Villeroy & Boch
Das Unternehmen Villeroy & Boch geht auf eine 1748 vom Eisenschmelzer Jean-François Boch in Autun-le-Tiche in Lothringen gegründete Töpferei zurück. Der heutige Name entstand 1836 anlässlich der Fusion mit der Steingutfabrik Villeroy. Sie war 1791 im saarländischen Wallerfangen entstanden und hatte den Druck von Kupferstichen auf Geschirr zur Serienreife entwickelt. Der Hauptsitz des Unternehmens befindet sich heute in Mettlach im Saarland.
Am 9. Juli 1856 eröffneten Eugen von Boch und Alfred Villeroy den selbstständigen Dresdner Steingutbetrieb Villeroy & Boch an der Leipziger Straße. Die Firma wurde auch für ihr soziales Engagement bekannt und bot ihren Arbeitern eine eigene Betriebskrankenkasse, eine Betriebskantine sowie Werkswohnungen und eine Spar- und Darlehenskasse. Ab 1885 firmierte der Dresdner Betriebsteil zwischenzeitlich als Niederlassung des Mettlacher Werkes. Im Jahr 1889 kam ein Werk in Breslau für die Produktion von Mosaikplatten und Steingutgeschirr hinzu.[1] Direktor war seinerzeit Karl Wilkens.
Der Standort Dresden erwies sich aufgrund der ausgezeichneten Verkehrsanbindung und naher Rohstoffvorkommen aber als so erfolgreich, dass die Firma zeitweise zum größten Industrieunternehmen der Stadt aufstieg. Wegen der Abtrennung des Saarlandes vom Deutschen Reich nach dem Ersten Weltkrieg verlegte Villeroy & Boch 1923 den Hauptsitz des Unternehmens für viele Jahre von Mettlach nach Dresden.
Das Sortiment umfasste neben Waren für den alltäglichen Gebrauch, wie Geschirr, Fliesen, Sanitärkeramik und Öfen (Kachelöfen aus dem Hause Villeroy & Boch galten als Statussymbol in deutschen Wohnzimmern), auch Zierkeramiken. Villeroy & Boch unterhielt dafür eine eigene Kunstabteilung in Dresden und arbeitete mit bekannten Künstlern zusammen, darunter Max Rade [2] und später Margarete Junge.[3] Auf der Weltausstellung 1900 in Paris wurde Villeroy & Boch ausgezeichnet. Auf der 3. Deutschen Kunstgewerbeausstellung 1906 in Dresden erregte das Unternehmen Aufsehen mit der Realisierung des von Max Hans Kühne entworfenen Wintergartens der ersten Industriehalle.[4] In Bischofswerda gestaltete Villeroy & Boch 1907 mit Josef Goller das Mosaik am Eingangsportal der Christuskirche. Der ehemalige Direktor Chamoz entwickelte zudem mit Römmler & Jonas ein innovatives Werbekonzept unter Nutzung der Fotografie.
Besonders bekannt geworden ist die Innengestaltung von Pfunds Molkerei mit dekorierten Fliesen der Fa. Villeroy & Boch. 1892 ließ Paul Pfund seinen geschäftlichen Erfolg mit einem repräsentativen Verkaufsraum dokumentieren. Das Bildprogramm in Fliesen sollte einen umfassenden Überblick über das Thema Milch geben. Dieses außergewöhnliche Beispiel künstlerischer Innenarchitektur wurde von Villeroy & Boch für das Café des Keramikmuseums Mettlach nachempfunden.
Die Werksanlagen in Dresden wurden durch einen Bombenangriff am 17. April 1945 schwer beschädigt. Der Nachfolgebetrieb firmierte bis 1990 als VEB Steingutfabrik bzw. VEB Sanitärporzellan an der Leipziger Straße 6. Ab 1995 beteiligte sich Villeroy & Boch an der Restaurierung von Pfunds Molkerei. Sie gehört heute zu Dresdens Touristenattraktionen.
[Bearbeiten] Öffentlich zugängliche Orte mit Villeroy & Boch-Keramik
Mosaik von Josef Goller in Bischofswerda
[Bearbeiten] Quellen
- Villeroy & Boch Dresden – Zur Geschichte der Steingutfabrik von 1856 bis 1945. Gemeinschaftsausstellung von Stadtmuseum Dresden, Keramikmuseum Mettlach, Staatl. Kunstsammlung Dresden, Kunstgewerbemuseum, Bearb.: Jörg Knorr u. Ester Schneider. Merzig: Merziger Druckerei & Verlag, 1992
- Andrea Buddensieg: Künstlerentwurf und Firmenprodukt. Zur Geschichte der Gebrauchskeramik von Villeroy & Boch in Mettlach und Dresden zwischen 1900 und 1940. Weimar, 1995
- Offizielle Webpräsenz „Villeroy & Boch”
- Villeroy & Boch bei dresdner-stadtteile.de (Archivversion)
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Hoppenstedt: Handbuch der Deutschen Aktiengesellschaften, Band III 19[[34, S. 3275
- ↑ Vase von Max Rade bei der Deutschen Fotothek
- ↑ Anna Pauline Weinke, Junge, Margarete, in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde e.V., bearb. von Martina Schattkowsky
- ↑ 3. Deutsche Kunstgewerbeausstellung 1906 in Dresden
- ↑ Jane Jannke: Neumarktschule wird zum Seniorenparadies. In: DNN 5.3.2014, S. 15