Breslau
Die polnische Stadt Breslau (poln.: Wrocław [ˈvrɔtswaf]) ist seit 7. Mai 1959 die zweite Partnerstadt Dresdens. Sie liegt an der Einmündung der Oława (Ohlau) in die Oder inmitten einer ertragreichen Landwirtschafts- und Bergbauregion südlich des Katzengebirges. Breslau wurde auf 12 Inseln erbaut, die durch mehr als 100 Brücken verbunden sind. Aufgrund ihrer günstigen Lage an der Kreuzung der alten Bernsteinstraße zwischen Ostsee und Adria, der Via Regia von Kiew nach Paris sowie einer alten Salzstraße aus Magdeburg war die Stadt über lange Zeit ein blühendes Handelszentrum.[1] Breslau erlitt im Zweiten Weltkrieg schwere Zerstörungen, ist heute aber wieder eine der schönsten Städte Polens. Zwei Breslauer Zwerge am Hietzigbrunnen und an der Treppe zum Ratskeller symbolisieren die langjährige Freundschaft Dresdens mit Breslau.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte
[Bearbeiten] Vorgeschichte um Germanen und Slawen
Die Region um das heutige Breslau war ursprünglich germanisch besiedelt. Die in Schlesien ansässigen Silingen gehörten zu den Vandalen. Nach ihrem Wegzug nach Westen im Zuge der Völkerwanderung wurde die Gegend slawisch. Wie auch die Gegend um Nisan gerieten die Slawen hier ab dem 6. Jahrhundert in die Machtkämpfe zwischen Franken, Böhmen und Awaren.
Die Namen Wrocław und daraus Breslau leiten sich vom böhmischen Herzog Wratislaw aus der Zeit seiner Regentschaft von 915 bis 921 ab.[2] Wratislaw, mit den Elbslawen verschwägert, sicherte eine historische Burganlage auf der Dominsel.[3] Schlesien als Nachbarregion der Mark Meißen war mehrfach von den gewaltsamen Ereignissen während der deutschen Ostexpansion betroffen. Gero, Markgraf der Ostmark, besetzte zeitweise die Territorien östlich der Oder. 973 bildete einen Meilenstein in der Christianisierung Schlesiens, das dem von Boleslav II. mit Unterstützung von Otto I. gegründeten Bistum Prag unterstellt wurde. 992 verlor Böhmen Schlesien an Polen.
[Bearbeiten] Stadtgründung unter polnischen Fürsten
Während der Regentschaft von Bolesław I Chrobry erlebte Breslau einen großen Aufschwung und wurde unter Otto III. im Jahre 1000 Bischofssitz. Dieses Datum stellt gleichzeitig die offizielle Ersterwähnung der Stadt dar. In jener Zeit entstand auch der Vorgängerbau des heutigen Doms auf der Oder-Insel. Der polnische Herzog und spätere erste König besetzte 1002 die Mark Meißen und behielt den Oberlausitzer Teil um Bautzen.[4] Das deutsche Kaiserreich unterhielt mit der polnischen Herrscherdynastie der Piasten lange gute Beziehungen. Sie endeten im Streit und kriegerischen Auseinandersetzungen um die deutsche Vorherrschaft in der Mark Meißen, vor allem aber an der Weigerung von Bolesław I Chrobry, seinen Tributverpflichtungen nachzukommen. Nach mehreren Kriegen bis 1017 belagerte Kaiser Heinrich II. erfolglos die Burg Nimptsch vor Breslau.
König Heinrich V. mischte sich 1109 gegen Vladislav I. in böhmische Nachfolgestreitigkeiten ein und griff in diesem Zusammenhang auch Breslau an, wobei Vladislav Unterstützung von Wiprecht von Groitzsch erhielt.[5]
[Bearbeiten] Herzogtum Schlesien
Breslau gehörte trotz anhaltender Auseinandersetzungen mit Böhmen zu Polen bis 1138, als ein eigenes Herzogtum Schlesien gebildet wurde. Das Herzogtum zerfiel jedoch im Zuge von Erbansprüchen schon bald in mehrere Teile. 1241 zerstörten die Mongolen die Stadt, 1263 wurde eine Neustadt gegründet. Während der Ostsiedlung kamen viele deutsche Kolonisten hierher. 1261 erhielt Breslau Magdeburger Stadtrecht. Im Mittelalter war die Stadt stark befestigt.
[Bearbeiten] Böhmische und ungarische Herrschaft
1290 erlosch das Herzogtum Schlesien und eine Zeit der böhmischen Vorherrschaft begann. Bernhard von Kamenz, vormals Vertrauter des verstorbenen Herzogs, wechselte an den böhmischen Hof. 1327 kauften die Böhmen Breslau, die Altstadt wurde mit der Neustadt vereinigt. 1387 erfolgte die Aufnahme der inzwischen bedeutenden Handelsstadt in die Hanse. Ein unter König Wenzel 1418 ausgebrochener Aufstand wurde 1420 blutig niedergeschlagen. Breslau stellte sich gegen die Hussiten, die 1428 bis in die Vorstädte eingedrungen waren[6] und später vom böhmischen König Podiebrad unterstützt wurden, und beteiligte sich unter dem Schutz von Papst Pius II. 1466 am Krieg gegen Böhmen. Mit ungarischer Unterstützung widerstand man 1474 einer Belagerung durch Böhmen und Polen. 1490 ging Breslau aus ungarischem Besitz zurück nach Böhmen.
Um 1500 besaß Nikolaus Kopernikus das Amt eines Scholasticus und Kanonikers in Breslau, ohne es jedoch selbst auszuüben.[7] Auch wenn der berühmte Astronom vermutlich nie in der Stadt war, erinnern heute ein Denkmal und vor allem der nach ihm benannte Flughafen an ihn. Die Reformation wurde in Breslau 1524 durch Ambrosius Moibanus, einem ehemaligen Studenten aus Wittenberg, eingeführt. Die Elisabethkirche am Markt und die Maria-Magdalenen-Kirche, heute Kathedrale des katholischen Bistums Wrocław, waren bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs die evangelischen Hauptkirchen Breslaus.[8]
[Bearbeiten] Unter Österreich
Nach dem Erlöschen des böhmischen Zweigs der Jagiellonen 1526, zu deren Verwandtschaft Barbara von Polen, Herzogin von Sachsen, gehörte, fiel die Stadt an das katholische Österreich.[9] Nach der Konvertierung des benachbarten Sachsens zum Protestantismus im Jahre 1539 flüchteten katholische Geistliche auch nach Breslau, so Johannes Cochläus. Im frühen 16. Jahrhundert, noch unter Herzog Georg dem Bärtigen, ließen sich Bildhauer aus der Breslauer Künstlerfamilie Walther in Dresden nieder.[10]
Im Dreißigjährigen Krieg verweigerte Breslau 1632 dem geschlagenen österreichischen Heer den Zutritt zur Stadt und erklärte sich neutral im Konflikt zwischen Schweden und Sachsen einerseits und dem kaiserlich-habsburgischen Heer. Durch Verhandlungen gelang es zudem, eine vollständige Besetzung durch die schwedisch-sächsische Koalition zu vermeiden, die sich im Wesentlichen auf den Dom beschränkte. Sachsen unter Johann Georg I. wechselte seinerzeit mehrfach die Seiten, meistens stand dieses protestantische Kernland zum katholischen Kaiser und begünstigte so die sich in Schlesien ausbreitende Gegenreformation[11], wobei in Breslau jedoch der Protestantismus vorherrschend blieb.
1670 wurde in Breslau durch die Leopoldina auf Initiative des Arztes Sachs von Lewenhaimb mit Miscellanea Curiosa Medico-physica Academiae Naturae Curiosorum die älteste naturwissenschaftlich-medizinische Zeitschrift der Welt gegründet. Bereits zu Zeiten von August dem Starken war Breslau ein wichtiger Wirtschaftsstandort und galt als sehr reiche Stadt.[12] Landeshauptmänner waren damals auch Vertreter der Familie von Nostitz. [13]
[Bearbeiten] Unter Preußen
Während des Augusteischen Zeitalters fiel der Stadt politisch eine besondere Rolle im sächsisch-polnischen Verhältnis zu. August der Starke und August III. herrschten zwar über das Kurfürstentum Sachsen und das Königreich Polen. Zwischen beiden Gebieten gab es aber keine territoriale Verbindung. Ein schmaler schlesischer Korridor mit Breslau als wichtigster Stadt trennte Sachsen-Polen. Als 1741 der preußische König Friedrich II. Schlesien von den Österreichern eroberte, waren alle sächsischen Großmachtträume nichtig. Der Österreichische Erbfolgekrieg zwang Preußen weiterhin zu ständiger Kriegsbereitschaft, um Schlesien zu behaupten. Davon war auch Dresden betroffen, denn August III. hatte sich 1744 mit Österreich verbündet. Im Rahmen des Winterfeldzuges 1745 des Zweiten Schlesischen Krieges kam es am 15. Dezember zur Schlacht von Kesselsdorf. Nach der Übergabe Dresdens an die Preußen am 17. Dezember wurde am 25. Dezember im Frieden von Dresden der Breslauer Friede von 1742 bestätigt.[14]
Friedrich II. von Preußen erhob Breslau zur dritten königlichen Haupt- und Residenzstadt. 1757 gelang es den Österreichern, die Stadt für kurze Zeit zurückzuerobern. 1804 startete Carl Maria von Weber seine Karriere als Kapellmeister am Breslauer Theater. 1807 nahmen napoleonische Truppen, mit denen Sachsen nach dem Seitenwechsel im Jahr zuvor verbündet war, die Stadt ein, mussten sie aber nach dem Tilsiter Frieden noch im selben Jahr wieder räumen.[15] Seit der von ihnen eingeleiteten Entfestigung umgibt ein grüner Promenadenring die Altstadt. In der entscheidenden Zeit vor Beginn des Befreiungskriegs 1813 war Breslau für kurze Zeit Sitz des preußischen Königs. Von hier aus erging die Verordnung über die Bildung freiwilliger Jägerabteilungen, denen sich in Breslau auch Theodor Körner anschloss, und hier organisierte sich zum größten Teil das preußische Befreiungsheer. Nach der Schlacht bei Bautzen waren die Franzosen abermals für kurze Zeit Herren der Stadt. Nach Napoleons Niederlage wurde Breslau Hauptstadt der preußischen Provinz Schlesien.
Von 1830 bis 1858 war Breslau Sitz der Leopoldina, bevor sie nach einer kurzen Zwischenstation in Jena nach Dresden übersiedelte. Ab 1847 verband die Sächsisch-Schlesische Eisenbahn Dresden mit Breslau.[16] Dadurch vertieften sich auch die schon seit Jahrhunderten bestehenden engen Beziehungen nach Bautzen und Görlitz weiter.[17] Ebenfalls 1847 wurde in Breslau durch Rudolf Sigismund Blochmann die Gasbeleuchtung eingeführt.
Während der preußischen Herrschaftszeit hatte insbesondere auch die jüdische Gemeinde der Stadt einen großen Aufschwung erlebt. Nachdem sie im Mittelalter zwischenzeitlich vertrieben worden waren, gründeten die Juden in Breslau Textilfabriken, Banken und Handelshäuser. Ihr Anteil am wirtschaftlichen Aufstieg der Stadt war enorm. Seit 1854 entwickelte sich Breslau zu einem europäischen Zentrum der jüdischen Wissenschaft. Das unter dem vormaligen Dresdner Oberrabbiner Zacharias Frankel gegründete Jüdische Theologische Seminar war das erste Rabbinerseminar Deutschlands.
[Bearbeiten] Deutsches Reich
Während der Gründerzeit und insbesondere nach der Reichsgründung 1871 kam es auch in Schlesien zu einem wirtschaftlichen Aufschwung. Einige Dresdner Unternehmen siedelten sich in Breslau an, z. B. Villeroy & Boch als Keramische Werke AG mit Sitz in Breslau-Deutsch-Lissa[18] und die Schokoladenfabrik Petzold und Aulhorn, oder wechselten umgekehrt nach Dresden - die Zigarettenfabrik von Eckstein-Halpaus.
Die Breslauer Kunstgewerbeschule unter Hans Poelzig gehörte vor dem Ersten Weltkrieg zu den führenden Einrichtungen ihrer Art in Deutschland. Poelzig selbst und mehrere seiner Mitarbeiter wie Max Wislicenus beeinflussten in den Folgejahren das Dresdner Kunstleben maßgeblich. Breslau wurde nach Kriegsende im Zuge einer Provinzteilung Hauptstadt der Provinz Niederschlesien. Entscheidend beteiligt am Ausbau der schnell wachsenden Stadt war Stadtbaurat Alfred von Scholtz.
Während der Weimarer Republik gehörte die jüdische Gemeinde in Breslau mit ihren etwa 20.000 Mitgliedern zu den größten Deutschlands. Nur 200 von ihnen haben den Holocaust in Breslau überlebt. Wer nicht rechtzeitig fliehen konnte, wurde in den Konzentrationslagern ermordet, darunter viele in Auschwitz.[19]
Im Zweiten Weltkrieg erlitt Breslau schwere Zerstörungen. Der zuständige Gauleiter ließ es zur "Festung" ausbauen. Statt die Stadt rechtzeitig zu evakuieren, befestigte er Breslau mithilfe von Frauen und Kindern. Insgesamt hielten sich einschließlich von Flüchtlingen etwa eine Million Menschen hier auf. Erst während des Winters 1944/45 durften sie die Stadt verlassen. Viele der Überlebenden des Flüchtling-Trecks verloren ihr Leben während der Luftangriffe auf Dresden.[20] Nach unzähligen sinnlosen Opfern insbesondere in einem wochenlangen Häuserkampf kapitulierte die Stadt am 6. Mai, vier Tage nach der Kapitulation Berlins. Die Schlacht um Breslau hatte 6.000 deutschen und 13.000 sowjetischen Soldaten sowie Zehntausenden Zivilisten das Leben gekostet. Mehrere meist junge Breslauer wurden nach dem Krieg Professoren an der TH Dresden, beispielsweise Norbert Elsner, Wolfgang Forker, Helmut Heinrich, Heinrich Kindler, Ernst Ludwig und Herbert Ernst Müller.[21]
[Bearbeiten] Wieder in Polen
Als Folge des Zweiten Weltkriegs gehört Breslau seitdem zu Polen. Die verbliebene deutsche Bevölkerung wurde vertrieben. Viele der neu angesiedelten Polen stammten aus den polnischen Ostgebieten, wo sie zuvor infolge des Hitler-Stalin-Pakts ebenfalls vertrieben worden waren. Berühmte Kostbarkeiten des alten Breslaus sind seit ihrer Zerstörung im Krieg für immer verloren. Dazu zählen das ehemalige Schlesische Museum der bildenden Künste, für dessen Treppenhaus Hermann Prell einen Bilderzyklus geschaffen hatte, aber auch das Denkmal für Theodor Körner.
[Bearbeiten] Breslau heute
Breslau ist heute mit etwa 650.000 Einwohnern die viertgrößte Stadt Polens. Die Hauptstadt der Woiwodschaft Niederschlesien bildet gleichzeitig das religiöse, kulturelle, wissenschaftliche sowie wirtschaftliche Zentrum der Region.
[Bearbeiten] Wiederaufbau nach dem Krieg
Die historische Altstadt Breslaus wurde nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs insbesondere nach 1990 umfassend rekonstruiert. Eine wesentliche Rolle beim Wiederaufbau von Verwaltung und Wissenschaft nach dem Krieg spielten Umgesiedelte aus Lemberg in der heutigen Ukraine mit seiner langen polnisch-habsburgisch-jüdischen Tradition.[23] Das moderne Breslau kann man vor allem entlang der Schweidnitzer Straße erleben. Sie verläuft unweit des Hauptbahnhofs und führt bis in die historische Altstadt. Viele Gebäude im Stil des Klassizismus oder des Jugendstils beherbergen heute Restaurants, Cafes und Hotels. Hier befinden sich aber auch Kirchen und die Breslauer Oper. 2011 fand mit Parsifal nach 97 Jahren die erste Uraufführung einer Oper von Richard Wagner statt. Umgeben wird die historische Altstadt von einem etwa drei Kilometer langen, grünen Promenadenring anstelle der ehemaligen Befestigungsanlagen. Auch hier findet man viele repräsentative Gebäude.
Die ehemaligen deutschen Einwohner der Stadt und ihre Nachfahren sind im heutigen Breslau herzlich willkommen. Für sie werden auch Besuche in ihren früheren Häuser organisiert. Seit 2016 erinnern Stolpersteine an das Schicksal der jüdischen Mitbürger.
[Bearbeiten] Breslau in Europa
Polen ist seit 2004 Mitglied der EU und seit 2007 des Schengen-Raums. Der Euro-Zone gehört es dagegen nicht an.
2006 gründeten Dresden und Breslau mit dem ukrainischen Lemberg und Unterstützung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt eine Partnerschaft, um Lemberg bei der Erreichung der EU-Standards im Umweltbereich zu unterstützen.[24] Der Presseclub Dresden verlieh 2016 den Erich Kästner-Preis an den Breslauer Stadtpräsidenten Rafal Dutkiewicz für seine Verdienste um die europäische Einigung und die Städtepartnerschaft mit Dresden. Breslau bemühte sich um den Titel Grüne Hauptstadt Europas 2019. Dafür wurde der öffentliche Nahverkehr in der Stadt gefördert.
Während des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine seit 2022 war Polen das wichtigste Aufnahmeland für Flüchtlinge, hunderttausende kamen allein nach Breslau.
[Bearbeiten] Kunst und Kultur
2016 war Breslau eine von zwei Kulturhauptstädten Europas.[25] Zentrales Thema waren „Mosty“, also „Brücken“. Sie dienten als Symbol für eine Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart, Ost und West und zwischen den Völkern, die in der Geschichte Breslaus ihre Spuren hinterlassen haben. Zu den internationalen Projekten gehörte vom 3. bis 10. Juni eine Sächsische Kulturwoche. Mit dabei aus Dresden waren die Ostrale, das Tanztheater DEREVO, das Philharmonische Kammerorchester und das Filmfest Dresden. In den Zügen zwischen Dresden und Breslau stellten Künstler in 20 Projekten ihre Werke den Fahrgästen vor. Vom 15. September 2016 bis 8. Januar 2017 zeigte das Stadtmuseum in Dresden die Sonderausstellung Breslau gestern – Wrocław heute: Kulturhauptstadt Europas 2016. Unter dem Motto Neue Heimat Dresden 2025 bewarb sich Breslaus Partnerstadt als Kulturhauptstadt von Europa und wollte dabei von den Erfahrungen der erfolgreichen Bewerbung Breslaus profitieren.
[Bearbeiten] Wissenschaft und Bildung
Fast ein Viertel der Einwohnerschaft Breslaus sind Studenten, die an mehr als 10 Hochschulen lernen.[26] Die traditionsreiche Universität Wrocław wurde Anfang des 18. Jahrhunderts als Leopoldina gegründet. Die Technische Universität Dresden besitzt heute enge Kooperationsbeziehungen nach Breslau.[27] Im Rahmen der strategischen Partnerschaft Mit der Universität Wrocław werden Studenten- und Wissenschaftleraustausche organisiert und bilaterale Forschungsvorhaben durchgeführt. Die beiden Universitäten und das Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf haben in Görlitz das CASUS - Center for Advanced Systems Understanding gegründet. Mit der Technischen Universität Wrocław betreibt die Fraunhofer-Gesellschaft seit 2009 ein Project Center. 2015 ernannte diese Universität den Präsidenten der Fraunhofer-Gesellschaft, Reimund Neugebauer, zum Ehrendoktor. Ab September 2017 zeigt DRESDEN-concept seine Wissenschaftsausstellung in Breslau. Die Zusammenarbeit Dresdner und Breslauer Einrichtungen beginnt schon in der Schulzeit. Das Vitzthum-Gymnasium und seine Partnerschule, die Zespół Szkół Nr. 5, organisieren einen regelmäßigen Schüleraustausch.
[Bearbeiten] Sport
2012 war Breslau Spielort der gemeinsam von Polen und der Ukraine veranstalteten Fußball-Europameisterschaft. Im neu erbauten Stadion wurden drei Spiele ausgetragen. Der historische Hauptbahnhof wurde anlässlich der EM umfassend rekonstruiert.[28] 2017 wurden die World Games in den nichtolympischen Sportarten in Breslau ausgetragen.[29]
[Bearbeiten] Sehenswürdigkeiten
Die historischen Wurzeln der Stadt befinden sich auf einer ehemaligen Oder-Insel, die jedoch inzwischen fest mit dem umliegenden Stadtgebiet verbunden ist. Das erste Gotteshaus an dieser Stelle wurde schon vor dem Jahr 1000 errichtet. Am heutigen Dom wurde über 500 Jahre gebaut. 1811 entstand am Dom der Botanische Garten der Universität Breslau, wo Franz Ledien arbeitete, bevor er nach Dresden kam. An der gotischen Kreuzkirche in der Nähe des Doms war der berühmte Astronom Nikolaus Kopernikus angestellt. Auf der Dominsel hat auch der Breslauer Erzbischof seinen Sitz. Noch heute zündet ein Laternenanzünder abends die mehr als 100 historischen Gaslaternen auf der Dominsel an.
Zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten Breslaus zählt der Markt mit seinen Patrizierhäusern und dem Rathaus. Die astronomische Uhr am Rathaus ist ein bekanntes Wahrzeichen der Stadt. In unmittelbarer Nähe befindet sich die Elisabethkirche. Im ehemaligen Stadtschloss der preußischen Könige erinnert ein Museum an "1000 Jahre Breslau". Die Ausstellung ist durch einen souveränen Umgang mit der wechselvollen Geschichte der Stadt gekennzeichnet.[30]
Die Jahrhunderthalle von Max Berg ist ein herausragendes Bauwerk der jüngeren Vergangenheit und gehört heute zum UNESCO-Weltkulturerbe. Zur Eröffnung im Jahre 1913 wurde das kriegskritische Stück "Festspiel in deutschen Reimen" von Gerhart Hauptmann uraufgeführt, was seinerzeit einen Skandal auslöste. Der Plan des Ausstellungsgeländes und mehrere Bauten der Jahrhundertausstellung stammten von Hans Poelzig. Die Halle wird heute für Ausstellungen, Tagungen und auch große Sportereignisse genutzt.[31] Die Architekten Berg und Poelzig waren Mitglieder im Deutschen Werkbund. Der Werkbund errichtete 1929 in Breslau eine seiner Versuchssiedlungen. Beteiligen durften sich daran nur regionale Architekten, darunter aber mehrere Schüler von Hans Poelzig.
Im Stadtgebiet und in den Kirchen befinden sich viele Zeugnisse der jüngeren polnischen Geschichte, beispielsweise Erinnerungen an das Massaker von Katyn, die Gewerkschaft Solidarnosc, die hier eine ihrer Hochburgen hatte, sowie an das Wirken von Papst Johannes Paul II. Eine besondere Touristenattraktion sind die mehr als 200 über die Stadt verteilten Zwerge. Sie erinnern an die ehemalige Oppositionsbewegung "Alternative in Orange", die ihren Protest in den 1980er Jahren unter dem Motto "Zwerge aller Länder vereinigt euch" artikulierte und dafür Zwerge aufstellte oder an die Häuserwände sprühte und damit die sozialistische Selbstbeweihräucherung lächerlich machte.[32] Anlässlich des 55. Jahrestags der Städtepartnerschaft mit Dresden im Jahre 2014 überreichte der Breslauer Stadtpräsident eine solche Figur mit den Wappen der beiden Städte als Geschenk. Oberbürgermeisterin Helma Orosz weihte die Figur am 5. Februar 2015 am Hietzigbrunnen ein.
[Bearbeiten] Verkehrsverbindungen
Die Entfernung von Dresden nach Breslau beträgt etwa 270 Kilometer. Mit dem Auto führt die Route auf deutscher Seite über die Bundesautobahn A4. Auch deren Fortführung auf polnischer Seite trägt den Namen A4. Zwischen dem Dresdner und dem Breslauer Hauptbahnhof verkehren seit dem 13. Dezember 2015 wieder täglich drei Zugpaare des Dresden-Wrocław-Express über Bischofswerda, Bautzen und Görlitz, nachdem die Verbindung zwischenzeitlich eingestellt worden war. Mit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2018 ist jedoch ein Umsteigen auf polnischer Seite erforderlich wegen der auf deutscher Seite fehlenden Elektrifizierung. Dagegen kann man mit dem Fernbus von Dresden nach Breslau reisen ohne umzusteigen. Seit Dezember 2019 ist die Fahrtzeit mit dem Zug verkürzt und die Anzahl der Verbindungen wurde erhöht. Das Umsteigen erfolgt wahlweise in Zgorzelec bzw. in Görlitz und Wegliniec.
[Bearbeiten] Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt:
- Christoph Walther I. (1493), Bildhauer
- Christoph Walther II. (1534), Bildhauer
- Christian Weinlig (23. April 1681), Bürgermeister von Dresden
- Karl Friedrich Demiani (10. Januar 1768), Maler und Inspektor der Dresdner Gemäldegalerie
- Friedrich Christian Hermann Uber (22. April 1781), Kreuzkantor
- Karl Ludwig Klose (21. August 1791), Mediziner und Historiker
- Eduard Maria Oettinger (19. November 1808), Journalist und Schriftsteller
- Julius Scholtz (12. Februar 1825), Maler und Professor an der Kunstakademie
- Hermann Krone (14. September 1827), Photograph und Professor am Polytechnikum
- Emma Wuttke-Biller (7. März 1833), Schriftstellerin
- Hinrich Nitsche (14. Februar 1845), Professor an der Forstakademie Tharandt
- Herrmann Scholtz (9. Juni 1845), Pianist
- Georg Müller-Breslau (5. September 1856), Maler und Lithograph
- Martin Dülfer (1. Januar 1859), Architekt, Rektor der TH Dresden
- Arthur Schloßmann (16. Dezember 1867), Pädiater und Sozialhygieniker
- Clara Mannes (12. Dezember 1869), Pianistin
- Otto Wawrziniok (25. April 1873), Professor an der TH Dresden +
- Walter Ernst Paul Ludwig (10. Juni 1876), Rektor der TH Dresden
- Otto Buchwitz (27. April 1879), Politiker
- Margarethe Siems (30. Dezember 1879), Opernsängerin
- Max Sachs (23. September 1883), SPD-Politiker, Journalist, Naziopfer
- Richard Kroner (8. März 1884), Professor an der TH Dresden +
- Walther Gleisberg (29. März 1891), Professor für Gartenbau
- Lucie Prussog (26. Januar 1900), Bildhauerin
- Herbert Ernst Müller (9. Januar 1905), Professor an der TH Dresden +
- Heinrich Kindler (29. November 1909), Professor an der TH Dresden +
- Gerhard Schilg (26. Dezember 1913), Professor an der TH Dresden +
- Max Landsberg (24. Januar 1920), Professor an der TU Dresden +
- Helmut Schwager (12. März 1922), Bildhauer
- Alfred Bannwitz (24. Mai 1927), Professor an der TU Dresden +
- Wolfgang Forker (20. November 1927), Professor an der TU Dresden +
- Günter Förschner (25. Juli 1934), Professor an der TU Dresden +
- Helmut Kleinmichel (14. März 1935), Professor an der TU Dresden +
- Peter Fulde (6. April 1936), Professor an der TU Dresden +
- Hans-Jürgen Eberhardt (14. Juli 1936), Professor an der TU Dresden +
- Edgar Rupprecht (7. Januar 1937), Professor an der TU Dresden +
- Winfried Schirotzek (7. September 1939), Professor an der TU Dresden +
- Achim Dittmann (7. April 1941), Professor an der TU Dresden +
+ Quelle der personenbezogenen Daten: Reiner Pommerin, Thomas Hänseroth, Dorit Petschel: 175 Jahre TU Dresden: Die Professoren der TU Dresden, 1828-2003, Bd. 3, Böhlau Verlag Köln Weimar, 2003
Weitere Persönlichkeiten, die sowohl mit Dresden als auch Breslau verbunden waren:
Berthold Auerbach | Johannes Maximilian Avenarius | Karl Beger | Christian Behrens | Bernhard von Kamenz | Georg Berndt | Wanda Bibrowicz | Gottlob Benedict Bierey | Rudolf Sigismund Blochmann | Wolfgang Bobeth | Johann Christian Brandes | Karl Bräuer | Marianne Bruns | Johannes Cochläus | Herta-Maria Collum | Karl Dittrich | Norbert Elsner | Hans Faltin | Zacharias Frankel | Agnes Franz | Gustav Freytag | Ludwig Geyer | Elimar Max Grube | Dorothea Hänel-Dietrich | Karl Hanusch | Gerhart Hauptmann | Helmut Heinrich | Julius Hübner | Theodor Julius Jaffé | Otto König | Theodor Körner | Hildegard Koester | Richard Konwiarz | Valeria Kratina | Martin Krause | Franz Ledien | Philipp Lersch | Ernst Ludwig | Julius Pabst | Johann Samuel Petermann | Hans Poelzig | Gerhart Potthoff | Ernst Resch | Paul Rieger | Goswin Freiherr von der Ropp | Alfred von Scholtz | Eva Schumann | Wolfgang Schumann | Martin Stephan | Albert Wagner | Carl Maria von Weber | Walter Weddigen | Max Wislicenus | Tobias Wolff | Hans Zimmer | Heinrich Gottfried Zitzmann
[Bearbeiten] Siehe auch
Breslauer Straße | Schlesischer Bahnhof
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Mittelalterliche Handelswege in Thüringen und Sachsen
- ↑ Zur Herkunft des Stadtnamens
- ↑ Klaus Klöppel: Breslau – Niederschlesien und seine tausendjährige Hauptstadt. 3., aktualisierte und erweiterte Auflage. Trescher, Berlin 2010, Seite 23
- ↑ Gründung der Mark Meißen (10. Jh.) bei der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung
- ↑ Allgemeine Encyclopädie der Wissenschaften und Künste, F. A. Brockhaus, 1823
- ↑ Friedrich August Nösselt: "Breslau und dessen Umgebungen: Beschreibung alles Wissenswürdigsten für Einheimische und Freunde". Korn 1833
- ↑ Band 6 von Folkerts, Menso; Nobis, Heribert M.; Kirschner, Stefan; Kühne, Andreas: Nicolaus Copernicus Gesamtausgabe
- ↑ Lars-Arne Dannenberg, Matthias Donath: "Luthers Erbe. Ein Wegweiser zu Stätten der Reformation in der Oberlausitz, Nordböhmen und Niederschlesien". Schlesisch-Oberlausitzer Museumsverbund, 2014
- ↑ Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 394-399.
- ↑ Hermann Arthur Lier: Artikel „Walther, Künstlerfamilie“ in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 41 (1896), S. 92–95
- ↑ Die denkwürdigsten Jahrstage Schlesiens, Pompejus, 1803
- ↑ Paul Jacob Marperger in Abriß der Commercien und Manufacturen des Churfürstenthum Sachsen, S. 31, 1718
- ↑ Luft, Robert, "Nostitz" in: Neue Deutsche Biographie 19 (1999), S. 350-354
- ↑ Günther Stange [Red.], 100 Jahre Thomaskirche Dresden-Gruna, 1992
- ↑ Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 320-321.
- ↑ http://www.oberlausitzer-eisenbahnen.de
- ↑ Breslau in: Frank Fiedler, Uwe Fiedler: Lebensbilder aus der Oberlausitz, 2017
- ↑ Villeroy & Boch, Keramische Werke Aktiengesellschaft
- ↑ Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinden im deutschen Sprachraum
- ↑ http://www.wissen.de/ - Festung Breslau
- ↑ Reiner Pommerin, Thomas Hänseroth, Dorit Petschel: 175 Jahre TU Dresden: Die Professoren der TU Dresden, 1828-2003, Bd. 3, Böhlau Verlag Köln Weimar, 2003
- ↑ Breslauer Markt unter den 12 schönsten in Europa
- ↑ Zwischen alter und neuer Heimat - Lemberger in Breslau
- ↑ Dresden – Lemberg – Breslau: Trilaterale Umwelt-Partnerschaft im Kommunalwiki
- ↑ Breslau wird europäische Kulturhauptstadt 2016
- ↑ Marc Oliver Rühle. "Auslandsstudium in Polen: Breslau, du bist so wunderbar".
- ↑ Google-Suche TU Dresden Wroclaw
- ↑ EM 2012 in Polen/Ukraine » Stadien
- ↑ The World Games 2017 in Breslau
- ↑ Michael Zajonz: "Königsschloss: Die Blume Europas"
- ↑ Webseite der Jahrhunderthalle Breslau
- ↑ Offizielle Homepage der Wroclawer Zwerge
[Bearbeiten] Weblinks
- Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „Breslau“
- Breslauer Hochschulen in der Wikipedia: Universität Breslau | Technische Universität | Naturwissenschaftliche Universität | Medizinische Universität | Wirtschaftsuniversität | Staatliche Akademie für Kunst und Kunstgewerbe
- http://www.wroclaw.pl - Offizielle Webpräsenz der Breslauer Stadtverwaltung
- http://www.dresden.de - Städtepartnerschaft Dresden und Wroclaw
- http://www.wroclaw.pl - Partnerstadt Dresden aus Breslauer Sicht
- http://www.flickr.com - Fotos bei Flickr
- http://www.deutschefotothek.de- Medien in der Deutschen Fotothek
- http://www.zeno.org - Historische Ansichtskarten
- http://wikitravel.org - Wikitravel - The Free Travel Guide
- http://www.breslau-wroclaw.de - Familienforschung Breslau - Wroclaw
- http://wiki-de.genealogy.net - Breslau im GenWiki
- http://www.manfred-hiebl.de - Breslau im Mittelalter
- https://www.difmoe.eu - Digitales Forum für Ost- und Mitteleuropa
[Bearbeiten] Literatur
- Anna Domanska, Andreas Lawaty, Wieslaw Mincer: Deutsch-polnische Beziehungen in Geschichte und Gegenwart: Bibliographie 1900 - 1998, Otto Harrassowitz Verlag, 31.12.2000 - 4612 Seiten
- Bücher über Breslau bei books.google.com
- Literatur über Breslau bei archive.org
- Niederschlesische Digitale Bibliothek, mit 1.800 Digitalisaten zum Suchbegriff "Dresden" in deutscher Sprache und dem Standardwerk Von Breslau: Dokumentirte Geschichte und Beschreibung In Briefen von Samuel Benjamin Klose
- Wolfgang Nicht: "Die Polen in der Geschichte Dresdens" in deutsch/polnisch, Deutsch-Polnische Gesellschaft Sachsen e.V., 2014