Gründerzeit
Die Gründerzeit hat wie keine andere Epoche viele Städte geprägt. Die Bezeichnung dieses Zeitraums ist in den Quellen nicht eindeutig. Großzügig betrachtet begann sie 1850 und dauerte bis 1890, mit einer besonderen Ausprägung um 1870, der Zeit eines großen Wirtschaftswachstums. So auch in Dresden, die Einwohnerzahl stieg von 95 000 (1850) auf 280 000 (1890) und es entstanden zahlreiche neue Wohnungen, Fabriken und eine neue Infrastruktur.
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[Bearbeiten] Städtebau
Denkt man an Dresden und die Gründerzeit, wird damit meist als erstes die Äußere Neustadt in Verbindung gebracht, gehört sie doch zu den größten geschlossenen Stadtvierteln mit Gründerzeitbebauung in Deutschland. Aber auch die kläglichen Reste der ursprünglichen Bebauung in der Johannstadt und das etwas mehr verschont gebliebene Löbtau zeigen diese typischen Häuser. In dieser Zeit begann sich aber auch die Südvorstadt zu entwickeln, wo bewusst eine hohe Bebauungsdichte vermieden wurde und man sich vornehmlich auf die Oberschicht orientierte. Von den bedeutenden Bauwerken aus dieser Zeit, die nicht dem Wohnzweck dienten, wurden die meisten bei den Angriffen am 13. und 14. Februar zerstört, so das Albert-Theater, die Oberpostdirektion am Postplatz, die Jägerkaserne oder auch die Johanneskirche. Erhalten geblieben ist die 1852 fertiggestellte Marienbrücke, die Albertbrücke (1877), das zwischen 1872 und 1876 umgebaute Johanneum sowie das Kasernenviertel der Albertstadt.
[Bearbeiten] Industrie
Die Gründerzeit war durch Unternehmensgründungen geprägt, so 1856 der Steingutbetrieb Villeroy und Boch, 1859 die Felsenkellerbrauerei, 1862 mit "Laferme" die erste Zigarettenfabrik Deutschlands und 1869 die Chemische Fabrik Helfenberg und die Nähmaschinenfabrik "Seidel & Naumann". 1872 wurde die Dresdner Bank gegründet. Besonders die Jahre 1871 bis 1873 führten zu einem rasanten Anstieg der Unternehmensgründungen. Es entstanden weitere 40 Handels- und Industriegesellschaften mit einem Aktienkapital von 87 Millionen Mark.[1] Der "Badeort" Dresden wandelte sich zur Industriemetropole. Kaiser Wilhelm ordnete 1872 an, die 1866 angelegten Verschanzungen abzutragen, die Platz für weiteres Wachstum machten.
[Bearbeiten] Infrastruktur
Eine wesentliche Grundlage für die bedeutende Entwicklung von Städtebau und Industrie schuf 1839 die Eröffnung der ersten Ferneisenbahn zwischen Dresden und Leipzig. Verbindungen nach Görlitz, Breslau, nach Böhmen und Westsachsen folgten. In der Stadt wurde 1872 die erste Pferdebahnlinie zwischen Blasewitz und Pirnaischem Platz eröffnet. 1851 errichtete Rudolf Sigismund Blochmann ein erstes Kanalisationssystem mittels Steinröhren, zwischen 1868 und 1874 bekam Dresden eine große Stadtkanalisation und sein erstes Trinkwasserwerk, das Wasserwerk Saloppe. Zur Versorgung der wachsenden Bevölkerung entstanden zahlreiche neue Läden und 1854 das Kaufhaus Renner.
[Bearbeiten] Kultur
Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung wuchs eine bildungswillige und zahlungskräftige Mittelschicht, die hochwertige Literatur, Kunst und für ihre Unternehmen und Privathäuser moderne Architektur nachfragte. Friedrich von Boetticher gründete seinen Kunstverlag 1854, 1871 entstand die Lichtdruckanstalt Römmler und Jonas. Die Kunstgewerbeschule von 1875 sollte die Studenten befähigen, Gegenstände des alltäglichen Gebrauchs ästhetisch zu gestalten. Das Architekturbüro Schilling und Graebner gründete sich 1889. Nach mehreren Jahrzehnten rapiden Wachstums wurden auch die Probleme sichtbar. Als bürgerliche Antwort auf die "Massenkultur" formierte sich eine Lebensreformbewegung; in Dresden wurde ab 1887 die Zeitschrift Der Kunstwart herausgegeben.
[Bearbeiten] Personen
August Bebel | Gottlieb Traugott Bienert | Rudolf Sigismund Blochmann | Friedrich von Boetticher | Königin Carola | Eugen Dieterich | Theodor Julius Hertel | König Johann | Gottfried Jordan | Friedrich Wilhelm Pfotenhauer | Emil Römmler | Julius Vahlteich
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Herbert Zeißig: Eine Deutsche Zeitung. 200 Jahre Dresdner Anzeiger, Dresden 1930
- Dresdner Heft 99: Dresden in der Gründerzeit