Friedrich Kurt Fiedler

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Kurt Fiedler, 1949

Kurt Fiedler (* 8. März 1894 in Eichbusch; † 11. November 1950 in Dresden) war ein Illustrator und Plakatgestalter.

[Bearbeiten] Leben und Wirken

Der Sohn eines Zimmererpoliers aus Eichbusch besuchte um 1910 gemeinsam mit Hermann Glöckner und Edmund Schuchardt die Abendschule an der Kunstgewerbeschule Dresden.[1] Unterricht im Zeichnen in den Abendklassen erteilte zu jener Zeit als junger Dozent Carl Rade. Danach studierte Fiedler zunächst in der Tagesklasse für "Figürliches Dekorationsmalen" bei Richard Guhr. Für eine Studienarbeit wurde er mit einem Preis ausgezeichnet. Wie zuvor bei Rade stand Aktzeichnen auf dem Lehrplan. Nach einem Jahr wechselte Fiedler zu Josef Goller in die Klasse "Glasmalen und Plakatentwerfen", wo er sich auf den Plakatentwurf spezialisierte. Zu seinen Studienkollegen sowohl bei Guhr als auch bei Goller gehörte Otto Dix. Fiedler stand weiterhin mit Carl Rade sowie mit Richard Dreher in Verbindung, malte impressionistisch, war mit Otto Griebel, der bei Goller Glasmalen lernte, freundschaftlich verbunden und galt seinerzeit als einer der begabtesten Studenten.[2]

Im Ersten Weltkrieg diente Fiedler an der französischen Front. 1920 beteiligte er sich an einer Aquarellausstellung im Kunstsalon Arnold. Ab Anfang der 1920er Jahre - mit einer kurzen Unterbrechung um 1930 in der Zwinglistraße - wohnte er mit seiner Familie im Dürerbundhaus in Blasewitz, Bahnhofstraße 24, die spätere Wasserturmstraße 2 bzw. Heinrich-Schütz-Straße 2. Das Haus befand sich zunächst im Besitz von Ferdinand Avenarius, später von Eva Schumann.

Eichbusch, das Geburtshaus von Kurt Fiedler, war nach der Zerstörung Dresdens 1945 Zuflucht für seine Familie.
Reklame für Villeroy & Boch
Plakat beim Wilhelm August Kaden Verlag, für den Fiedler auch Wahlwerbung für die SPD und Karikaturen für die Dresdner Volkszeitung anfertigte.
Das Plakat „Nach der Potsdamer Konferenz“ von 1945 befindet sich im Stadtarchiv und im Deutschen Historischen Museum.

Zu Fiedlers wichtigsten Auftraggebern ab Mitte der 1920er Jahre gehörten der Zirkus Sarrasani[3] sowie die Güntz-Stiftung, für die er Bücher und Werbegrafiken zum Städtischen Planetarium, den Dresdner Anzeiger, Villeroy & Boch und die Lichtdruckanstalt Römmler & Jonas gestaltete. Er arbeitete zudem vielfach für die Dresdner Verlage Rudolph, Limpert, Steinkopff, Teubner und Kaden. Kaden verlegte u. a. die Dresdner Volkszeitung. Der Zeitungskopf von Fiedler wurde ab dem 1. April 1925 verwendet.[4] In den Folgejahren erschienen wiederholt von ihm gestaltete Karikaturen und Wahlwerbung in der Dresdner Volkszeitung.[5] Besonders eng war zudem die Zusammenarbeit mit Emil Rudolph, z. B. bei der „Talisman-Bücherei“ (Hrsg. Harry Winfield Bondegger). Sie stand der „Neugeist-Bewegung“ nahe. Mehrere Bücher aus dieser Reihe waren bei den Nazis verboten.[6] Zu den Kunden aus Industrie und Handel zählten in Dresden außerdem die Felsenkellerbrauerei und der Waaren-Einkaufs-Verein. Wichtige Aufträge zur Tourismuswerbung erhielt er auch aus Breslau.

Fiedler gehörte wie Arno Drescher, Dore Mönkemeyer-Corty, Willy Petzold und Paul Sinkwitz der Dresdner Ortsgruppe und damit der Landesgruppe Ostsachsen des Bundes der Deutschen Gebrauchsgraphiker (BDG) unter Bruno Gimpel an.[7] Der BDG war 1927 bei der Jahresschau Deutscher Arbeit mit einer eigenen Halle vertreten, für deren Innenausgestaltung neben Drescher und Gimpel auch Friedrich Kurt Fiedler verantwortlich zeichnete. 1929 organisierte der BDG für den Weltreklamekongress in Berlin einen Plakatwettbewerb, an dem sich Fiedler mit einer der besten Arbeiten beteiligte.[8] Wiederholt stellte er seine grafischen Arbeiten bei der Dresdner Kunstgenossenschaft aus. Zu den Reichstagswahlen von 1930 und 1932 entwarf er Wahlplakate für die SPD.[9]

[Bearbeiten] Gebrauchsgrafiken aus der Zeit der Weimarer Republik

Anfang der 1930er Jahre wurden Fiedlers Zeichnungen mehrfach auf Kunstausstellungen im Lipsius-Bau der Kunstakademie an der Brühlschen Terrasse gezeigt.[10] Er war vor allem für seine Porträts, darunter von Edmund Schuchardt und Georg Gelbke, und Kinderzeichnungen bekannt.[11] Im Zweiten Weltkrieg wurde Kurt Fiedler als Dolmetscher in einer Kompanie französischer Kriegsgefangener eingesetzt. Nach seiner Ausmusterung arbeitete er ab 1942 als Technischer Zeichner im Zeuner-Bau an der Technischen Hochschule.

Das Dürerbundhaus ist während der Luftangriffe auf Dresden am 13. Februar 1945 zerstört worden. Zu den Mitbewohnern jener Zeit gehörte Götz Heidelberg. Hier überlebte seinerzeit auch Fiedlers Schwägerin Fanny, die Ehefrau von Edmund Schuchardt, als eine der wenigen jüdischen Mitbürger den Holocaust in Dresden. Fiedler half ihr mit gefälschten Papieren, sich bis zum Kriegsende zu verstecken. Die Familie zog zurück in das Elternhaus in Eichbusch.

In der Ausstellung "Freie Künstler", "Ausstellung Nr. 1" vom 15. Dezember 1945 bis 15. Januar 1946 in der Kunstakademie, die einen Beitrag zur Überwindung der faschistischen Ideologie leisten sollte, war Fiedler mit der Kreidezeichnung "Vater Schuchardt" vertreten. In den Nachkriegsjahren entstanden Plakate für die Hochseiltruppe von Hans Zimmer. .

Kurt Fiedler engagierte sich als Vorsteher der Gemeindeverordneten von Rockau, war künstlerischer Mitarbeiter der Landesleitung Sachsen der SED und wirkte im Vorstand des Vereins bildender Künstler im Kulturbund in Dresden. Im Zuge der Zurückdrängung aller sozialdemokratischen Einflüsse wurde er jedoch zugunsten von Wilhelm Schubert von der ehemaligen KPD zunehmend isoliert. Kurz vor seinem Tod zog Kurt Fiedler mit seinen Kindern wieder nach Gruna in die Schrammsteinstraße 5. Er fand auf dem Urnenhain Tolkewitz die letzte Ruhe.

Seine politischen Plakate aus der letzten Schaffensperiode befinden sich heute im Deutschen Historischen Museum, in der Akademie der Künste Berlin, im Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig, im Bundesarchiv, im Stadtmuseum Bautzen und in der Neuen Sächsischen Galerie Chemnitz. Die bekanntesten Werke aus jener Zeit waren „Junkerland in Bauernhand“ (1945)[12], „Das Jahr der GROSSEN INITIATIVE“ (1946)[13], „Volksentscheid gegen Kriegsverbrecher; Stimmt mit Ja zur Sicherung des Friedens; Denkt an ihr Werk“ (1946)[14] und „Freiheit Einheit Demokratie, Hundert Jahre Kampf um die demokratische Einheit Deutschlands, Ausstellung im Hygienemuseum Dresden“ (1948)[15].

[Bearbeiten] Sozialistische Plakate nach dem Zweiten Weltkrieg

Im Jahre 2006 war Kurt Fiedler bei der Ausstellung „Mythos Dresden: eine kulturhistorische Revue“ im Deutschen Hygiene-Museum vertreten,[16] im Jahr 2011 im Stadtmuseum in der Ausstellung Dresden plakativ! und 2012 in Berlin, Unter den Linden, bei der Ausstellung „überklebt – Plakate aus der DDR“.[17] Das Stadtarchiv Dresden bewahrt einen Teilnachlass auf (Sammlung 17.6.3.5).

[Bearbeiten] Quellen

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. John Erpenbeck (Hrsg.): „Hermann Glöckner – Ein Patriarch der Moderne“. Der Morgen, Berlin 1983
  2. Otto Griebel: „Ich war ein Mann der Straße. Lebenserinnerungen eines Dresdner Malers“. Verlag DZ, Edition Aurora, 1986
  3. Ernst Günther: „Sarrasani. Geschichte und Geschichten“. Edition Sächsische Zeitung 2005.
  4. Dresdner Volkszeitung, 1.4.1925
  5. Sächsisches Staatsarchiv, 12674 Personennachlass Georg Ernst, Sammlung Heinrich Crodel, Karikaturen und Zeichnungen
  6. Verbotene Bücher der Rudolph'schen Verlagsbuchhandlung
  7. H. K. Frenzel (Hrsg.): „Gebrauchsgraphik“. Jg. 2, 3/1925. Verlag Phöenix Illustrationsdruck und Verlag GmbH Berlin.
  8. Wettbewerb zur Erlangung eines Plakates für den 25. Weltreklamekongress in Berlin 1929
  9. Das war Hitlers „Machtergreifung“: Die Wallfahrt nach Rom (Deutsches Historisches Museum)
  10. Kataloge der Dresdner Kunstausstellungen Brühlsche Terrasse 1931, 1933, 1935, 1936.
  11. Zeichnung „Sonja und Frank“ von 1933 bei der Deutschen Fotothek
  12. Nachweise „Junkerland in Bauernhand“: DEFA-Studio für Dokumentarfilme: "Junkerland in Bauernhand. 2 Jahre Bodenreform". s/w, 21 min, Produzent und Drehbuch Joop Huisken, Filmplakat, 1947 | Sylke Wunderlich: "Plakatkunst in der SBZ/DDR 1945/1949-1969". Dissertation Universität Leipzig, 2003 | Hans Modrow, Hans Watzke: „Junkerland in Bauernhand: die deutsche Bodenreform und ihre Folgen“. Buchcover, 2005 | Stadtmuseum Dresden: Sonderausstellung "Dresden plakativ! - Kunst, Kommerz und Propaganda im Dresdner Plakat (1865-1990)". Ausstellungsobjekt, 2011 | Bundeszentrale für politische Bildung: "Geschichte der DDR". 2011 | Bundeskanzler-Willy-Brandt-Stiftung, Internetpräsentation, 2011 | Haus der Geschichte Bonn, Dauerausstellung, Objektgruppe D1: 1945–1949, Leitmotiv zur Bodenreform, 2013 | Historische Kommission zu Berlin: "Präsentation von 100 Schlüsselquellen zur Geschichte von Berlin, Brandenburg und Preußen". 2017 | Deutsches Historisches Museum | Stadtgeschichtliches Museum Leipzig
  13. Nachweise „Das Jahr der GROSSEN INITIATIVE“: James Aulich, Marta Sylvestrová: "Political Posters in Central and Eastern Europe, Signs of the Times". Manchester University Press ND, 1999 | Sylke Wunderlich: "Plakatkunst in der SBZ/DDR 1945/1949-1969". Dissertation Universität Leipzig, 2003 | Hoover Institution Stanford | Neue Sächsische Galerie - Museum für zeitgenössische Kunst | Deutsches Historisches Museum Berlin | Stadthistorisches Museum Leipzig | Akademie der Künste Berlin
  14. Nachweise „Volksentscheid gegen Kriegsverbrecher; Stimmt mit Ja zur Sicherung des Friedens; Denkt an ihr Werk“: Sylke Wunderlich: "Plakatkunst in der SBZ/DDR 1945/1949-1969". Dissertation Universität Leipzig, 2003 | „Überklebt – Plakate aus der DDR“, Schwerin, Ausstellung 24.8. bis 21.10.2007, Ständige Ausstellung im Alten Rathaus Leipzig, 2. Etage: Moderne Zeiten; 1945-1949: Unter Besatzung. Neue Ordnung. Sozialistische Propaganda im Plakat | Deutsches Historisches Museum | Akademie der Künste Berlin | Stadtgeschichtliches Museum Leipzig | Bundesarchiv
  15. Nachweise „Freiheit Einheit Demokratie, Hundert Jahre Kampf um die demokratische Einheit Deutschlands, Ausstellung im Hygienemuseum Dresden“: Deutsches Historisches Museum | Stadtmuseum Bautzen | Bundesarchiv
  16. Deutsches Hygiene-Museum Dresden (Hrsg.): „Mythos Dresden: eine kulturhistorische Revue“ (kuratiert von Sigrid Walther). Verlag Böhlau, 2006, S. 172
  17. Berliner Abendblatt, 21.7.2012

[Bearbeiten] Weblinks

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