Bolesław I Chrobry

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Bolesław I Chrobry

Bolesław I Chrobry (* 966; † 17. Juni 1025), der Tapfere, war Herzog und erster König von Polen. Über mehrere Jahre beherrschte er faktisch auch die Mark Meißen. Bolesław war einer der einflussreichsten Herrscher seiner Zeit, wollte ein emanzipiertes Reich der Westslawen aufbauen und dabei zur Verbreitung des Christentums beitragen. Er wird in Polen als Nationalheld verehrt. Sein Bild in der historischen Bewertung war häufig politisch geprägt. In der deutschen Geschichtsschreibung wurde er lange sehr negativ dargestellt. Dass er sich Karl den Großen zum Vorbild genommen und seinen Aufstieg auch dem deutschen Kaiserreich zu verdanken hatte, stand auf polnisch-nationalistischer Seite weniger im Blickpunkt.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben und Wirken

[Bearbeiten] Kindheit

Bolesław war ein Sohn des polnischen Herzogs Mieszko und der böhmischen Herzogstochter Dobrawa, die ihm den Vornamen ihres Vaters (Boleslav I.) und Bruders (Boleslav II.) gab. Mit Dobrawa fasste das Christentum in Polen Fuß. Es ist zu vermuten, dass Bolesław kurz vor der Taufe des Vaters im Jahre 966 zur Welt kam, da frühe Quellen auf eine Eheschließung der Eltern im Jahre 965 und die Geburt als Sohn eines heidnischen Vaters und einer gläubigen Mutter verweisen.[1]

Auf Befehl von Kaiser Otto I. wurde Bolesław 973 nach Deutschland als Geisel geschickt. Nach dem frühen Tod der Mutter im Jahre 977 kühlte sich das Verhältnis zu Böhmen spürbar ab. Mieszko heiratete danach Oda von Haldensleben, wodurch erste Verbindungen zum sächsischen Adel geknüpft wurden.

Der deutsche Kaiser Otto III. erkannte in der Zeremonie von Gniezno im März 1000 Bolesław I Chrobry als souveränen Herrscher Polens an.
Herrschaftsgebiet von Bolesław I Chrobry
Denkmal in Breslau
Reste des Grabes im Dom von Poznan

[Bearbeiten] Antritt der Herrschaft

Bolesław wurde von seinem Vater im Jahre 984 mit einer Tochter des Markgrafen Rikdag von Meißen verheiratet. Die Böhmen unter Boleslav II. besetzten aber die Markgrafschaft und damit waren die Pläne der Polen, nach dem Tod von Kaiser Otto II. in der Mark Meißen Fuß zu fassen, zunächst gescheitert. Bolesław löste die Ehe wieder auf. Auch seine dritte Ehe, im Jahre 987, sollte die geplante Allianz mit Meißen festigen und war vor allem gegen Böhmen und dessen Vormachtstreben in Schlesien gerichtet. Im Rahmen einer Doppelhochzeit heiratete Bolesław eine Schwägerin von Gunzelin, eines Bruders des damaligen Meißner Markgrafen. 992 konnte Schlesien mit Breslau, wie zuvor schon Krakau, von den Böhmen erobert werden. Im gleichen Jahr erbte Bolesław von seinem Vater das Herzogtum Groß-Polen (Wielkopolska), das von der Oder bis zur Warthe reichte.

[Bearbeiten] Allianz mit dem deutschen Kaiser

Mit diplomatischem und kriegerischem Geschick konnte Bolesław das polnische Territorium rasch erweitern. Zunächst musste er aber die Ansprüche seiner Stiefgeschwister abwehren. Er eroberte Pommern und beteiligte sich 995 an Feldzügen von Otto III. zur Unterwerfung und Missionierung der ostelbischen Sorben.

Das polnische Territorium blieb kirchenpolitisch umstritten. Das unter Boleslav II. entstandene Bistum Prag umfasste auch Breslau und Krakau. Ein Vorschlag aus dem Bistum Meißen, für Teile von Böhmen und Schlesien eine eigene Diözese einzurichten, scheiterte. Gegen die deutschen Kirchenfürsten entschied sich Otto III. für das Konzept, die zu Deutschland benachbarten Gebiete nicht zu integrieren, sondern zu Verbündeten aufzubauen, quasi als Vorposten zum Schutz des Reiches.

Bolesław erkannte die sich daraus für ihn ergebenden Möglichkeiten. Er löste die Reliquien des Prager Bischofs St. Adalbert von den baltischen Pruzzen aus, die jener missionieren wollte, und begrub sie in Gniezno. Anlässlich einer Zeremonie während der Wallfahrt von Otto III. nach Gniezno im März 1000 erkannte der Kaiser Bolesław als souveränen Herrscher Polens an. Bei dieser Gelegenheit wurde vermutlich die spätere Eheschließung von Bolesławs Thronfolger Mieszko II. mit einer Nichte von Otto beschlossen, und Bolesław taufte seinen jüngsten Sohn auf den Namen Otto.

Papst Sylvester II. gewährte Polen eine eigene Erzdiözese mit Sitz in Gniezno, wobei Breslau einen Bischofssitz erhielt. Damit wurde Bolesław zum Gründungsvater einer eigenständigen polnischen Nationalkirche, die unabhängig von Deutschland direkt dem Papst unterstellt war. Das gute Verhältnis zum deutschen Kaiserreich zerbrach später, weil Bolesław seinen Tributverpflichtungen nicht nachkam.[2] Aber auch innenpolitisch stand er vor großen Herausforderungen, denn der Übertritt seines Landes zum Christentum verlief anfangs nicht reibungslos.

[Bearbeiten] Kampf um die Mark Meißen

1002 unterstützte Bolesław Ekkehard I. beim Versuch, die Nachfolge des verstorbenen Kaisers Otto III. anzutreten. Nach Ekkehards Ermordung eroberte Bolesław mit Unterstützung von dessen Gefolgsleuten Meißen und die Lausitz. Die offizielle Markgrafenwürde in Meißen erhielt jedoch Ekkehards Bruder Gunzelin. Um Bolesław zu besänftigen, belehnte ihn der neue König, Heinrich II., mit der Markgrafschaft Lausitz und dem Gau Milska (Oberlausitz), wodurch Milska formal von der Mark Meißen abgetrennt wurde.

Ein Attentat gegen die Polen anlässlich der Huldigung des neuen Königs in Merseburg im Jahre 1002 hatte Zwietracht zwischen Heinrich II. und Bolesław gesät. Der Konflikt spitzte sich immer weiter zu und Bolesław musste das 1003 eroberte Böhmen wieder aufgeben. Heinrich II. versuchte, die relative polnische Eigenständigkeit, in kirchlichen wie politischen Angelegenheiten, wieder einzuschränken. Dabei schreckte er auch nicht davor zurück, sich mit den heidnischen Lutizen zu verbünden, die Deutsche und Polen zuvor gemeinsam bekriegt hatten. Bautzen wurde 1004 von den Deutschen zurückerobert. 1007 schenkte Heinrich II. die Oberlausitzer Burgwarde Ostrusna, Trebista und Göda dem Hochstift Meißen unter Bischof Eido I.[3] Heinrich konnte im ersten von insgesamt drei Kriegen mit Bolesław dessen Einfluss zunächst zurückdrängen.

Die meißnische Verwandtschaft von Bolesław spielte in jener Zeit eine zwiespältige Rolle. Schwiegersohn Hermann regierte im Auftrag des deutschen Königs bis zur polnischen Rückeroberung 1007 die Oberlausitz, versuchte aber häufig zu vermitteln. Markgraf Gunzelin wurde nachgesagt, mit Bolesław zu paktieren, weswegen er 1010 vom König abgesetzt wurde. 1013 erkannte Bolesław im Frieden von Merseburg die Lehnshoheit von Heinrich II. zwar formal an, faktisch musste der deutsche König aber die lausitzischen Eroberungen einschließlich Milska der Polen akzeptieren.[4]

Heinrich II., inzwischen deutscher Kaiser, wollte den gewachsenen Einfluss der Polen nicht hinnehmen. Bolesław verweigerte dem Kaiser die geforderte Herausgabe seiner Reichslehen in der Lausitz.[5] Am 8. Juli 1015 sammelte der Kaiser in Sclanisvordi das Heer zum Polenfeldzug[6], fiel in die Mark Lausitz ein und ging am 3. August 1015 bei Krossen über die Oder. Bolesław verhinderte allerdings die Vereinigung des kaiserlichen Heeres mit dem Heer des Sachsenherzogs Bernhard II., dem Heer des Markgrafen Heinrich I. von Österreich und dem Heer des Herzogs Udalrich von Böhmen, so dass sich der Kaiser in den Gau Diedesisi (um Glogau) zurückziehen und an einem ungünstigen Ort lagern musste.[7] Am 1. September 1015 setzte das Heer den Rückmarsch durch sumpfiges Gelände fort, wobei die Nachhut unter der Führung des Erzbischofs Gero von Magdeburg, des Markgrafen Gero II. und des Pfalzgrafen Burchard in einen polnischen Hinterhalt geriet und aufgerieben wurde. Markgraf Gero II., Graf Folkmar und zweihundert Ritter fielen, die anderen wurden fast alle gefangen. Lediglich Erzbischof Gero und der verwundete Pfalzgraf konnten mit Mühe entkommen und dem Kaiser die Niederlage melden. Zunächst wollte dieser zur Mitnahme der Toten umkehren, sandte dann aber auf allgemeinen Rat hin Bischof Eido I. zurück auf den Kampfplatz, um die Gefallenen zu bestatten und um die Herausgabe der Leiche des Markgrafen zu bitten. Ehrfürchtig selbst durch die Polen behandelt, gelangte Eido durch die Heerhaufen zu Bolesław I Chrobry, welcher sogar seine Krieger für die Bestattung der Gefallenen zur Verfügung stellte[8]. Erst in Strehla an der Elbe entließ der Kaiser den Markgrafen Hermann von Meißen mit dem Auftrag, die Burg Meißen gegen die nachrückenden Polen zu verteidigen, und floh weiter in das sichere Merseburg.[9] Im Morgengrauen des 13. September 1015 überschritt der polnische Prinz Mieszko Lambert, Bolesławs Sohn, mit sieben Heerhaufen die Elbe und schloss die vom Markgrafen Hermann gehaltene Burg Meißen ein, wobei er die Umgebung verwüsten ließ. Die Meißner Unterstadt und -burg wurden nach dem Rückzug der sorbischen Wetenici in die obere Burg von den Polen geplündert und in Brand gesteckt. Auch die Oberburg hatte bereits an zwei Stellen Feuer gefangen. Markgraf Hermann forderte selbst die Frauen zur Mithilfe auf, welche daraufhin Steine an die Brustwehr schafften und mangels Wasser das Feuer mit großen Bottichen Medone (Honigbier) löschten, das eigentlich zur Stärkung der Mannschaft bestimmt war. Die Burg konnte mit größter Anstrengung bis zum Abend gehalten werden. Am nächsten Morgen war ein neuer Sturm auf die Burg Meißen geplant. Da die Elbe ungewöhnlich schnell und hoch anstieg, brachte sich das polnische Heer stattdessen aber auf die nördliche Elbseite vor dem heranrückenden kaiserlichen Heerhaufen in Sicherheit. Die Verstärkung half bei der Wiederherstellung der Unterburg, da sich die Polen in der Nähe aufhielten und jederzeit mit einem erneuten Überfall gerechnet werden konnte.[10]

Während des letzten der deutsch-polnischen Kriege belagerte 1017 Kaiser Heinrich II. erfolglos die Burg Nimptsch. Bolesław harrte während dieser Zeit in Breslau aus. Heinrich musste schließlich Bolesławs Herrschaft über die Lausitz und den Gau Milska 1018 im Frieden von Bautzen erneut anerkennen. Bei dieser Gelegenheit vertiefte jener seine Beziehungen zum meißnischen Adel durch Heirat mit Oda, Tochter des ehemaligen Markgrafen Ekkehard I. Auch wenn Bolesław nicht die Herrschaft über die Mark Meißen erobern konnte, war sein Einfluss groß und er insgesamt der Sieger im Konflikt mit Heinrich II.

[Bearbeiten] Bolesław wird König

1018 besiegte Bolesław den von Heinrich II. unterstützten Yaroslav I. von Kiew und installierte seinen Schwiegersohn und Yaroslavs Bruder Svyatopolk auf dem Thron. Bolesławs gewachsene Bedeutung als Herrscher von der Elbe bis zum Bug wurde am 25. Dezember 1024 durch seine Krönung zum polnischen König anerkannt.

[Bearbeiten] Familie

Bolesław war ein Sohn aus der ersten Ehe von Mieszko I. (* 930; † 25. Mai 992), des ersten Herzogs aus der Dynastie der Piasten, und der böhmischen Prinzessin Dobrawa (Dubravka) († 977), einer Tochter des Herzogs Boleslav I. Seine Frau brachte Mieszko I. und damit Polen zum christlichen Glauben. Mit seiner Taufe im Jahre 966 legitimierte Mieszko seinen kurz zuvor ausgerufenen Staat Polen bei den Nachbarn. Bolesławs Schwester Sigrid die Stolze (* um 965; † nach 1014) wurde Königin von Dänemark und Schweden.

Bolesław war vier Mal verheiratet: 984 mit Henilda, einer Tochter des Markgrafen Rikdag, und nach zwei weiteren Ehen ab dem 3. Februar 1018 mit Oda, Tochter des Markgrafen Ekkehard I. († nach 1025). Er hatte aus den vier Ehen insgesamt neun Kinder. Die bekanntesten entstammten der dritten Ehe mit Emnilda, der Tochter eines slawischen Fürsten aus der Lausitz:

[Bearbeiten] Quellen

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Franz-Reiner Erkens: Das frühmittelalterliche Königtum: Ideelle und religiöse Grundlagen, Walter de Gruyter, 01.01.2005
  2. Eduard Philipp: Geschichte der Stadt Breslau, Schulz, 1831
  3. Uwe Fiedler: Die deutsche Ostsiedlung zwischen Elbe und Spree: Bischofswerda, Trebista und die Wesenitz. 1. Mai 2017
  4. Regesta Imperii: Heinrich II., 1013 Mai 24., Merseburg.
  5. Ann. Quedl. 1015, SS 3, 83
  6. wahrscheinlich die Wüstung Schlenzfurt (links der Elbe zwischen Riesa und Wittenberg); Thietmar VII, 18 (12).
  7. Ann. Quedlinburg. (SS. 3, 83).
  8. Necrol. Merseburg. zum 1. September; Thietmar VII, 20 (12) ff; Ann. Quedlinburg. (SS. 3, 83).
  9. Thietmar VII, 23 (15).
  10. Thietmar VII, 23 (15).

[Bearbeiten] Weblinks

[Bearbeiten] Literatur

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