 12. Jahrhundert – Siedlung, Herrschaft und Kirche. In: Karlheinz Blaschke (Hrsg.), Uwe John: Von den Anfängen bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges. Theiss, Stuttgart 2005, ISBN 978-3-8062-1906-7, S. 63–88 und 645–649, hier S. 648, Anm. 74 (Geschichte der Stadt Dresden, Bd. 1).
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