Chemische Fabrik Helfenberg

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Helfenberger Grund
Inserat „Reagenspapiere“ in der Chemiker Zeitung 1898
ehemaliges Herrenhaus

Die Chemische Fabrik Helfenberg bestand seit 1869 im Helfenberger Grund Nr. 8 und wurde von Eugen Dieterich und seinen Nachfahren begründet.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geschichte

[Bearbeiten] Strom- und Wasserversorgung

Die Chemische Fabrik verfügte über ein eigenes Heizhaus mit Generatoren, mit denen Dietrich seinen eigenen Gleichstrom (110 Volt) erzeugen und sich von der städtischen Stromversorgung unabhängig machen konnte. 1970 waren noch stille Zeugen der Stromerzeugung sichtbar. Bei steigendem Strombedarf wurde das Stromnetz umgestellt auf Wechselstrom (220 Volt) und Drehstrom (360 Volt).

Hinter dem Pförtnergebäude befand sich überdacht ein eigenständiger Brunnen, der von mehreren Brunnen aus dem Helfenberger Grund gespeist wurde. Damit konnte man einen eigenen Kühlkreislauf bewerkstelligen, ohne die Trinkwasserleitung zu stark belasten und sich auf die unsichere Wasserentnahme aus dem Helfenberger Bach verlassen zu müssen (ungleichmäßige Wasserführung, Verschmutzung).

[Bearbeiten] Fabrikfeuerwehr der Chemischen Fabrik

1897 gründete Fabrikbesitzer Dieterich eine Freiwillige Fabrikfeuerwehr, die er selbst führte. Die Freiwilligkeit war allerdings nicht ganz gegeben, denn jeder gesunde männliche Mitarbeiter wurde mit dem Arbeitsvertrag verpflichtet, in die Feuerwehr einzutreten. Er musste sich ausbilden lassen und bei Bedarf Brände löschen. Die Fabrikfeuerwehr besaß eine Pferdezug-Dampfspritze. Damit die Feuerwehrleute schnell auf die Dächer gelangen und Einsätze von außen durchführen konnten, wurden alle Gebäude, die von der Hofseite gut erreichbar waren, mit einer fest angebauten Leiter mit Fangbügel und mit einer Trocken-Steigleitung versehen. Zudem konnten die Leitern als zweiter Fluchtweg aus den Gebäuden genutzt werden. Zu DDR-Zeiten erfolgten die Feuerlösch-Angriffe dann über die Treppenhäuser (Innenangriff).

Ab den 1970er Jahren war die Alarmbereitschaft der betrieblichen Feuerwehr nur zur Arbeitszeit gegeben. Die Wehr besaß einen Tragkraftspritzenanhänger mit einer TS8-Feuerlöschpumpe und der dazugehörigen Schlauchausstattung. Weil dieser Anhänger von den Kameraden bewegt werden musste, was bergauf sehr mühsam war, wurde für den Alarmfall eine diensthabende Diesel-Ameise (Vorläufer des Multicar) mit Fußlenkung bereitgestellt wurde. Die Feuerwehr kam auch bei Unwetter zum Einsatz, wenn das Firmengelände und die anliegende Straße überschwemmt und nicht passierbar waren.

[Bearbeiten] VEB Pentacon in der früheren Chemischen Fabrik

Die ehemalige Chemische Fabrik Helfenberg gehörte ab 1965 als Objekt 10 zum VEB Pentacon. Hier befand sich das Plastespritzzentrum und verschiedene Montagebänder von Tobuskameras. Die Verwaltung des Betriebsteiles VEB Pentacon Helfenberg befand sich im 1. Stock der sogenannten „Herrenvilla“. Im Erdgeschoss befanden sich eine Küche mit Speiseraum sowie eine kleine Cafeteria.

[Bearbeiten] Kameras

Die Gruppen- und Fertigmontagebänder, z. B. der Penti-Kleinbildkameras im 18-zu-24mm-Format (Halbformat) Penti I (schwarz/gold) (19611962) und Penti II (VEB Pentacon) (weiß/gold) (1961–1977) (insgesamt: etwa 800 000 Stück), sowie der Kamera elektra (19601966), der ersten elektrisch-elektronischen Kamera von Pentacon, befanden sich in verschiedenen Gebäuden auf dem Firmengelände.

[Bearbeiten] Plastespritzteile

Die verschiedenen Plasteteile (Prismen, Front-, Boden-, Deckkappen) für die Pentacon-Kameras der verschiedenen Praktica-Reihen, z. B. MTL und L, wurden mit Plastespritzmaschinen von VEB Werkzeugmaschinenfabrik Johanngeorgenstadt (WEMA) und Spritzgießmaschinen der westdeutschen Firma Arburg Kronach produziert (ab 1966). Diese Maschinen konnten damals nur mit Devisen vom Exportplan des Johanngeorgenstädter VEB abgekauft werden. Alle Spritzgießwerkzeuge wurden im Pentacon-Werkzeugbau (Dresden, Schandauer Straße) hergestellt. Wurde ein Auftrag vom Quelle-Versandhaus abgearbeitet, musste der Schriftzug „Pentacon“ auf der Kamera-Deckkappe gegen eine neutrale Ansicht ausgetauscht werden, damit die Käufer nicht bemerkten, dass dieser Fotoapparat in der DDR produziert worden war. Für die Plastespritzmaschinen im Gebäude (Kirche) nutzte man den Kühlkreislauf.

[Bearbeiten] UTP-/PA- und ESP-Unterricht für Schüler

In einigen Gebäuden, etwa im ehemaligen Wohnhaus, fand Schulunterricht in den Fächern UTP bzw. PA (Unterrichtstag in der sozialistischen Produktion bzw. Produktive Arbeit) und ESP (Einführung in die sozialistische Produktion) für die Klassen 7 bis 10 statt. Die Schüler kamen aus den Schulen der umliegenden Dörfer sowie aus verschiedenen Dresdner Stadtteilen. Im Helfenberger Pentacon-Betriebsteil wurden leichte Montagearbeiten durchgeführt, z. B. der Dia-Schieber und die Rollfilmführung für den Pentacon-Diaprojektor Aspectar 150 zusammengebaut. Teilweise wurden auch Bohr- und Fräsarbeiten ausgeführt. Diese Tätigkeiten wurden in der Produktion von Pentacon benötigt.

Des Weiteren gab es in diesem Objekt eine Schlosserei und eine Tischlerei.

Heute ist alles eine Wohnanlage.

[Bearbeiten] Fotos

[Bearbeiten] Quellen

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