Johann Joachim Winckelmann

Stadtwiki Dresden - Freiraum für Ideen und Wissen über Dresden
Wechseln zu: Navigation, Suche
Johann Joachim Winckelmann, porträtiert von Anton Raphael Mengs
Stich von Moritz Steinla
Winckelmanns Hauptwerk, in Dresden bei Walther erschienen
Briefmarke zu Johann Joachim Winckelmann

Johann Joachim Winckelmann (* 9. Dezember 1717 in Stendal; † 8. Juni 1768 in Triest) gilt als Begründer der wissenschaftlichen Archäologie und der Kunstgeschichte.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben und Wirken

Der Sohn eines Schuhmachers lernte früh die Armut kennen. Trotzdem erlangte er umfangreiche Kenntnisse. Die Lateinschule finanzierte er durch Kurrendesingen und Nachhilfestunden. Ab 1735 besuchte Winckelmann das Gymnasium in Berlin, ab 1738 studierte er in Halle alte Literatur und Theologie und ab 1741 in Jena Mathematik und Medizin. Zwischenzeitlich nahm er verschiedene Anstellungen als Lehrer oder Bibliothekar an. Nach dem Tod des Vaters gab Winckelmann sein Lehramt auf und bewarb sich 1748 als Bibliothekar des Grafen Bünau in Nöthnitz bei Dresden.

Bünaus Privatbibliothek umfasste 40.000 Bände und er verfasste selbst ein vielbändiges Werk zur deutschen Geschichte. Nachdem Winckelmann zunächst bei der Erstellung der Manuskripte behilflich war, übernahm er 1751, nach Bünaus Berufung nach Eisenach, auch die Katalogisierung.[1] Er nutzte die Zeit, um sich weiterzubilden, besuchte häufig die Gemäldegalerie und freundete sich mit Adam Friedrich Oeser an, dem späteren Zeichenlehrer Goethes. Winckelmann nahm bei Oeser Unterricht, zudem stand er auch mit Christian Wilhelm Ernst Dietrich, Christian Ludwig von Hagedorn und Christian Gottlob Heyne in Verbindung. Zu den Besuchern von Bünaus Bibliothek gehörte der damalige Nuntius am sächsischen Hofe, Kardinal Graf Alberigo von Archinto. Er versprach, bei Winckelmanns Wunsch nach Italien zu gehen behilflich zu sein, riet ihm aber auch, dafür zum Katholizismus überzutreten, was Winckelmann am 11. Juli 1754 vollzog. Winckelmann gab daraufhin seine Anstellung bei Bünau auf und wohnte bei Oeser in der Frauengasse. Archinto hielt Fürsprache beim Kurprinzen Friedrich Christian, einem Freund der griechischen Literatur, der seinen Leibarzt Lodovico Bianconi, gleichzeitig ein Kunstgelehrter, schickte. So wurde auch der leidenschaftliche Kunstsammler August III. auf Winckelmann aufmerksam. Der König hatte auf Heinrich von Brühls Empfehlung die Widmung von Winckelmanns erstem Werk in Dresden - Gedanken über die Nachahmung der griechischen Werke in der Malerei und Bildhauerkunst - angenommen, obwohl darin sein eigener Geschmack - namentlich die Ausschmückung des Hubertusburger Schlosses mit Trophäen und Armaturen - kritisiert wurde. August erklärte: "Dieser Fisch soll in sein rechtes Wasser kommen."

August III. gewährte Winckelmann auf zwei Jahre eine Pension von 200 Talern, damit er 1755 nach Rom reisen und weiter die alten und neuen Kunstwerke studieren könne. Anschließend unternahm dieser eine erste archäologische Reise nach Pompeji und Neapel, über die Ausgrabungen berichtete er Friedrich Christian über Bianconi. Ab 1757 verwaltete er die Privatbibliothek Archintos, inzwischen Kardinalstaatssekretär. Nach dessen Tod, bis 1759, ordnete Winckelmann die Gemmensammlung des Barons Muzel-Stosch in Florenz. Danach nahm ihn Kardinal Albani in seine Dienste. Winckelmann war mit Anton Raphael Mengs befreundet, den er auch in Kunstgeschichte unterrichtete. Für die neu erbaute Villa von Albani schuf Mengs sein Deckenbild Parnaß, in den Augen von Winckelmann ein glänzendes Beispiel neuer Kunst. Bei Giovanni Battista Casanova studierte er selbst Malerei.[2] 1762 unternahm er zusammen mit Heinrich von Brühl eine Reise nach Neapel, über die er bei Walther berichtete. Ab 1763 war Winckelmann für den Vatikan als Oberaufseher der Altertümer in und um Rom zuständig.

1768 fiel Winckelmann auf der Rückreise aus Wien nach einem Besuch in Deutschland einem Raubmord zum Opfer. Er hatte seinen Zeitgenossen, z. B. Goethe und Lessing, die Liebe zum Altertum vermittelt und eine große Anzahl bedeutender Schriften verfasst. Rom war zu seiner zweiten Heimat geworden, im Treppenhaus der Königlichen Bibliothek Dresden wurde ihm zu Ehren eine Gedenktafel angebracht.[3] Die Winckelmannstraßen in der Südvorstadt sowie in Bannewitz tragen heute seinen Namen.

[Bearbeiten] Werke

Winckelmann ist vor allem durch sein Hauptwerk, die »Geschichte der Kunst des Altertums«, Dresden 1764, bekannt geworden. Daraus: Beschreibung des Apollo im Belvedere. Er schrieb außerdem:

Die Sixtinische Madonna wurde zum Gegenstand einer Auseinandersetzung zwischen Carl Heinrich von Heinecken und Winckelmann. Heinecken attestierte dem Bild und dem Maler zwar, dass sie verehrungswürdig seien, bemerkte 1769 aber auch aus barocker Sicht: Aber das Kind in dem Dresdnischen Gemälde ist ein gemeines Kind, nach der Natur gezeichnet, welches noch dazu, als Raffael den Entwurf davon gemacht, verdrießlich gewesen. Winckelmann als Wegbereiter des Klassizismus suchte und fand dagegen im Bild eine der Antike verwandte Formensprache.

[Bearbeiten] Quellen

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Gerald Heres, Winckelmann, Johann Joachim, in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde e.V., bearb. von Martina Schattkowsky
  2. Casanova als Porträtist von Winckelmann
  3. Paul Schumann & Friedrich Kummer: Dresden und das Elbgelände. Verlag des Vereins zur Förderung Dresdens und des Fremdenverkehrs, 1918, S. 67

[Bearbeiten] Weblinks

Meine Werkzeuge
Namensräume
Varianten
Aktionen
Navigation
Werkzeuge