Klubkino Turmhaus Cotta
Das Klubkino im „Turmhaus Cotta“ wurde am 1. Mai 1987 eröffnet. Es war ergänzend zum eigentlichen Gastraum eingerichtet worden, als die alte, offenbar wenig einladende „Turmhaus“-Gaststätte im Erdgeschoss des Eckhauses Grillparzer-/Steinbacher Straße grundlegend erneuert wurde.
Vorangegangen waren dieser Einrichtung einige Filmaufführungen im Stadtbezirkskulturhaus „Richard Gärtner“ (Volkshaus), wenige Meter entfernt an der Hebbelstraße, seit Beginn der 1980er Jahre mit Archivfilmen („Metropolis“, Karl Valentin), jedoch ohne Gastronomie, obwohl das Volkshaus theoretisch die Möglichkeiten dafür gehabt hätte.
Mit seinen 36 Plätzen an Vierertischen und dem gastronomischen Service im Saal war das kleine Kino eine Neuheit in Dresden, die Gäste und Presse wohl sehr positiv aufnahmen. Nicht umsonst mahnte der SZ-Journalist Jürgen Richter an, „die Raumaufteilung“ sei „noch nicht effektiv genug durchdacht, so daß sicherlich noch ein paar Plätze mehr möglich“ seien.[1] Die kinountypische Einrichtung sollte die Kommunikation der Besucher fördern; Filmeinführungen und Gespräche über den gesehenen Film waren vorgesehen. Zudem konnten die Räumlichkeiten für geschlossene Veranstaltungen genutzt werden.
Die gastronomische Versorgung der Filmzuschauer war stark vereinfacht. Überwiegend wurden nur Getränke und Knabbergebäck angeboten.
Zwar existierten Mitte der 1980er Jahre im Bezirk Dresden bereits Filmtheater, die auch Speis und Trank anboten (z. B. Klubkinos in Großenhain, der „Filmbühne“ Meißen und den „Volkslichtspielen“ Bischofswerda, Visionsbars in den „Schauburgen“ von Dresden und Zittau sowie in Neukirch), jedoch waren dafür jeweils bestehende Kinos umgebaut worden. Dass nun auch Filme in einer Gaststätte liefen, war ein Novum.
Täglich zwei bis drei öffentliche Vorstellungen standen auf dem Spielplan, sonntags und montags allerdings blieb das Kino geschlossen. Bis zum Frühjahr 1990 lief dienstags „der besondere Film“ – ästhetisch und intellektuell anspruchsvolle, kontrovers diskutierte Werke wie „Das zweite Leben des Friedrich Wilhelm Georg Platow“ aus DEFA-Produktion, Tarkowskis „Andrej Rubljow“ und „Carmen“ von Carlos Saura. Vor dem Film erhielten die Zuschauer eine Einführung, nach der Vorstellung konnten sie über den Film diskutieren.[2]
Kinoleiterin Helga Schmidt plante des Weiteren Vormittagsvorstellungen für Kindergartengruppen, nachmittägliche „Veteranentreffen“ bei Film und Kaffee, eine Filmreihe der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft, Jugendstunden für Achtklässler, die sich auf ihre Jugendweihe vorbereiteten, sowie Angebote für Arbeitsbrigaden, Hausgemeinschaften oder andere Besuchergruppen, die gemeinsam ins Kino gehen wollten.
Ende Juli 1990 schloss das kleine Filmtheater.
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Sächsische Zeitung, 6.5.1987, S. 8
- ↑ Leokadia Böttger: Studiokinos in Dresden. In: Progress Film-Verleih (Hrsg.): Progress Informations Bulletin. Berlin, 11. Jg. 1987, 5/1987. S. 10.
- Sächsische Zeitung vom 28.4. und 6. 5.1987, Kinoprogrammanzeigen in der SZ 1987–1990