Lehmbau
Der moderne Lehmbau begann in Dresden nach dem Ersten Weltkrieg, als Wohnungen und traditionelle Baustoffe knapp waren, es aber reichliche Lehmvorkommen gab. Diese lagen einerseits im Südwesten der Stadt, worauf der Straßenname Am Lehmberg in Briesnitz und Leutewitz heute noch hindeutet, andererseits im Südosten der Stadt, wie man an der Stele 5 des Archaeo-Pfades Dresden nachlesen kann. [1] Es lag daher nahe, den Lehm direkt als Baustoff zu verwenden und das energieintensive Brennen von Ziegeln zu vermeiden. Egal welcher Art, waren die Energieträger damals knapp und teuer. Der vergleichsweise geringe Energieeinsatz im Lehmbau ist auch einer der Gründe für die aktuelle Wiederbelebung dieser Bauweise. [2]
Es begann mit dem Stampflehmbau Am Lehmhaus in Reick. Hier sammelte die neugegründete Heimstättengenossenschaft Reick 1919/1920 Erfahrungen mit dieser Bauweise, wobei allerdings fraglich ist, ob die dortigen Siedlungshäuser heute noch Lehmbauten sind. Eine Tafel weißt darauf hin, dass es im Bombardement zu weitreichenden Zerstörungen kam und der Wiederaufbau von 1945 bis 1969 mag andere Varianten bevorzugt haben. Das Bauland wurde der Heimstättengenossenschaft im Erbbaurecht überlassen. Nach Rücksprache beim Deutschen Ausschuss zur Förderung der Lehmbauweise und Besprechungen mit erfahrenen Lehmbaubetrieben in Zepernick und Sorau wurden die zweistöckigen Häuser durch die Genossenschaft unter Bauaufsicht der Haertel-Baugesellschaft Berlin, die im Lehmbau erfahren war, errichtet. Die Dächer erhielten eine Ziegeldeckung. Interessierte Lehmbauschüler kamen nach Reick, um dort die Lehmbauweise zu erlernen.
Erhalten geblieben ist ein Vierfach-Lehmhaus der Siedelungsgesellschaft »Dresden Stadt und Land« an der Schaufußstraße in Blasewitz. Schon von außen zeigt dieses Haus einige Details des Stampflehmbaus, die vergleichweise dicken Wände und die eher kleinen Fenster. Auch ein Naturstein- oder (später) Ziegelsteinsockel zum Fernhalten der Feuchtigkeit findet sich häufig.
In Omsewitz errichtete die Landessiedelungsgesellschaft Sachsen (früher: Landes-Siedelungs- und Fürsorgegesellschaft) die Kriegerheimstätten »Siedlung Jungborn« in Lehmbauweise, teilweise im Stampflehmbau, teilweise auch mit luftgetrockneten Lehmziegeln, sogenannten Grünlingen. Obwohl die Siedlungshäuser mittlerweile stark verändert wurden, sind heute noch 20 der Doppelhäuser klar zu erkennen. Nachdem der Deutsche Ausschuss zur Förderung der Lehmbauweise unter der Leitung von Rudolf Stegemann im April 1920 in Dresden getagt hatte und vier Versuchsbauten zu Testzwecken errichtet worden waren, wurden diese nach der Fertigstellung der Landessiedelungsgesellschaft übergeben (Nr. 5/7, 9/11, 6/8). Im Januar 1921 fand eine weitere Lehmbautagung in Dresden statt.
Mit dem Einsetzen der Hyperinflation 1923 kam alle Bautätigkeit zum Erliegen, auch die des Lehmbaus. Als es einige Jahre später weiterging, war man von der Lehmbauweise abgekommen und setzte eher auf traditionelle Ziegel. Sowohl die Heimstättengenossenschaft Reick als auch die Landessiedelungsgesellschaft Sachsen ziehen Ende der 1920er Jahre eine kritische Bilanz des Lehmbaus. [3] [4]
[Bearbeiten] Weitere Bilder
Dreifachsiedlungshaus Am Lehmhaus in Reick
Doppellehmhaus an der Roitzscher Straße in Omsewitz
Doppellehmhaus an der Roitzscher Straße in Omsewitz
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Archaeo-Pfad Dresden auf der städtischen Webseite
- ↑ Projekt Anbauen / Abbauen. Regionale Baustoffe für nachhaltige Bauweise des Zentrums für Baukultur, Dresden, 2022/2023.
- ↑ 1917 - 1927: Festschrift das Sächsische Heim, Landessiedlungs- und Wohnfürsorgegesellschaft m.b.H. Dresden, Verlag Küthe & Co., Düsseldorf, 1927.
- ↑ Festschrift zum zehnjährigen Jubiläum der Heimstättengenossenschaft Reick, 1929.
[Bearbeiten] Literatur
- Karl-Heinz Löwel: Zur Geschichte der Fürsorgegesellschaften - Die Siedlungsgesellschaft »Dresden Stadt und Land« G.m.b.H., 2016.