Henny Brenner

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Lesung von 2017

Henny Brenner, geb. Wolf, (geb. 25.11.1924 in Dresden, gest. 16.05.2020 in Weiden i.d.OPf.) war eine jüdische Dresdnerin, die die Nazizeit (1933-1945) in ihrer Geburtsstadt überlebte, später mit ihrer Familie in die Bundesrepublik übersiedelte, ihre Lebenserinnerungen, die ein differenziertes Bild der Dresdner Zivilbevölkerung zeichnen, in Buchform veröffentlichte und in späteren Jahren als Zeitzeugin diese Erinnerungen wachhielt, sogar in Dresden.

Henny Wolf wurde in eine bürgerliche, „kulturjüdische“ [1] Familie hineingeboren. Die Eltern betrieben ein Kino, das Palast-Theater in der Alaunstraße, Ecke Böhmische Straße. Das Grundstück ist heute unbebaut und wird auch als „bunte Ecke“ bezeichnet.

Nach den Nürnberger Rassegesetzen von 1935 wurde Henny Wolf als Halbjüdin eingestuft und die Familie genoss so einen gewissen Schutz im Zuge der fortschreitenden Ausgrenzung, Diskriminierung und Deportation jüdischer Mitbürger. Nichtsdestotrotz war sie vom öffentlichen Leben ausgeschlossen, musste den Judenstern tragen und wurde zur Zwangsarbeit verpflichtet, so im Goehle-Werk der Zeiss Ikon. Auch den Drangsalierungen durch die Gestapo-Beamten Henry Schmidt („der Schreier“), Arno Weser („der Spucker“) und Johannes Clemens („der Schläger“) durchlitt die Familie.

Mit dem Bombardement ging die Familie in den Untergrund und entging so der angesetzten Deportation. Aber auch das Palast-Theater, das ökonomische Rückgrat der Familie, wurde zerstört.

Nach dem Kriegsende versuchte die Familie, im Textilhandel wieder auf die Beine zu kommen. Angesichts des neuen Antisemitismus („wurzellose Kosmopoliten“ ab 1948, der Slánský-Prozess und die Verhaftung Paul Merkers 1952, die Flucht Leon Löwenkopfs 1953) entschloss sich auch die Familie Wolf, in den deutschen Westen überzusiedeln. Henny Wolf heiratete einen Holocaust-Überlebenden und wohnte mit ihrer Familie in Weiden. Einer ihrer Söhne ist der Judaist Michael Brenner. [2] [3]

Henny Brenners Einsatz als Zeitzeugin der Nazizeit kann nur als unermüdlich bezeichnet werden. Nach der Veröffentlichung ihres Lebensberichtes, den sie auch als einen anderen, ergänzenden Blick zu den Tagebüchern Victor Klemperers verstanden wissen wollte, kehrte sie häufig in ihre Geburtsstadt zurück und half mit Lesungen, Vorträgen und Interviews, die Erinnerung an die Schrecken der Nazizeit wachzuhalten.

Nach dem Wiederauftauchen des Films von Erich Höhne (Zeiss Ikon) über das Judenlager Hellerberg war es Henny Brenner, die Personen im Film noch identifizieren konnte, beispielsweise Henry Meyer.

Den Stolpersteinen stand Henny Brenner skeptisch gegenüber. Es erschien ihr unpassend, so an Ermordete zu erinnern, dass man auf ihren Namen herumtrampeln kann. Erinnerungstafeln auf Augenhöhe an den Häusern erschienen ihr günstiger.


[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. „Überleben und Neuanfang“, Veranstaltung der Körber-Stiftung
  2. Web site der LMU München
  3. Web site der American University, Washington D.C. (USA)


[Bearbeiten] Literatur


[Bearbeiten] Weblinks

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