Gerhart Potthoff
Prof. Dr. sc.techn. Dr. h.c. Gerhart Potthoff (* 9. Mai 1908 in Frankenthal/ Sachsen; † 25. September 1989 in Dresden) war ein deutscher Ingenieur sowie ehemaliger Professor der Technischen Hochschule (später TU) sowie der Hochschule für Verkehrswesen (HfV) in Dresden.
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Gerhart Potthoff wurde als Sohn eines evangelischen Pfarrers geboren. Von 1927 bis 1932 studierte er an der Technischen Hochschule Dresden in der Fachrichtung Bauingenieurwesen. Im Anschluss an das Studium absolvierte er in der Reichsbahndirektion Dresden eine dreijährige Ausbildung zum Regierungsbaumeister. So war er 1933/ 34 als Bauführer am Abbruch des Oberauer Tunnels der ersten deutschen Fernbahn, der ehemaligen Leipzig-Dresdner-Eisenbahn beteiligt. Später war er beim normalspurigen Ausbau der Müglitztalbahn von Heidenau nach Altenberg tätig, der 1935 bis 1938 erfolgte.
Potthoff promovierte 1938 an der Technischen Hochschule Berlin-Charlottenburg mit seiner Dissertation über Fehler bei der Ermittlung von Fahrzeiten von Eisenbahnfahrzeugen zum Doktor-Ingenieur. 1942 habilitierte er sich an der gleichen Hochschule mit einer Untersuchung zur Bemessung der Anlaufsteigung bei Ablaufanlagen in Rangierbahnhöfen.
Ab 1939 war er Betriebsleiter des Reichsbahnamtes Böhmisch Leipa (heute Ceska Lipa/ Tschechische Republik) und arbeitete ab 1941 bis zum Kriegsende als Neubau- und Betriebsdezernent der Reichsbahndirektion Oppeln/ Oberschlesien (heute Opole/ Polen). Weiterhin war er von 1943 bis 1945 Honorardozent an der Technischen Hochschule Breslau (heute Wroclaw/ Polen). Am Ende des 2. Weltkrieges geriet Gerhart Potthoff als Eisenbahner bis 1949 in russische Kriegsgefangenschaft.
1949 kehrte er nach Dresden zurück und arbeitete zunächst in der dortigen Reichsbahndirektion als Prüfstatiker. 1950 wurde er zum Professor mit Lehrauftrag an die Technische Hochschule Dresden berufen und 1951 mit der Leitung des Lehrstuhls für Betriebstechnik der Verkehrsmittel an der Fakultät für Verkehrswissenschaften betraut.
Als diese Fakultät mit Wirkung vom 31. August 1952 aufgelöst wurde und in der bereits am 1. April 1952 neu gegründeten Hochschule für Verkehrswesen aufging, wurde Gerhart Potthoff dort Prorektor für Forschungsangelegenheiten, wissenschaftliche Aspirantur und Fernstudium. Diese Tätigkeit übte er von 1952 bis 1960 aus. Außerdem war er von 1952 bis 1956 Dekan der Fakultät für Verkehrstechnik, deren Leitung er in einer zweiten Amtsperiode von 1962 bis 1966 nochmals übernahm. Er war schließlich noch Fachrichtungsleiter der Fachrichtung Eisenbahnbetrieb von 1952 bis 1956 sowie nach der Umstrukturierung der Hochschule ab 1968 bis 1972 Direktor der Sektion Technische Verkehrskybernetik. 1973 ging er in den Ruhestand.
Mitte der 1950er Jahre veröffentlichte Potthoff erste Arbeiten zu den Grundzügen einer Verkehrsströmungslehre, die zu jenen wissenschaftlichen Leistungen zählte, die die Hochschule für Verkehrswesen innerhalb weniger Jahre international bekannt machte. Er begründete damit auch die sogenannte „Dresdner Schule“ zur Ausbildung von Verkehrstechnologen. Bis zu seinem Tod im Jahr 1989 veröffentlichte er eine Vielzahl von weiteren wissenschaftlichen Arbeiten, betreute über 2.000 Diplomingenieure und über 130 Doktoranden.
Für seine wissenschaftlichen Leistungen erhielt Gerhart Potthoff folgende Auszeichnungen:
- Vaterländischer Verdienstorden der DDR in Bronze
- Ehrentitel „Verdienter Eisenbahner der DDR“
- Verdienstmedaille der Deutschen Reichsbahn
Außerdem wurde ihm am 5. September 1965 die Ehrendoktorwürde der Technischen Universität für Bau und Verkehrswesen Budapest (Ungarn) durch den dortigen Rektor Professor Hazai verliehen. Am 9. Mai 1978 wurde er durch den Wissenschaftlichen Rat zum Ehrensenator der Hochschule für Verkehrswesen berufen.
Er wohnte lange Zeit auf dem Falkensteinplatz 5 und in seinen letzten Lebensjahren auf der Gustav-Freytag-Straße 11. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem St. Pauli-Friedhof an der Hansastraße.
Der Senat und die Fakultät der Verkehrswissenschaften „Friedrich List“ der TU Dresden ehrten 1993 Gerhart Potthoff posthum mit der Vergabe seines Namens an das Institutsgebäude an der Hettnerstraße als „Gerhart-Potthoff-Bau“. Außerdem beschloss die Stadt Dresden 2001, eine am Güterverkehrszentrum und Bahnhof Friedrichstadt gelegene Straße Potthoffstraße zu nennen.
[Bearbeiten] Quellen
- Geschichte der Hochschule für Verkehrswesen „Friedrich List“ Dresden, Prof. Dr. sc.oec. Werner Gross und Prof. Dr. sc.oec. Gerhard Rehbein, Transpress Verlag für Verkehrswesen, Berlin 1989, 1. Auflage, ISBN 3-344-00324-0
- Fernsprechbuch Bezirk Dresden, 1988