Carl Gustav Carus
Carl Gustav Carus (* 3. Januar 1789 in Leipzig; † 28. Juli 1869 in Dresden) war ein Mediziner bzw. Naturwissenschaftler und als Maler und Schriftsteller ein Vertreter der Romantik in Dresden. Er war als Geheimrat gleichzeitig Leibarzt des Sächsischen Königs.
[Bearbeiten] Leben
Carl Gustav Carus sollte zur wirksameren Betreibung des väterlichen Tuchmacher- und Schönfärbergeschäfts Chemie studieren, wandte sich aber bald naturwissenschaftlichen, insbesondere medizinischen Studien zu und habilitierte sich im Oktober 1811 als Privatdozent mit Vorlesungen über vergleichende Anatomie. Zugleich war er Assistent an dem neueröffneten Trierschen Entbindungsinstitut in Leipzig.
Als in Dresden die Chirurgisch-medicinische Akademie gegründet wurde, erging an ihn der Ruf, daselbst die Professur der Geburtshilfe und die Leitung des Hebammeninstituts zu übernehmen. Zu Beginn des Novembers 1814 siedelte er daher nach Dresden über. Er blieb der neuen Heimstätte bis an sein Lebensende treu und lehnte mehrfach vorteilhafte Rufe nach Erlangen, Breslau, Göttingen und Berlin ab.
1827 gab er seine Stellung an der chirurgischen Akademie auf und wurde königlicher Leibarzt und Mitglied der Landesmedizinalbehörde, des späteren Landesmedizinialkollegiums, und 1865 dessen Ehrenpräsident.
Seine ärztliche Praxis war bedeutend und führte ihn in höchste Kreise. Er entfaltete daneben eine reiche wissenschaftliche Tätigkeit. Lehrbücher der vergleichenden Zootomie (1818), der Gynäkologie (1820), ein System der Physiologie (1838) waren seine Hauptwerke auf naturwissenschaftlich-medizinischem Gebiet, innerhalb dessen er zu den Hauptvertretern der vielfach angefochtenen naturphilosophischen Richtung gehörte.
Eine besondere Vorliebe hatte er für die Psychologie: Im Winter 1829/30 hielt er in seiner Wohnung vor einer Versammlung bedeutender Personen Vorlesungen über Psychologie, die auch als Buch erschienen; hierher gehören auch seine Werke Psyche (1846) und die vergleichende Psychologie (1865). Carus genoß hohes Ansehen in der wissenschaftlichen Welt: 1862 wurde er zum Präsidenten der Leopoldino-Carolinischen deutschen Akademie der Naturforscher gewählt. In Dresden hat er die Gesellschaft für Natur- und Heilkunde mitbegründet.
Der philosophische Zug seiner Wissenschaftlichkeit entsprach der ästhetischen Gesamtrichtung seines Geistes, die ihn für alle schönen Künste empfänglich machte: Hier wie dort war sein Streben, im Vielen die Einheit, in der Erscheinung das Wesen zu erschaffen; auch die verschiedenen Künste galten ihm im höchsten Sinne als Verkörperungsmittel des innersten Wesen der Dinge. Seine bildnerischen Anschauungen, die sich mit denen von Caspar David Friedrich und Johan Christian Clausen Dahl eng berührten, legte er in den Briefen über Landschaftsmalerei nieder; auch schrieb er ein Buch über die Meisterwerke der Dresdner Galerie. Aber er führte auch selbst Pinsel und Stift und war dabei mehr als Dilettant: Er beschickte mit seinen Bildern die Kunstausstellungen. Die Galerie Neue Meister besitzt mehrere Gemälde von ihm.
Poesie und Musik zogen ihn nicht weniger an. Zu Goethe brachte ihn 1818 zunächst die Naturforschung in ein persönliches Verhältnis; aber auch der Dichter Goethe nahm in derart gefangen, dass er ganz in seiner Verehrung aufging. Über ihn sowie über Tieck veröffentlichte er geistvolle Bücher. Mit Ludwig Tieck pflegte er während dessen langjährigen Aufenthalts in Dresden regen Verkehr. Überhaupt war er einer der Träger des geistigen Lebens seiner Zeit in Dresden. Die geselligen Beziehungen zu diesen Kreisen wurden auch verwandtschaftliche: Ernst Rietschel war sein Schwiegersohn. Die Kunstakademie ernannte Carus zu ihrem Ehrenmitglied. Sein Leben wie seine Reisen schilderte er selbst in umfänglichen Werken.
Mit den zunehmenden Jahren als Leibarzt und dem damit verbundenen hohen Einkünften ermöglichten Carus einen beträchtlichen sozialen Aufstieg. Nach der Dienstwohnung im Oberzeugwärtergaus, folgte der Kauf der Villa Cara in der Carusstraße und eines Sommerhauses in Pillnitz. [1] Seine Praxis hatte Carl Gustav Carus in der Carusstraße 6 in Dresden.[2] Carus starb am 28. Juli 1869 - zu dieser Zeit wohnte er am Johannisplatz 12, II. Stock. Das Grab von Carl Gustav Carus befindet sich auf dem Trinitatisfriedhof.
[Bearbeiten] Ehrungen
- Das Universitätsklinikum, vormals Medizinische Akademie (Medak) Dresden, trägt seinen Namen
- Straßenbenennung Carusufer und die ehem. Carusstraße
[Bearbeiten] Familie
Carl Gustav Carus stammte aus der bürgerlichen Familie Carus aus Dippoldiswalde in Sachsen, die zuerst mit dem aus Dippoldiswalde stammenden Jacob I. Carus (1626–1687), der später als Stadtmaurer nach Luckau kam und dort auch Verwalter der Heydenreich-Stiftung war, erwähnt wurde. Während ein Teil der Familie anfangs Maurer- und Tuchmachermeister wurde, wählten mehrere spätere Nachkommen den Arztberuf.
Carl Gustav Carus wurde am 3. Januar 1789 in Dahme in der Mark, wohin sein Großvater Johann Gottlob Ehrenfried Carus (1736–1791) als Tuchmachermeister aus Luckau zog, als einziger Sohn des Leipziger Schönfärbers August Gottlob Ehrenfried (* 3. August 1763 in Dahme/ Mark; † 16. August 1842 in Dresden) und dessen Ehefrau Elisabeth Christiane Jäger (* 13. Juli 1763 in Mühlhausen/ Thüringen; † 8. Dezember 1846 in Dresden) geboren.
Carl Gustav Carus heiratete am 1. November 1811 seine Tante Johanna Christiane Caroline Carus (* 12. November 1784 in Dahme/ Mark; † 15. März 1858 in Dresden), die das jüngste von 11 Kindern seines Großvaters war. Das Paar hatte ebenfalls 11 Kinder, sechs Söhne und fünf Töchter, wovon aber nur ein Sohn und eine Tochter den Vater überlebten:
- Sophie Charlotte (* 16. April 1810 in Leipzig; † 12. Mai 1838 in Dresden) heiratete am 2. November 1836 in Dresden den verwitweten Bildhauer und Professor an der Kunstakademie, Ernst Friedrich August Rietschel (1804–1861).
- Ernst Albert (* 15. August 1812 in Leipzig; † 11. Mai 1816 in Dresden)
- totgeborener Sohn (* † 10. Juni 1813 in Leipzig)
- Marianne Albertine (* 30. November 1814 in Dresden; † 12. Januar 1868 ebenda), starb unverheiratet.
- Gustav Albert (* 23. April 1817 in Dresden; † 11. Januar 1891 ebenda) Königlich Sächsischer Hofrat und Leibarzt.
- Caroline Cäcilie (* 21. November 1819 in Dresden; † 29. Januar 1895 ebenda). Sie starb unvermählt, adoptierte aber am 13. Januar 1869 Margarethe Schwerdtner (* 1866), die noch 1910 in Dresden als Lehrerin arbeitete.
- totgeborener Sohn (* † 15. August 1822 in Dresden), Zwilling von
- Oskar Theodor (* 15. August 1822 in Dresden; † 22. August 1822 ebenda)
- August Wolfgang (* 20. Januar 1824 in Dresden; † 25. August 1859 ebenda), studierte Chemie an der Universität in Jena, starb unverheiratet.
- totgeborene Tochter (* † 9. November 1825 in Dresden)
- Johanna Eugenia (* 11. September 1827 in Dresden; † 27. Dezember 1852 ebenda), starb unerwartet an Typhus.
Denkmal Carl Gustav Carus am UKD - Fiedlerstraße
Denkmal Carl Gustav Carus am UKD - Fiedlerstraße - Gedenktafel
Gedenktafel am früheren Sommerhaus von Carus in Pillnitz
Gedenktafel am Kurländer Palais
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Carl Gustav Carus als Arzt in Dresden
- ↑ Adreß- und Geschäftshandbuch der Königlichen Haupt- und Residenzstadt Dresden für das Jahr 1868, Seite 37 auf adressbuecher.genealogy.net
- Georg Beutel: Bildnisse hervorragender Dresdner aus fünf Jahrhunderten. Verlag Heinrich, Dresden 1908.
- Künstler am Dresdner Elbhang Band 1, Elbhang-Kurier-Verlag, Dresden 1999. ISBN 978-3-936240-01-6, S. 29
- Biografie der Uni Leipzig
- Adreß- und Geschäftshandbuch der königlichen Haupt- und Residenzstadt Dresden, 1868
- Genealogisches Handbuch Bürgerlicher Familien, Dr. Bernhard Koerner, 17. Band, 1910, Verlag C.A. Starke Görlitz
[Bearbeiten] Weblinks
- Porträt und Geschichte des Bildes von Julius Hübner (1806-1882)
- Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „Carl Gustav Carus“