Johann Daniel Wilhelm von Geyer
Johann Daniel Wilhelm von Geyer, bis 1737 Johann ("Hanns/Hanß") Daniel Wilhelm Geyer (* 1704 in Dresden; † 23. November 1769 auf der Festung Königstein)[1] war ein königlich-polnischer und kurfürstlich-sächsischer Offizier und General, zuletzt als Kommandant der Festung Königstein im Rang eines Generalmajors. Er war zudem Rittergutsbesitzer auf Marschwitz bei Leisnig in Mittelsachsen.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Familie
Johann Daniel Wilhelm Geyer entstammte aus einem angesehenen pfälzischen Geschlecht, das am 6. Februar 1738 die kursächsische Anerkennung für den sächsischen Adelsstand erhielt.
Geyers Großvater war Johann Georg Geyer, der mit Katharina von Waldmann, genannt Geyer verheiratet gewesen war. Daniel Waldmann, genannt Geyer war kurfürstlich-pfälzischer Geheimer Rat des pfälzischen Kurfürsten Karl I. Ludwig und erhielt vom Kaiser Ferdinand II. bereits 1649 den Reichsadel.[2] Geyers Vater war der ursprünglich pfälzische Arzt Johann Daniel Geyer (* 10. November 1660 in Regensburg; † 3. August 1735 in Dresden). Sein Vater war Militär-, Feld- und später Leibarzt des sächsischen Kurfürsten und polnischen Königs August der Starke in Dresden.
Hanß Geyer heiratete Louise Auguste geb. von Funcke, jüngstes Kind und jüngste Tochter des hochfürstlich-braunschweig-lüneburgischen Klosterrats und Oberhofgerichtsassessor zu Wolfenbüttel Johann Heinrich von Funcke und dessen zweiter Ehefrau Anna Maria geb. von Lohse (1691–1759). Sein Schwiegervater war seit 1702 Rittergutsbesitzer auf Groitzsch im Leipziger Land, seine Schwiegermutter verstarb als Erb-, Lehn- und Gerichtsfrau zu Groitzsch.[3]
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Hanß Geyer erhielt seine höhere Schulbildung am Gymnasium zum Heiligen Kreuz, wo er am 24. Januar 1721 sein Reifezeugnis ablegte. Er entschied sich anfangs für ein Studium der Architektur und der Feuerwerkskunst, letztlich dann für eine militärische Karriere.
1725 erhielt er sein Offizierspatent als Ingenieur-Leutnant im sächsischen Ingenieurkorps, das 1712 vom sächsischen Kurfürst August dem Starken mit dem Standquartier in Dresden formiert und 1730 deutlich vermehrt wurde. Bereits sechs Jahre später, 1731 wurde von Geyer daher zum Ingenieur-Capitain (Hauptmann) befördert.[4] Geyer erhielt am 15. Juli 1737 das kaiserliche Diplom für die Adelserneuerung zu Wien für den erblichen Reichsadelsstand und nannte sich fortan von Geyer. Zu dieser Zeit diente von Geyer als königlich-polnischer und kurfürstlich-sächsischer Hauptmann im Regiment "Sachsen-Weißenfels".[5] Von Geyer nahm an den beiden Schlesischen Kriegen 1741/42, zu dieser Zeit bereits als Major und 1744/45 teil.
1746 war von Geyer General-Quartier-Meister-Lieutenant im Ingenieurkorps, noch im Dienstrang eines Obrist-Lieutenants (Oberstleutnant).[6] Wenig später wurde von Geyer zum Obrist (Oberst) befördert und ist 1747 als solcher in einem Gesuch um die käufliche Überlassung eines Waldstückes im Thümmlitzwald bei Grimma zur Anlegung eines Teiches in einer Rentakte verzeichnet.[7] Etwa zur gleichen Zeit, von 1747 bis 1749 gemühte er sich um einen Mühlenbau auf seinem Rittergut.[8] 1749 wurde von Geyer als Oberst Chef der kursächsischen Landbrigade des Ingenieurkorps. Diese Einheit führte er bis 1753, als er zum Brigadier der Ingenieur-Feldbrigade ernannt wurde.
1756, zu Beginn des Siebenjährigen Krieges bemängelte von Geyer in seinem Tagebuch die ungenügende Versorgung der ab dem 26. August eilig verlegten sächsischen Regimenter in ein gemeinsames Truppenlager nach Struppen bei Pirna, wo es an Proviant und Munition mangelte. Er schrieb dazu:
Wäre von Anfange herein den nächsten Kreisen sogleich anbefohlen worden alles Korn und Fourage nach dem Lager zu senden, und hätte man Schandau besetzt, um aus Böhmen die nöthigen Lebensmittel zu beziehen, so würde dem Mangel abgeholfen worden sein. Dann hätte man die besetzten Orte zuletzt zur Beihilfe ziehen können, ohne großes Aufsehen zu erregen, und der Feldmarschall wäre nicht gleich in den ersten Tagten zu der unangenehmen Maßregel genöthigt gewesen eine allgemeine Fouragierung in der Umgegend von Pirna vorzunehmen, wodurch man zwar viel Körner erlangte, die aber in der Folge aus Mangel an Mühlen sich nicht in Mehl verwandeln ließen.[9]
1761 wurde von Geyer in seiner Dienststellung als Brigadekommandeur der Ingenieur-Feldbrigade vom sächsischen Kurfürsten Friedrich August II. zum Generalmajor ernannt und interimistisch mit der Führung des sächsischen Ingenieurkorps beauftragt, das er bis 1763 befehligte. 1762 und 1763 ist von Geyer als Ingenieur-Generalmajor im Reichs- und Staatshandbuch verzeichnet.[10][11] Im gleichen Jahr, anch dem Ende des Siebenjährigen Krieges erhielt von Geyer seine Bestallung als Festungsingenieur des Königsteins. In diesem Dienstposten verblieb er fünf Jahre, bis 1768. Danach bezog er ein Wartegeld.
1769, nach dem am 23. Januar 1769 erfolgten Tod seines Vorgängers Christian Ludwig von Nitzschwitz wurde von Geyer vom sächsischen Kurfürsten Friedrich August der Gerechte, nach Ablauf der Regentschaft von dessem Onkel Prinz Xaver zum neuen Kommandanten der Festung Königstein ernannt und erhielt seine Bestallung als Festungskommandant.[12] Von Geyer übte diese Dienststellung nur kurzzeitig aus, da er noch im gleichen Jahr im aktiven Dienst verstarb. Allerdings ist er noch 1770 im europäischen genealogischen Handbuch als Generalmajor und Kommandant von Königstein erwähnt.[13] Von Geyers Nachlass wurde von 1769 bis 1770 geregelt.[14] Von Geyer führte jahrelang ein Tagebuch, das dem Sächsischen Staatsarchiv erhalten blieb. Sein Nachfolger im Amt als Festungskommandant von Königstein wurde Eustachius Friedrich von Loeser.
[Bearbeiten] Quellen
- Geschichte und gegenwärtiger Zustand der Kursächsischen Armee, 2. Ausgabe, Dresden 1785, Digitalisat auf Google Books, S. 128f.
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Eduard Maria Oettinger: Moniteur des dates..., Dresden 1866, Digitalisat auf Google Books, S. 120
- ↑ Stammbuch des blühenden und abgestorbenen Adels in Deutschland..., Zweiter Band, G-L, Regensburg 1863, Digitalisat auf Google Books, S. 26f.
- ↑ George Christoph Kreysig/Heinrich Gottlieb Francke: Beyträge zur Historie derer Chur- und Fürstlichen Sächsischen Lande,..., 6. Teil, Altenburg 1764, Digitalisat auf Google Books, S. 284f.
- ↑ Willy Richter: Die Matrikel der Kreuzschule, Gymnasium zum Heiligen Kreuz in Dresden, Teile 1-3, Dresden 1967, Leseprobe auf Google Books, S. 34
- ↑ Maximilian Gritzner: Standes-Erhebungen und Gnaden-Acte Deutscher Landesfürsten während der letzten drei Jahrhunderte, nach amtlichen Quellen, Görlitz 1881, Digitalisat auf Google Books, S. 693
- ↑ Genealogisch-Historische Nachrichten von den Allerneusten Begebenheiten..., Leipzig 1746, Digitalisat auf Google Books, S. 120
- ↑ Gesuch des Ingenieur-Oberst Hans Daniel Wilhelm von Geyer um käufliche Überlassung eines Waldstückes im Thümmlitzwald zur Anlegung eines Teiches (Rentakte), Archivale 10036 im Sächsischen Staatsarchiv, Datensatz im Archivportal der Deutschen Digitalen Bibliothek
- ↑ Gesuch von Hans Daniel Wilhelm von Geyer auf Marschwitz um Mühlenbau, Datensatz in der Deutschen Digitalen Bibliothek, Sächsisches Staatsarchiv
- ↑ Karl Heinrich Aster: Beleuchtung der Kriegswirren zwischen Preußen und Sachsen vom Ende August bis Ende October 1756..., Dresden 1848, Digitalisat auf Google Books, S. 189f.
- ↑ Neues genealogisch-schematisches Reichs- und Staats-Handbuch: vor das Jahr 1762..., Frankfurt am Main 1762, Digitalisat auf Google Books, S. 350f.
- ↑ Gottlob Friedrich Krebel: Europäisches Genealogisches Hand-Buch..., Leipzig 1763, Digitalisat auf Google Books, S. 170
- ↑ Verpflichtung und Bestallung eines Kommandanten der Bergfestung Königstein, Datensatz im Archivportal der Deutschen Digitalen Bibliothek
- ↑ Gottlob Friedrich Krebel: Europäisches Genealogisches Handbuch..., Leipzig 1770, Digitalisat auf Google Books, S. 195
- ↑ Nachlass des Generalmajors Johann Daniel Wilhelm von Geyer, Kommandant der Festung Königstein, Archivale 11332, Datensatz im Hauptstaatsarchiv Sachsen
[Bearbeiten] Weblinks
- Geyer, Hans Daniel Wilhelm, königlich polnischer und kursächsischer Hauptmann beim Sachsen-Weißenfelsischen Infanterieregiment, rittermäßiger Adelsstand, "von", privilegium denominandi, Wappenbestätigung, 1737.07.15, Datensatz inkl. Bildnis des Wappens im Österreichischen Staatsarchiv