König Johann
König Johann (* 12. Dezember 1801 in Dresden; † 29. Oktober 1873 in Pillnitz), eigentlich Johann Nepomuk Maria Joseph Anton, regierte Sachsen ab 1854. Er war ein Enkel des Kurfürsten Friedrich Christian. Den Thron übernahm er von seinem älteren, tödlich verunglückten Bruder Friedrich August II.
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Prinz Johann verlor mit weniger als drei Jahren seine Mutter, Carolina Maria Theresia von Parma, und wurde vom Vater, dem Prinzen Maximilian, aufgezogen, der ihn auch in Geschichte, Geographie und Religion unterrichtete. Während der Gefangenschaft von König Friedrich August dem Gerechten hielt sich die Familie in Prag auf. Wieder in Dresden umgab sich Johann fern von jeder Hofetiquette mit führenden Gelehrten seiner Zeit. Am 21. November 1822 heiratete er Amalia Auguste von Bayern. Anlässlich der Vermählung schuf Carl Maria von Weber sein "Festspiel". Aus dieser Ehe entstammten 9 Kinder. Das Ehepaar unternahm wiederholt Kunstreisen nach Österreich, Bayern und Italien.
Bewandert in den Klassikern der Römer sowie Griechen, in deren Studium er sich durch den Hofrat Carl August Böttiger hatte einführen lassen, machte sich der spätere König vor seiner Regentschaft bereits als Schriftsteller (Pseudonym „Philalethes“ = Freund der Wahrheit) und Förderer der Künste einen Namen. So unterstützte er die Gründung des Sächsischen Altertumsvereins, dessen Präsidium er später vorstand, und scharte einen eigenen künstlerisch-geselligen Kreis um sich, in dem er seine literarischen Werke vorstellte. Neben den Gelehrten Christoph Friedrich Ammon, Carl Gustav Carus, Johann Ludwig Choulant, Wilhelm Gotthelf Lohrmann, Ludwig Reichenbach und Friedrich Adolph August Struve gehörten dazu die führenden Dichter der damaligen Zeit wie Ludwig Tieck und Christoph August Tiedge.[1]
In den 1820er Jahren begann Johann, sich für das praktische Staatsleben zu interessieren. Er leitete eine Abteilung im Finanzkollegium. Nach den Unruhen des Jahres 1830 holte ihn sein Bruder Friedrich August, Mitregent neben Anton dem Gütigen, in den Geheimen Rat, die damalige oberste Beratungsbehörde. Johann dirigierte die neu errichtete Kommunalgarde, die Ruhe und Ordnung in den unzufriedenen, aufgeregten Städten erhalten sollte, initiierte vielerlei Reformen, darunter die Wahl von Kommun-Repräsentanten, und wirkte an der Einführung der ersten sächsischen Verfassung am 4. September 1831 mit. Als Prinz war Johann geborenes Mitglied des sächsischen Landtages.
Gerne hielt sich Johann weiterhin auf Schloss Weesenstein auf, wo er Dantes "Göttliche Komödie" übersetzte. Ludwig Tieck ließ er aus seinem Buch vorlesen. Die Mitglieder des "Dante-Komitees" aus dem Jahre 1838 berieten ihn später auch als König. Besonders Carl Gustav Carus zählte er zu seinen engen Freunden.[2] Die aufkommende revolutionäre Stimmung in Deutschland hatte auch Auswirkungen auf den Prinzen. In Leipzig kam es 1845 zu Protesten gegen ihn. Auf einer außerordentlichen Sitzung des Landtages legte er 1848 sein Mandat nieder. Johann zog sich ins Privatleben zurück und widmete sich wieder verstärkt der Literatur und den Wissenschaften, insbesondere der Altertumswissenschaft und der Landwirtschaft.
Mit der Thronbesteigung 1854 übernahm Johann gleichzeitig das Gesamtministerium. Unter seiner Führung erlebte Sachsens Industrie einen großen Aufschwung. Die Gründerzeit prägte das Land, das Schienennetz wurde weiter ausgebaut. Sein sächsisches Gewerbegesetz von 1861 zeichnete sich vor allem auch durch Beachtung sozialer Gesichtspunkte aus (Kinderarbeit, Arbeitszeit, Krankenversicherung, Schutz werdender Mütter).[3] Im selben Jahr eröffnete der Zoo Dresden.
König Johann stellte sich während der Konflikte um eine staatliche Neuordnung Deutschlands auf die Seite Österreichs. Hier sah er bessere Möglichkeiten - wie auch der verbündete König Ludwig von Bayern - die Souveränität des eigenen Landes (und damit auch den Einfluss seiner Familie) gegen die staatliche Einigung Deutschlands unter Führung von Bismarck zu bewahren. Nach der Niederlage 1866 bei Königgrätz musste Johann die Vorherrschaft Preußens anerkennen.
Sein ältester Sohn folgte ihm als König Albert. Die Johannstadt wurde 1877 nach ihm benannt. Auch das Johanneum trägt seinen Namen. Anlässlich des 800-jährigen Jubiläums des Hauses Wettin wurde am 18. Juni 1889 zwischen Semperoper und Hofkirche das von Johannes Schilling geschaffene Denkmal enthüllt.[4] Er selbst fand in der Königsgruft der Hofkirche die letzte Ruhe.
Zu Ehren seines 50. Hochzeitstages im Jahr 1872 stiftete der Gerichtsamtsbezirk Schönfeld ein Denkmal. Es wurde nahe der Wünschendorfer Straße und wenige Meter vor der Ruine Pillnitz aufgestellt.
[Bearbeiten] Quellen
- v. Falkenstein: Johann, König von Sachsen. In: Allgemeine Deutsche Biographie. Herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 14, 1881, S. 387–399
- Andrea Dietrich, Winfried Müller, Martina Schattkowsky: Zwischen Tradition und Modernität: König Johann von Sachsen 1801-1873. In: Winfried Müller, Martina Schattkowsky (Hrsg.): Schriften zur sächsischen Geschichte und Volkskunde. Band 8, Leipziger Universitätsverlag, 2004
- Silke Marburg: Europäischer Hochadel: König Johann von Sachsen (1801-1873) und die Binnenkommunikation einer Sozialformation. Akademie Verlag, 2008
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Dirk Hempel: Literarische Vereine in Dresden. Kulturelle Praxis und politische Orientierung des Bürgertums im 19. Jahrhundert. Walter de Gruyter - Max Niemeyer Verlag, Berlin und New York, 2008
- ↑ Albert Prinz von Sachsen Herzog zu Sachsen: Carl Gustav Carus und seine Freundschaft mit König Johann von Sachsen
- ↑ Albert Prinz von Sachsen Herzog zu Sachsen: König Johann von Sachsen und Bayern
- ↑ Das König Johann-Denkmal in Dresden