Theodor Julius Hertel
Theodor Julius Hertel (* 13. Januar 1807 in Nemt bei Wurzen; † 3. April 1880 in Dresden) war ein Dresdner Bürgermeister im Zeitraum von 1853 bis 1880.
[Bearbeiten] Familie
Theodor Julius Hertel entstammte der ursprünglich aus dem sächsischen Wurzen stammenden Gelehrten- und Ratsherrenfamilie Hertel. Ältester nachweislicher Ahnherr ist Johann Georg Hertel (1680–1751), Doktor der Medizin, Stadtphysikus und Ratsherr zu Wurzen, Hertels Urgroßvater. Hertels Großeltern waren der Wurzener Jurist, Amtsaktuar und Rechtskonsulent Johann Abraham Hertel (1714–1790) und dessen 1747 verheiratete Ehefrau Johanne Dorothea geb. Eckardt (1728–1794), Tochter des Wurzener Archidiakonus (1692–1755). Der königlich-preußische Wirkliche Geheime Oberregierungsrat 1. Klasse am Rechnungshof des Deutschen Reiches und vortragende Rat bei der preußischen Oberrechnungskammer, Carl Theodor Hertel (1815–nach 1901) war ein Neffe 2. Grades von Hertel.
Hertel war das dritte Kind und der zweitälteste Sohn des evangelisch-lutherischen Pfarrers Johann Gottlob Hertel (* 4. April 1771 in Nemt bei Wurzen; † 10. Juni 1842 in Sitten bei Leisnig) und dessen 1802 geheirateter Ehefrau Johanne Wilhelmine Charitas geb. Seyffarth (* 2. August 1774 in Sitzenrode bei Torgau; † 4. Februar 1842 in Zschaitz bei Döbeln), Tochter des Pfarrers zu Sitzenrode und späteren Oberpfarrers in Belgern, Carl Friedrich Seyffarth († 1796). Hertel entstammte aus einer kinderreichen Familie. Er hatte sieben Geschwister, von denen zwei im Kindesalter verstarben:
- Ernestine Hertel (1803–1874). Sie heiratete den Pastor zu Großweitzschen bei Döbeln, Johann Friedrich Sandhoff (1788–1865).
- Theodor Albert Hertel (1804–1891), Pfarrer in Seiffen/ Erzgebirge, wohnte 1882 in Dresden in der Stiftsstraße 16.[1]
- Gottlob Moritz Hertel (1809–1819),
- Johann Ludwig Hertel (1810–1888), Schuldirektor in Lommatzsch,
- Wilhelmine Franziska Hertel (1812–1889), starb unvermählt in Dresden,
- Marie Auguste Hertel (1814–1816),
- Friedrich August Hertel (1816–1849), 1842 als "Candidat juris" in Dresden in der Ostraallee 21, ab 1842 Stadtgerichtsaktuar in Dresden, zuletzt Rechtsanwalt in Strehla bei Riesa.
Julius Hertel heiratete am 8. September 1835 in Dresden in erster Ehe Anne Marie geb. Schulz (* 17. Februar 1816 in Dresden; † 2. August 1844 ebenda), Tochter des Dresdner Bürgermeisters Gottlob Heinrich Schulz (1764–1821). Mit ihr hatte Hertel eine Tochter:
- Anna Maria Hertel (* 6. Oktober 1837 in Dresden; 30. Juni 1865 ebenda). Sie heiratete 1862 den Senatspräsidenten beim Dresdner Oberlandesgericht, Oskar Constanz Leonhardi (* 1831).
Nach dem Tod seiner ersten Ehefrau heiratete Hertel am 27. Mai 1858 in Dresden Camilla Eleonora geb. Winkler (* 17. Mai 1826 in Dresden), Tochter des königlich-sächsischen Hofrats und Schriftstellers, Carl Gottfried Theodor Winkler (1775–1856), der besser unter seinem Pseudonym "Theodor Hell" bekannt ist. Mit ihr hatte Hertel noch drei weitere Kinder:
- Marie Camilla Hertel (* 19. März 1859 in Dresden), lebte 1901 unvermählt als Zeichenlehrerin in Dresden,
- Sophie Camilla Hertel (* 28. August 1860 in Niederlößnitz), Sie war 1901 unvermählt und Mitbesitzerin und Mitvorsteherin einer Lehr- und Erziehungsanstalt für Töchter höherer Stände in Dresden in der Lüttichaustraße.
- Alexander Julius Hertel (* 17. Dezember 1868 in Dresden). Er studierte wie sein Vater Jura, wurde Rechtsanwalt in der Kanzlei zusammen mit dem königlich-sächsischen Justizrat Windisch sowie Dr. Helm.
Hertels spätere Witwe Camilla Hertel wohnte nach seinem Tod anfangs weiter in der Walpurgisstraße 1, III. Stock.[2] 1901 lebte sie bei ihrer Tochter in Niederlößnitz.
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Theodor Julius Hertel erhielt seine erste Bildung im väterlichen Hause. Ab 1822 ging er auf die Schule nach Freiberg und ab 1824 auf die Universität Leipzig, wo er Rechtswissenschaften studierte. Dort erhielt er die Doktorwürde beider Rechte (geistliches und weltliches Recht) durch C. A. Brehm, Hofrat und Senior der Fakultät Recht.[3]
Hertel kam 1830 nach Dresden, wo er erstmals 1831 als Notarius in der Wallstraße im Haus Nr. 219 verzeichnet ist.[4] Im Jahr darauf arbeitete er dort als Rechtsanwalt (Advokat).[5] Ab 1834 ist er als Doktor der Rechtswissenschaften im Dresdner Adressbuch in der Schulgasse im Haus Nr. 549 aufgeführt, [6] ab 1836 in der Scheffelgasse 151.[7]
1837 wurde Hertel als Stadtrat in das Ratskollegium der Stadt Dresden als Stadtrat gewählt. [8] 1841 zog er mit seinem Bruder, der ebenfalls Jurist war, in die Ostraallee 21.[9] Nachdem sein Bruder nach Strehla ging, zog Hertel 1845 in die Kleine Schießgasse 7,[10] ein Jahr später in die Waisenhausstraße 4,[11] 1848 in die Zwingerstraße 3.[12]
1853 wurde Hertel Bürgermeister und erster Stellvertreter des damaligen Oberbürgermeisters Friedrich Wilhelm Pfotenhauer, als Dresden mit mehr als 100.000 Einwohnern die Marke zur Großstadt überschritt und zwei weitere Bürgermeisterposten aus den fünf Stadträten auf Lebenszeit gebildet wurden.[13] Im Stadtrat übernahm Hertel als verantwortlicher Bürgermeister das städtische Finanzwesen und schuf durch seine gute Organisation die Grundlage für eine überaus positive Entwicklung der Stadt.
1861 zog Hertel in die Reitbahnstraße 6,[14] 1872 in die Walpurgisstraße 1.[15] Ab 1876 ist Hertel wiederum als Stellvertreter des Oberbürgermeisters Pfotenhauer verzeichnet.[16]
Theodor Julius Hertel war ein Freund der Künste und nahm regen Anteil an der Verschönerung der Stadt Dresden. Große Verdienste hat er sich u. a. um die Tiedge-Stiftung erworben, an deren Gründung er 1842 einen großen Anteil hatte und als ehrenamtlicher Vorstand bis zu seinem Tod diente.
Hertel war ein Befürworter der deutschen Einheit unter der Vorherrschaft Preußens und hatte für diese Position als Mitglied der 2. Kammer des Sächsischen Landtages stets geworben. Im Landtag selbst hatte er wesentlichen Anteil an der neuen sächsischen Landesgesetzgebung und förderte eine freie Entwicklung von Gewerbe, Handel und Verkehr.
Das Stadtarchiv Dresden besitzt einen umfangreichen Nachlass von Hertel aus den Jahren 1824 bis 1869.[17]
[Bearbeiten] Auszeichnungen/ Ehrungen (Auswahl)
- 1863: Ritterkreuz 1. Klasse des königlich-sächsischen Verdienstordens
- 1863: Ritterkreuz 1. Klasse des großherzoglich-Sachsen-Weimarischen Ordens des Weißen Falken
- 1868: Königlich-preußischer Kronenorden 3. Klasse
Nach Theodor Julius Hertel wurde die Hertelstraße im Stadtteil Johannstadt benannt.[18]
[Bearbeiten] Quellen
- C. A. Starke: Genealogisches Handbuch bürgerlicher Familien, Achter Band, Görlitz 1901, Digitalisat der ULB Düsseldorf, S. 255ff.
- Joseph Kürschner: König Albert und Sachsenland. Festschrift, Berlin 1898, S. 270 online pdf
- Adolf Hantzsch: Namenbuch der Straßen und Plätze Dresdens. Baensch, Dresden 1905.
Schriftenreihe Mitteilungen des Vereins für Geschichte Dresdens, 17/18.
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Adressbuch Dresden 1882, SLUB, S. 178
- ↑ Adreß- und Geschäftshandbuch von Dresden 1882, SLUB, S. 177
- ↑ Neues allgemeines Repertorium, Leipzig 1833, S. 70 f. auf google.books.de
- ↑ Dresdner Adress-Kalender 1831, SLUB, S. 112
- ↑ Dresdner Adress-Kalender 1832, SLUB, S. 101
- ↑ Dresdner Adress-Kalender 1834, SLUB, S. 103
- ↑ Dresdner Adress-Kalender 1836, SLUB, S. 106
- ↑ Dresdner Adress-Kalender 1838, SLUB, S. 106
- ↑ Dresdner Adress-Handbuch 1842, SLUB, S. 112
- ↑ Dresdner Adress-Handbuch 1846, SLUB, S. 98
- ↑ Dresdner Adress-Handbuch 1847, SLUB, S. 97
- ↑ Adreß-Handbuch Dresden 1849, SLUB, S. 56
- ↑ Adreßbuch Dresden 1854, SLUB, S. 63
- ↑ Adressbuch Dresden 1862, SLUB, S. 110
- ↑ Adressbuch Dresden 1873, SLUB, S. 147
- ↑ Adressbuch Dresden 1876, SLUB, S. 163
- ↑ Bestandsübersicht des Stadtarchives Dresden vom 22. September 2011 online pdf
- ↑ Johannstädter Straßen auf www.dresdner-stadtteile.de