Palais Vitzthum-Schönburg

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Das Palais Vitzthum-Schönburg befand sich in der Moritzstraße Nr. 763 (ab 1840 Nr. 19), begrenzte das ehemalige Rokelorgäßchen im Nordosten und fiel dem Durchbruch der König-Johann-Straße in den Jahren 1885 und 1886 zum Opfer.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Vor 1756: Bau

Das Palais Vitzthum-Schönburg wurde (vermutlich nach Plänen von Oberlandbaumeister Julius Heinrich Schwarze) vor 1756 im Pariser Hôtel-Stil errichtet.

Julius Heinrich Schwarze hatte ab 1742 das Rokoko-Palais Moszynska und den dazugehörigen Garten entworfen. Auch hier wurde der Pariser Hôtel-Stil (Hôtel particulier in Paris) verwendet. So waren das Palais Moszynska und das Palais Vitzthum-Schönburg die einzigen Dresdner Stadtpalais, welche über einen ovalen Festsaal verfügten.

[Bearbeiten] Juli 1760: bei der preußischen Belagerung von Dresden schwer beschädigt

Das Palais Vitzthum-Schönburg wurde im Juli 1760 bei der preußischen Belagerung von Dresden schwer beschädigt.

[Bearbeiten] 1774: Wiederaufbau und Nutzung als Russisch-kaiserliche Gesandtschaft

1774 kaufte der damalige Verwalter der kurfürstlichen Kunstsammlungen Graf Ludwig Siegfried Vitzthum von Eckstädt die Ruine und ließ sie von Gottlob August Hölzer wieder aufbauen.[1]

Er vermietete dieses repräsentative Palais, damals das imposanteste Gebäude in der boulevardartigen Morizstraße, an die Russisch-kaiserliche Gesandtschaft, welche dort eine Russisch-kaiserliche Gesandtschaftschaftskapelle einbauen und weihen ließ.

Ludwig Siegfried Vitzthum von Eckstädt besaß exzellente Verbindungen zum Russischen Kaiserreich. Er war in den Jahren 1746 und 1747 (nach anderen Angaben noch bis 1749) sächsischer Gesandter in Russland und genoß dort besondere Privilegien, da bereits sein Vater Friedrich I. Vitzthum von Eckstädt freundschaftliche Kontakte mit Peter dem Großen gepflegt hatte, dem Vater der Kaiserin Elisabeth von Russland (von 1741 bis 1762). 1747 war Ludwig Siegfried Vitzthum von Eckstädt sogar der Alexander-Newski-Orden von der Kaiserin verliehen worden, der höchste regulär zu erreichende kaiserlich-russische Zivil- und Militärverdienstorden.

Das in dieser Zeit "gräflich Vitzthumsches Haus" genannt Palais war neben dem 1739 errichteten Palais Hoym in der Pirnaischen Gasse der zweite (der östliche) der beiden Point de vues, welche damals den Reiz der Friesengasse ausmachten.

[Bearbeiten] 5. Dezember 1777: Übergang an Friedrich August Vitzthum von Eckstädt

Am 5. Dezember 1777 starb Ludwig Siegfried Vitzthum von Eckstädt und das Palais ging auf seinen zwölfjährigen Sohn Friedrich August Vitzthum von Eckstädt über, der die ersten Jahre noch unter Vormundschaft stand.

[Bearbeiten] 1779: Alexander Michailowitsch Belosselski neuer russisch-kaiserlicher Gesandter

1779 folgte Alexander Michailowitsch Belosselski im Rang eines Kammerjunkers seinem verstorbenen Bruder Andrei Belosselski-Beloserski als "russisch-kaiserlicher Gesandter" am kurfürstlich-sächsischen Hof in Dresden.

[Bearbeiten] 1790: Johann von Mestmacher russisch kaiserlicher außerordentlicher Gesandte

Alexander Michailowitsch Belosselski wurde 1790 von Johann von Mestmacher abgelöst, der 1797[2]und 1799[3] als "russisch kaiserl. wirklicher Staatsrath und außerordentlicher Gesandter am kursächs. Hofe" in den Dresdner Adressbüchern erwähnt wird. Die Adresse lautete damals: "Morizstraße Nr. 763". Das Haus Nummer 763 wie auch das sich südlich des Rokelorgäßchens anschließende Haus Nummer 762 besaßen laut Adressbuch "die graͤfl. Vitzthumischen Erben".

In dem Palais wohnten 1797 noch der Haushofmeister Stange "beym Freyherrn von Mestmacher" und ein "Fraͤullein von Tettau".[4]

"Kapelldiener an der rußisch-kaiserl. Gesandschaftskapelle" war zu diesem Zeitpunkt Basilius Lalitsch (serbisch: Wasilije Lalić), ein orthodoxer Geistlicher ("Altardiener"). Rußland hatte ab der Mitte des 18. Jahrhunderts über 100.000 Serben aufgenommen, welche ihres orthodoxen Glaubens wegen vom römisch-katholischen Österreich vertrieben wurden. In Dresden lebte man dann wieder einträglich beeinander, auch die Kaiserlich-königliche österreichische Gesandtschaft besaß eine Kaiserlich-königliche österreichische Gesandtschaftkapelle mit "Kapelldiener". Basilius Lalitsch wohnte allerdings nicht mit in der Gesandtschaft, sondern zusammen mit einem lutherisch-orthodoxen Theologen, dem Kandidat des Predigtamts Gottfried Lah, in der Schreibergasse 14 bei Frau Lotze, der Gattin des Obersteuerexpeditors Johann Gottlieb Lotze (etwa in der Mitte der östlichen Seite der Schreibergasse).[5]

[Bearbeiten] 5. März 1803: Tod von Friedrich August Vitzthum von Eckstädt

Der Kammerherrn und Obersteuereinnehmer Friedrich August Vitzthum von Eckstädt starb am 5. März 1803 im Alter von nur 37 Jahren. Das Palais wurde in der Folge verkauft.

1804 ist als Besitzer Graf v. Vitzthum im Adressbuch eingetragen, möglicherweise noch der 1803 verstorbene.[6]

[Bearbeiten] 1837: Im Besitz von Otto Victor I. von Schönburg

1837 ist als Besitzer des Palais der "Fürst v. Schönburg=Waldenburg" angegeben.[7] Das Haus wird jetzt als Palais Vitzthum-Schönburg bezeichnet. Der Fürst Otto Victor I. von Schönburg (* 1. März 1785 in Waldenburg; † 16. Februar 1859 in Leipzig) besitzt auch das Haus Moritzstraße Nr. 762b.

Auch 1839 besitzt der "Fürst v. Schönburg=Waldenburg" das Palais und die Nr. 762b, das Haus Nr. 762a gehört "Schäfermeyers Erben".[8]

Laut Adresskalender von 1840 besitzt der "Fürst von Schönburg" die Moritzstraße Nr. 19, die neue Adresse des Palais Vitzthum-Schönburg.[9]

[Bearbeiten] Weblinks

[Bearbeiten] Anmerkungen

  1. Die immer wiederholte Aussage in der Literatur, daß der Sohn von Graf Ludwig Siegfried Vitzthum von Eckstädt - nämlich Friedrich August Vitzthum von Eckstädt - das Palais "erwarb", wird dadurch nicht richtiger. Der Sohn war 1774 gerade einmal neun Jahre, und der Vater lebte noch bis 1777.
  2. "Mestmacher, von Joh. russisch kaiserl. wirklicher Staatsrath und außerordentlicher Gesandte am kursächs. Hofe Dresden Morizstraße 763." In: Dresden zur zweckmäßigen Kenntniß seiner Häuser und deren Bewohner 1797, S. 180.
  3. "Mestmacher, von Joh. Staatsrath russ. Kaiserl. Morizstraße 763." Dresden zur zweckmäßigen Kenntniß seiner Häuser und deren Bewohner 1797, Zweyter Theil, 1799.
  4. "Ausländische Ministres und Chargés d'Affaires an dem Churfürstl. Sächsischen Hofe" in "Churfürstlicher Sächsischer Hof - und Staats - Kalender auf das Jahr 1797 mit Anhang: Jetztlebendes Europa", in der Weidemannischen Buchhandlung, Leipzig 1797.
  5. Dresden zur zweckmäßigen Kenntniß seiner Häuser und deren Bewohner 1797, S. 5.
  6. "Adreß=Verzeichnis. Dresden, 18.04. Bey der Wittwe Harpeter gedruckt." S. 38.
  7. Dresdner Adress=Kalender von 1837, S. 289.
  8. Dresdner Adress=Kalender von 1839, S. 296
  9. Dresdner Adress=Kalender von 1840, S. 308
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