Augusteisches Zeitalter
Das Augusteische Zeitalter wird in der Geschichte vorrangig mit der Regierungszeit des ersten römischen Kaisers, Augustus (* 23. September 63 v. Chr. als Gaius Octavius in Rom; † 19. August 14 n. Chr. in Nola bei Neapel), in Verbindung gebracht. Dessen Herrschaft wurde schon von Zeitgenossen als Pax Augusta verklärt, eine Zeit lang anhaltenden inneren Friedens und Wohlstands.
Eine solche Epoche mit gleichem Namen gibt es jedoch auch in Sachsen. Sie betrifft jene Zeit, als die Kurfürsten gleichzeitig als Könige Polen regierten. Damit gehörte Sachsen-Polen zu den bedeutenderen Mächten in Europa und Dresden wurde v. a. als Kunstmetropole berühmt. Die Gemäldegalerie stieg zu einer der wichtigsten Kunstsammlungen Europas auf, auch das Grüne Gewölbe zeugt von der Sammelleidenschaft der Wettiner. 1754 kam die Sixtinische Madonna nach Dresden. Antonio Lotti (Hofkapellmeister 1717–1719) und Johann Adolph Hasse (1733–1763) begründeten die Tradition der italienischen Oper.
1731 sprach man von den sieben Wunderwerken Dresdens: (1) das unvergleichliche Zeughaus, (2) die in aller Welt berühmte Kunstkammer, (3) den recht königlich ausgezierten Stall, (4) die in ganz Europa jetzt berühmteste Elbbrücke, (5) das mit allen japanischen Kostbarkeiten versehene ostindianische Palais am weißen Tor in Alt-Dresden, (6) den seinesgleichen in Europa nicht habenden Zwingergarten, (7) das große und trefflich ausmöblierte Jägerhaus in Alt-Dresden.
Großen Einfluss besaßen als Minister Jakob Heinrich von Flemming und Heinrich von Brühl, der selbst Kunst sammelte und die Brühlsche Terrasse bebauen ließ. In jener Periode, in der der Dresdner Barock seinen Höhepunkt und auch seine Ablösung durch das Rokoko erlebte, die Zeit des Klassizismus anbrach, arbeiteten viele bedeutende Künstler und Kunstgelehrte in Dresden:
George Bähr | Bernardo Bellotto | Jean de Bodt | Samuel Bottschild | Gaetano Chiaveri | Christian Wilhelm Ernst Dietrich | Heinrich Christoph Fehling | Carl Heinrich von Heinecken | Charles Hutin | Johann Friedrich Karcher | Wolf Caspar von Klengel | Johann Christoph Knöffel | Johann Gottfried Knöffler | Friedrich August Krubsacius | Wilhelm Krüger | Zacharias Longuelune Johann Christoph Ludwig Lücke | Lorenzo Mattielli | Anton Raphael Mengs | Ismael Mengs | Adam Friedrich Oeser | Balthasar Permoser | Matthäus Daniel Pöppelmann | Johann Christoph Rost | Johann Georg Schmid | Gottfried Silbermann | Louis de Silvestre | Johann Alexander Thiele | Stefano Torelli | Johann Joachim Winckelmann
Die Regentschaften von August dem Starken und August III. waren durch ungehemmte Prachtentfaltung gekennzeichnet. Viele jener Bauten, die das Antlitz des historischen Dresdens bestimmen, entstanden in dieser Zeit. Symptomatisch für diese Epoche war auch das Schicksal der Gräfin Cosel. Nachdem die langjährige und einflussreiche Mätresse bei August dem Starken in Ungnade gefallen war, wurde sie 1716 auf die Festung Stolpen verbracht. Obwohl ihr August III. die Freilassung anbot, verbrachte sie bis zu ihrem Lebensende noch weitere drei Jahrzehnte auf der Festung.
Schloss Pillnitz (von 1720 bis 1723)
Frauenkirche (von 1726 bis 1743)
Als Vertreter der Stadt hatten die Bürgermeister Dresdens die Interessen der Einwohner gegenüber dem Hof zu wahren. Vielfach, wie beim Bau der Frauenkirche, ging es dabei auch ums Geld. Nach dem Machtantritt von August dem Starken war zunächst noch Gabriel Tzschimmer im Amt. Ihm folgten u. a. Marcus Dornblüth, Christoph Heinrich Vogler, Burkhard Leberecht Behrisch und Christoph Bormann.
Zu den berühmtesten Entwicklungen des Augusteischen Zeitalters gehört die Erfindung des Meißner Porzellans. August der Starke wollte von Johann Friedrich Böttger eigentlich Gold herstellen lassen. Am 28. März 1709 wurde stattdessen die Erfindung des Porzellans bekanntgegeben. Maßgeblich beteiligt an der Entwicklung waren auch Ehrenfried Walther von Tschirnhaus, Jacob Bartolomäi, Michael Nehmitz und Christoph Gottlob Lichtwer. Ab 1735 leitete Heinrich von Brühl die Porzellanmanufaktur Meißen. Der bekannteste Modelleur war Johann Joachim Kaendler.
Die Jahrzehnte des Augusteischen Zeitalters waren weniger friedlich als die Prachtbauten Dresdens vermuten lassen, jedoch spielten sich die Kriege zumeist außerhalb des sächsischen Territoriums ab. Insbesondere um die Vorherrschaft in Polen gab es wiederholt militärische Auseinandersetzungen, in die v. a. Schweden und Russland verwickelt waren. Der Frieden von Dresden beendete 1745 einen Krieg zwischen Preußen und Österreich, an dessen Seite Sachsen stand. Das luxuriöse Leben am Hofe überstieg die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des Landes und wurde schließlich auf Kosten der militärischen Schlagkraft finanziert. Das Augusteische Zeitalter endete mit dem Siebenjährigen Krieg von 1756 bis 1763, der auch Dresden schwere Zerstörungen brachte, in einer Niederlage gegen Preußen verbunden mit dem wirtschaftlichen Niedergang Sachsens.
[Bearbeiten] Quellen
- Paul Schumann: Dresden. Leipzig: E. A. Seemann, 1909
- Cornelius Gurlitt: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. Meinhold-Verlag
- Sachsens Glanz und Preußens Gloria. sechsteilige Fernsehserie, Fernsehen der DDR, 1985/1987.