Henry Palmié
Henry Gustav Franz Palmié, auch Henri Palmié (* 1. Mai 1844 in Merseburg; † 21. April 1910 in Dresden) war ein deutscher Kaufmann und Bankier, Mitinhaber des ehemaligen Dresdner Bankhauses "Günther & Rudolph" sowie Mitglied in vielen Aufsichtsräten, zuletzt im Rang eines königlich-sächsischen Kommerzienrates und mit dem Titel eines königlich-großbritannischen Konsuls.
[Bearbeiten] Familie
Henry Gustav Franz Palmié entstammte der weit verzweigten und ursprünglich aus Frankreich stammenden Familie Palmié, die als Hugenotten Ende des 17. und Anfang des 18. Jahrhunderts in deutsche Länder kamen. Henry Palmié war der Sohn des Posthalters zu Merseburg, Georg Friedrich Palmié und dessen Ehefrau Amalie geb. Schwarze. Georg Friedrich Palmié wurde am 15. März 1831 Eigentümer des Merseburger Gasthauses zur Goldenen Sonne und eröffnete außer der Gastwirtschaft dort auch eine Posthalterei.[1][2] Henry Palmié hatte u.a. eine Schwester:
- Thekla Palmié (* 12. Oktober 1845 in Merseburg; †). Sie heiratete 1872 Arthur Dalmata de Hideghét (1844–1900), kaiserlich-österreichischer Offizier, zuletzt im Rang eines Hauptmanns.[3]
Henry Palmié war mit Marie Elise Palmié verheiratet. Seine Ehefrau wohnte nach seinem Tod weiter in der Hohen Straße 12. Das Paar hatte einen Sohn:
- Walter Charles Palmié. Er ist erstmals 1896 als Kaufmann erwähnt,[4] wurde wie sein Vater Bankier, war Mitinhaber des Bankhauses "Günther & Rudolph" und Vorstandsmitglied der Abteilung Dresden der "Allgemeinen Deutschen Credit-Anstalt" sowie Träger des Ritterkreuzes 1. Klasse des königlich-sächsischen Albrecht-Ordens. Er wohnte 1911 in der Kaitzer Straße 25.[5]
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Henry Palmié erhielt in Merseburg sowie im thüringischen Kloster-Donndorf seine Schulbildung und absolvierte danach eine kaufmännische Lehre bei der Hüneschen Buntpapierfabrik in Merseburg. 1865 ging Palmié ins erzgebirgische Annaberg nach Sachsen zu der damals sehr bedeutenden Firma "Eisenstuck & Co.", einer Handlung von Posamenten und Spitzen. Aufgrund seines Wirkens nahm diese Firma auch eine Handschuhfabrikation auf. Während dieser Zeit führten ihn seine Geschäftsreisen mehrfach nach Italien, England und Frankreich.
1875 kam Palmié nach Dresden, wo bereits Verwandte seiner Familie, Antoine Friederike Wilhelmine Clara Palmié und Caroline Palmié in der Bautzner Straße wohnten. In Dresden trat Palmié als Prokurist in das angesehene Bankhaus "Günther & Rudolph" ein. Er wohnte anfangs in der Winckelmannstraße 9 und ist erstmals im Dresdner Adressbuch von 1876 erwähnt.[6] Aufgrund seiner Leistungen genoss Palmié innerhalb kürzester Zeit das Vertrauen der Bankinhaber und wurde ab dem 1. Januar 1881 als Mitinhaber der Bank aufgenommen. Gleichzeitig zog er in die Bergstraße 21. [7] Seit dem 24. Februar 1881 war Palmié außerdem Mitglied des literarischen Vereins der "Offenen Loge" zu Dresden.[8]
1894 wurde Palmié zum königlich-großbritannischen Konsul und 1897 vom sächsischen König Albert zum königlich-sächsischen Kommerzienrat ernannt. Palmié blieb bis zum 31. Dezember 1902 Mitinhaber des Bankhauses "Günther & Rudolph", als dieses durch die "Allgemeine Deutsche Credit-Anstalt" (ADCA) in Leipzig übernommen wurde. Nach der Übernahme wurde er Mitglied des Aufsichtsrates der ADCA. Als Mitinhaber der Bank förderte Palmié in wesentlichem Maße die industrielle Entwicklung des Königreiches Sachsen, speziell im Raum Dresden.
Palmié war Vorsitzender bzw. Mitglied in vielen weiteren Aufsichtsräten von sächsischen Unternehmen, so u.a.:
- bei der Baubank für die Residenzstadt Dresden,
- der "Dresdner Gardinen- und Spitzen-Manufaktur A.G.",
- der "Sächsischen Cartonnagen Maschinen A.-G.",
- der Dresdner Dynamitfabrik,
- der "Zittauer Maschinenfabrik und Eisengießerei A.G.",
- der Deutschen Straßenbahngesellschaft,
- der Sächsischen Bank,
- dem Norddeutschen Lloyd,
- der Porzellanfabrik Kahla und Kloster Veilsdorf und
- der "National Aktien-Bier-Brauerei Braunschweig.
Palmié wohnte zuletzt in der Hohen Straße 12, wohin er 1895 gezogen war.[9] Er wurde auf dem Annenfriedhof in der Chemnitzer Straße beerdigt.
[Bearbeiten] Auszeichnungen (Auswahl)
- 1899: Ritter 1. Klasse des königlich-sächsischen Albrechts-Ordens
- 1902: Kaiserlich-persischer Löwen- und Sonnenorden 2. Klasse
- 1903: Silberne königlich-sächsische Königin-Carola-Medaille
- 1907: Haus- und Verdienst-Orden des Herzogs Peter Friedrich Ludwig von Oldenburg
[Bearbeiten] Quellen
- Jahrbuch der Schiffbautechnischen Gesellschaft, 13. Band, Schiffbautechnische Gesellschaft, Springer-verlag Berlin und Heidelberg 1912, Online-Leseprobe auf Google Books, Reprint ISBN 978-3-642-90182-9, S. 88
- Dresdner Geschichtsblätter, Band 5, 1909-1912, SLUB, S. 107
- Portrait in der Otto-Richter-Sammlung des Stadtmuseums Dresden
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Leipziger Zeitung 1831, Online-pdf auf Google Books, S. 717
- ↑ Hallisches patriotsches wochenblatt, Band 2, 1841, Online-pdf auf Google Bokks, S. 1304
- ↑ Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser Österreichs, Alfred Anthony von Siegenfeld, Wien 1905, Otto Maass Söhne, Online-Leseprobe auf Google Books, S. 160
- ↑ Adressbuch Dresden 1896, SLUB, S. 625
- ↑ Adressbuch Dresden 1911, SLUB, S. 789
- ↑ Adressbuch Dresden 1876, SLUB, S. 284
- ↑ Adressbuch Dresden 1882, SLUB, S. 308
- ↑ Literarische Vereine in Dresden: Kulturelle Praxis und politische Orientierung des Bürgertums im 19. Jahrhundert, Dirk Hempel, Niemeyer Verlag Tübingen 2008, Online-Leseprobe auf Google Books, ISBN 978-3-484-35116-5, S.177f.
- ↑ Adressbuch Dresden 1896, SLUB, S. 625