Christian Wilhelm Ernst Dietrich
Christian Wilhelm Ernst Dietrich (* 30. Oktober 1712 in Weimar; † 24. April 1774 in Dresden, verschiedene Quellen auch 23. April), auch Dietrici genannt, war ein Maler und Kupferstecher.
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Dietrich erhielt seine erste Ausbildung von seinem Vater, Johann Georg Dietrich, der als Hofmaler in Weimar arbeitete. Um sich in Landschaftsmalerei ausbilden zu lassen, ging Dietrich 1730 nach Dresden zu Johann Alexander Thiele. Er eignete sich in der Folgezeit den Malstil der niederländischen Meister wie Rembrandt so perfekt an, dass seine Kopien mitunter als Originalwerke verkauft wurden. Dietrich errang die Aufmerksamkeit von August dem Starken und stand in der Gunst von Heinrich von Brühl, der ihm eine Pension versorgte. 1741 wurde er, schon unter August III., zum Hofmaler ernannt. Als solcher hatte er die Verpflichtung, jährlich vier Kabinettsstücke zu liefern. Unter dem Vorwand, eine Reise nach Holland machen zu wollen, hielt er sich längere Zeit in Weimar und Braunschweig auf. 1742 kehrte Dietrich nach Dresden zurück, wo sein alter Gönner, Heinrich von Brühl, mittlerweile Intendant der königlichen Sammlungen und Kunstanstalten war.
Mit Unterstützung von August III. ging Dietrich 1743 nach Italien, um sich auch von den italienischen Meistern und besonders von der Bologneser Schule inspirieren zu lassen. Die italienische Malerei stand am sächsischen Hof hoch im Kurs. Im Zusammenhang mit ersten Planungen einer Dresdner Kunstakademie wollte Carl Heinrich von Heinecken Dietrich als Direktor vorschlagen. Seit seinem Aufenthalt in Italien ließ dieser sich Dietrici nennen. Dietrich konnte jedoch seinen Erfolg als Kopist der niederländischen Schule nicht wiederholen. Heinecken reagierte enttäuscht, denn Dietrich habe nicht das Geringste aus Italien mitgebracht, weder von der Manier im Malen, noch im Zeichnen; sein Widerwille gegen die Italiener erstrecke sich sogar auf ihre Schule.
Im Jahr nach seiner Rückkehr aus Italien wurde Dietrich 1745 zum Inspektor der Gemäldegalerie ernannt. 1763 erhielt er das Direktorat der Meißner Porzellanmalerschule, die ursprünglich für Dietrich ins Auge gefasste Direktorenstelle an der Dresdner Kunstakademie erhielt Christian Ludwig von Hagedorn. Ab 1764 leitete er die Zeichenschule Meißen, die wie die Kunstakademie unter der Generaldirektion Hagedorns stand. 1765 wurde Dietrich schließlich doch noch Professor an der Kunstakademie. Zu seinen Schülern gehörten Giovanni Battista Casanova und Johann Christian Klengel. Auch mit Johann Joachim Winckelmann stand er in Verbindung, der Dietrich in höchsten Tönen lobte, als Raffael der Landschaftsmaler. Andererseits wurde Dietrich häufig auch als bloßer Kopist kritisiert.[1] Ihm solle es an selbstständigem, schöpferischem Künstlergeist gemangelt haben und seine große Begabung sei nur technischer Natur gewesen. Dietrich war jedoch seinerzeit der wichtigste Vertreter der deutschen Malerei in Dresden und wurde mit Ehrenmitgliedschaften der Akademien in Augsburg, Bologna und Kopenhagen geehrt.[2]
[Bearbeiten] Werke
Dietrich malte bevorzugt Landschaften mit historischer oder genreartiger Staffage. Sie zeichneten sich durch technische Vollendung, kräftiges Kolorit und große Gefühlswärme aus. Die Gemäldegalerie Alte Meister (vor allem mit religiösen Motiven) und das Kupferstichkabinett besitzen viele seiner Werke [3] wie auch andere bedeutende Galerien im In- und Ausland, so wie heute die Eremitage St. Petersburg. Besonders seine radierten Blätter, von denen er mehr als 200 geschaffen hatte, waren seinerzeit sehr gesucht. Sie bezeichnen einen großen Fortschritt der deutschen Ätzkunst und bezeugen zugleich eine Leichtigkeit und Beweglichkeit in Dietrichs Schaffen. Zu den bekanntesten Kopisten von Dietrichs Werken gehörte Johann Eleazar Zeissig, der sie in Paris verkaufte. Adrian Zingg stach und publizierte nach Dietrichs Tod mehrere von dessen Zeichnungen bei der Arnoldischen Buchhandlung.[4]
Mehrere von Dietrichs bedeutendsten Werken befinden sich im Besitz der Gemäldegalerie Alte Meister: »Die Anbetung der Könige« (1731, Leinwand, 87,5 x 114), »Hirtinnen und Herden« (Leinwand, 54,5 x 73), »Diana entdeckt Kallistos Fehltritt« (1731, Leinwand, 53,5 x 72), »Hirt und Hirtin bei ihren Herden« (Leinwand, 35 x 49,5), »Bildnis eines älteren Mannes« (Holz, 32 x 24), »Bildnis einer älteren Frau« (Holz, 32 x 24), »Die Auferweckung des Lazarus« (Leinwand, 85 x 105).[5], [6]
[Bearbeiten] Quellen
- Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 899-900, digital bei zeno.org
- Pierer's Universal-Lexikon, Band 5. Altenburg 1858, S. 140-142, digital bei zeno.org
- Artikel „Dietrich, Christian Wilhelm Ernst“ von Carl Clauß in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 5 (1877), S. 192–193, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Paul Schumann: Dresden. Leipzig: E. A. Seemann, 1909
- ↑ Jungbauer-Haupt, Hans-H., „Dietrich, Christian Wilhelm Ernst“, in: Neue Deutsche Biographie 3 (1957), S. 696
- ↑ Werkeübersicht Christian Wilhelm Ernst Dietrich, Staatliche Kunstsammlungen Dresden
- ↑ Adrian Zingg: Sieben Ansichten aus Sachsens Schweiz und Erzgebirge als Blätter der Erinnerung
- ↑ Staatliche Kunstsammlungen Dresden: Gemäldegalerie Alte Meister. 20. Auflage, Dresden 1978
- ↑ Eintrag in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden Online Collection
[Bearbeiten] Weblinks
- Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „Christian Wilhelm Ernst Dietrich“
- Anke Fröhlich, Dietrich, Christian Wilhelm Ernst (gen. Dietricy), in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde e.V., bearb. von Martina Schattkowsky
- Bücher über Dietrich bei books.google.com
- Bücher von Dietrich bei books.google.com
- Werke von Dietrich bei europeana.eu