Hellerhof
Auf dem Hellerhof in Dresden-Trachenberge (an der späteren Hellerhofstraße 17) wurde von 1896 bis 1915 Eselsmilch produziert, die als besonders gesund und medizinisch wertvoll galt.
Der sozial engagierte Dresdner Arzt und Leiter der „Kinderheilstätte für die Neu- und Antonstadt mit Kinderpoliklinik“ Dr. Richard Klemm (1847–1938) war 1894 Mitbegründer einer „Genossenschaft zur Bekämpfung der Säuglingssterblichkeit durch Verabreichung von Eselmilch“ und nach dem Tode ihres Leiters, Dr. Karl Hermann Krauß (1849–1902), dessen Nachfolger.
Im 1907 erschienenen „Wissenschaftlichen Führer durch Dresden“ heißt es über die Eigenschaften von Eselmilch, dass sie erfolgreich als Diätikum bei Erkrankung der Harn- und Verdauungswege aller Altersklassen sei, besonders aber des Säuglingsalters. Sie enthalte nie Tuberkelbazillen und wäre Frauenmilch am ähnlichsten.
In einem später „Hellerhof“ genannten geschützten Waldgrundstück auf den Trachenbergen wurden von der Genossenschaft ab 1896 bis zu 70 Esel gehalten, sodass der Volksmund aus „Hellerhof“ recht schnell „Eselhof“ machte.
Da die Eselmilchgewinnung hohe Kosten verursachte, war man auf öffentliche und private Wohltätigkeit angewiesen. Höchstes Gebot war die Reinheit und die Gesundheit der Milch. Dafür sorgten u. a. gut gelüftete und belichtete, täglich gereinigte Stallungen, Futter von bester Beschaffenheit und Wasser von großer Reinheit aus einem privaten Wasserwerk. Das Melken erfolgte nicht im Milchstall, sondern in einer Melkstube. Die Melkerinnen melkten in weißen Überkleidern und weißen Hauben, mit desinfizierten Händen in sterile Melkgläser. Den Dienst versahen ein Verwalter, zwei Melkerinnen, eine Buchhalterin und zwei Stallburschen.
Ein Jahr nach Beginn des Ersten Weltkrieges (1914–1918) musste die gemeinnützige Genossenschaft den Hellerhof schließen.
Mit der Machtübernahme durch den Nationalsozialismus 1933 wurde der Hellerhof eines der Zentren der Dresdner SS. Im Zusammenhang mit dem „Röhm-Putsch“ (1934), bei dem Hitler sich von den revoltierenden Teilen der SA befreite, erschoss Ende Juni 1934 die SS in unmittelbarer Nähe des Hellerhofes hohe SA-Führer.
Anfang der 1950er Jahre wurde der Hellerhof zu einem Standort der „Gesellschaft für Sport und Technik“ (GST) ausgebaut. Er diente bis 1990 als Stützpunkt für die Ausbildung von Militärkraftfahrern. Heute werden Gebäude und Grundstück von kleineren Firmen und anderen Unternehmungen genutzt.