Chirurgisch-medicinische Akademie
Die Chirurgisch-medicinische Akademie war eine ärztliche Lehranstalt im Kurländer Palais. Im Unterschied zur Universität Leipzig wurde aber keine Hochschulausbildung angeboten, sondern Qualifikationen als Militärärzte, Wundärzte und Ärzte "2. Klasse" sowie als Hebammen und Geburtshelfer. Zudem stand eine Anzahl Krankenhausbetten zur Verfügung. Vielfach wechselten die Studierenden nach einer ersten Ausbildung an der Dresdner Akademie doch noch zu einem Hochschulstudium nach Leipzig.
Der Vorläufer der Akademie, das Collegium medico-chirurgicum, musste 1813 nach der Schlacht von Dresden geschlossen werden. Die neugegründete Akademie nahm im Dezember 1814 unter dem russischen Gouverneur Nikolai Grigorjewitsch Repnin-Wolkonski provisorisch ihre Arbeit auf und wurde 1815 von König Friedrich August I. offiziell gestiftet. Die Direktion übernahm Burkhard Wilhelm Seiler.
Die Akademie war von Beginn an mit der Hebammenanstalt verbunden und von 1817 bis 1856 mit der Thier-Arzney-Schule vereinigt [1], die beide unter der Leitung von Carl Gustav Carus standen, und auch der 1820 von Ludwig Reichenbach gegründete Botanische Garten gehörte zu dieser Einrichtung. Diese Organisationsform ermöglichte den angehenden Ärzten, vielfältige praktische Experimente durchzuführen.
Im Jahre 1824, nach Aufhebung des seit 1768 bestandenen Sanitätscollegiums, erweiterte sich der Wirkungskreis der Professoren der Akademie und besonders derjenige ihres Direktors durch die Übernahme der Prüfungen der Bezirksärzte, der auswärts promovierten Ärzte, der Apotheker und Hebammen, sowie durch die Erstattung der staatsmedizinischen Gutachten.[2]
Zum Unterrichtsprogramm der Chirurgisch-medicinischen Akademie gehörten naturwissenschaftliche Grundlagenfächer wie Mathematik, Physik und Chemie. Diese Vorlesungen waren auch externen Hörern zugänglich. Mehrere Lehrkräfte der Akademie wie z. B. Heinrich David August Ficinus stellten sich nach der Gründung der Königlich-Technischen Bildungsanstalt im Jahre 1828 in deren Dienste.
Nach dem Tod von Seiler im Jahr 1843 übernahm Johann Ludwig Choulant als zweiter und zugleich letzter Rektor die Leitung der Akademie. 1845 wurde hier der damals knapp vierjährige Karl May von vorübergehender Blindheit geheilt.[3]
Die Chirurgisch-medicinische Akademie bestand bis 1864. In ihrer Nachfolge wurde 1901 das Johannstädter Krankenhaus eingerichtet.
[Bearbeiten] Lehrkräfte
Friedrich August von Ammon | Carl Gustav Carus | Johann Ludwig Choulant | Heinrich David August Ficinus | Woldemar Ludwig Grenser | Friedrich Ludwig Kreysig | Paul Moritz Merbach | Gottlob Heinrich Ohle | Ernst August Pech | Christoph Eusebius Raschig | Ludwig Reichenbach | Johann Caspar Sahlfelder | Burkhard Wilhelm Seiler
Burkhard Wilhelm Seiler, Direktor von 1814 bis 1843
Johann Ludwig Choulant, Direktor von 1843 bis 1861
[Bearbeiten] Studenten
Eduard Wilhelm Güntz | Justus Güntz | August Wilhelm Hedenus | Gustav Adolf Rühlemann | Julius Zeibig
[Bearbeiten] Quellen
- Webseite zur Geschichte des Uniklinikums Carl Gustav Carus
- Caris-Petra Heidel, Marina Lienert: "Die Professoren der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus Dresden und ihrer Vorgängereinrichtungen 1814-2004". Walter de Gruyter, 2005
- Burkhard Wilhelm Seiler: "Nachricht über die Wirksamkeit der chirurgisch-medicinischen Akademie und der Thierarzneischule in Dresden während des ersten Jahrzehends nach ihrer Erweiterung", 1828
- Vorstellung in der Neuen Jenaischen Allgemeinen Literaturzeitung, 1846
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Das Unterrichtswesen im Deutschen Reich, aus Anlass der Weltausstellung un St. Louis unter Mitwirkung zahlreicher Fachmänner, 1904, Asher Berlin, Adressbücher von 1819 und 1845
- ↑ Artikel „Seiler, Burkhard Wilhelm“ von Hermann Frölich in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 33 (1891), S. 646–647
- ↑ Geschichte des Kurländer Palais