Städtisches Planetarium
Das Städtische Planetarium befand sich an der Stübelallee. Der Zugang erfolgte im Westen vom Ausstellungsgelände. Im Osten grenzte es an den Botanischen Garten. Mit dem Kugelhaus gehörte das Planetarium zum Gebäudekomplex um den Ausstellungspalast.
Anfang der 1920er Jahre setzte in deutschen Großstädten ein Wettlauf um "künstliche Sternhimmel" ein. In Düsseldorf, Barmen, Leipzig und Jena wurden moderne Projektionsplanetarien der Firma Carl Zeiss eingeweiht. Sie sollten Astronomie populär machen. Dafür wurden sie als Erlebniswelten gestaltet, als "Theater von Zeit und Raum".
Am 24. Juli 1926 öffnete das nach Plänen von Stadtbaurat Paul Wolf in Stahlbeton erbaute Städtische Planetarium Dresden als fünftes seiner Art. Bei der Farbgestaltung im Inneren wie im Äußeren hatte Carl Rade mitgewirkt. An die architektonische Gestaltung wurden hohe Ansprüche gestellt, was die Baukosten erhöhte. Der Bau in Dresden wurde jedoch deutlich sparsamer projektiert und von der Güntz-Stiftung vorfinanziert. Charakteristisch für das Dresdner Planetarium war die halbkugelförmige, kupferbelegte 25-Meter-Kuppel. Darunter befand sich eine Netzwerkkonstruktion aus Eisenstäben nach einer Erfindung von Walther Bauersfeld. Die Projektionsapparatur stand in der Mitte des Kuppelraums und gliederte sich in zwei Teile. Die Halbkugeln an den beiden Enden gaben den Fixsternhimmel wieder (Nord- und Südhemisphäre) und von Verstrebungen zusammengehaltene Zylinder enthielten die Planetenapparate. Das Druck- und Verlagshaus der Güntz-Stiftung stellte die Werbematerialien her.
Wissenschaftlicher Leiter und Direktor des Dresdner Planetariums war Kurd Kisshauer. Kisshauer kam von Carl Zeiss aus Jena nach Dresden. Als Operator war er Wissenschaftler, Techniker, Lehrer und Unterhalter in einem. Neben anderen wurde beispielsweise Maria Reiche, zu jener Zeit Studentin an der TH Dresden, vom Planetarium nachhaltig für ihren weiteren Lebensweg inspiriert.
Das Planetarium stieß anfangs auf großes öffentliches Interesse. Im Gegensatz zu seinem Eröffnungsjahr 1926 mit 60.300 Personen sank die Besucherzahl ab 1928 (31.500) erheblich und erreichte 1931 mit 8010 und 1932 mit 9185 verkauften Tickets einen folgenreichen Tiefststand. Seit dem Jahr 1933 blieb das Planetarium im Sinne seiner eigentlichen Zweckbestimmung geschlossen.[1] Es diente danach ausschließlich für Filmvorführungen und Musikveranstaltungen. Die gute Akustik im Kuppelraum ermöglichte Musik-Aufführungen für bis zu 530 Besucher.[2] Der ehemalige Direktor Kisshauer schrieb in der Folgezeit Bücher zur Astrologie und wurde Referent im Amt Rosenberg.
Das Dresdner Planetarium wurde während der Luftangriffe des 13. Februar 1945 zerstört. Das technische Inventar war während des Krieges ausgelagert worden und blieb so erhalten. Ein Teil der Südhemisphäre wurde am 7. Oktober 1979 an die Sternwarte Radebeul übergeben und ist dort noch heute zu besichtigen.[3]
[Bearbeiten] Zitat und Bilder
Kurd Kisshauer: "Wie viele unter uns Lebenden haben schon einmal eine klare Sternennacht nicht nur gesehen, sondern erlebt in stundenlangem Sichversenken in den Anblick des Größten und Erhabensten, das wir überhaupt schauen können?"
Plakat von Kurt Fiedler
[Bearbeiten] Quellen
- Kurd Kisshauer, Städtisches Planetarium auf dem Ausstellungsgelände, Dr. Güntzsche Stiftung, 1927
- Jordan D. Marche, Theaters of Time and Space: American Planetaria, 1930-1970, Rutgers University Press, 2005
- Werner Hegemann (Hrsg.), Leo Adler (Schriftleiter), Wasmuths Monatshefte für Baukunst, 1927, S. 176-177 (5 Abb.)
- Die Stars des Jahres 1926
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Dresden in Zahlen 1936, S. 31, Pkt. 8. Besuch der öffentlichen Mussen und Sammlungen
- ↑ http://www.bartomax.de/geo.pdf Belegarbeit von Robert Seidler
- ↑ http://www.sternwarte-radebeul.de/rundgang/rundgang_altes_planetarium.html