Prager Straße
Die Prager Straße war und ist eine bedeutende Geschäftsstraße bzw. Flaniermeile in der Innenstadt mit größeren Hotels und Kaufhäusern.
Im Zweiten Weltkrieg völlig zerstört bzw. unmittelbar danach abgerissen, weil auch viel zu schmal angelegte Straße, wurde sie als großzügige Straße mit vielen Freiflächen und Brunnen (Pusteblumen- und Schalenbrunnen) wieder aufgebaut und verbreitert. Die Straßenbahn auf der Prager Straße ist entfallen.
Anfangs selbst bei westlichen Architekten als modern und gelungen geltend, wurden Ende der 1980er Jahre und bis heute die Mängel der Bebauung in einem Gesamtkonzept attraktive Innenstadt deutlich sichtbar und die Straße galt zunehmend als besonders hässlich im Stadtbild. Nachts war hier nichts Typisches von einer Metropole zu spüren. Konrad Wachsmann (1901–1980) lässt sich 1979 auf seinem letzten Besuch in Dresden wie folgt zur Bebauung ein: Was man hier (in einem Prospekt sic!) als großzügig beschreibt, eröffnet sich in der Realität als Gigantomanie. Die Prager Straße war früher eine der elegantesten und berühmtesten Adressen des alten Kontinents, die in einem Atemzug mit den Champs-Élysées, dem Kurfürstendamm oder dem Wenzelsplatz genannt wurde. Jetzt ist sie auf geradezu ermüdende Dimensionen getrimmt. Zu breit, zugig, quälend. Die Proportionen stimmen nicht. Was prächtig sein soll, wirkt deprimierend. Der Mensch ist auf dieser Straße in eine für ihn beziehungslos gewordene Umwelt gestellt, die an ihm, der doch der Mittelpunkt aller Dinge sein sollte, vorbeigebaut ist. Wie in den meisten neuen Boulevards steckt auch in der Prager Straße ein großes Geltungsbedürfnis. Und was hier – wie in anderen Städten und Ländern – als industriell hergestelltes Produkt präsentiert wird, macht mich schaudern ...[1]
2005 erfolgte eine umfangreichere Sanierung. Die Prager Straße ist immer noch Standort größerer Baugeschehnisse. Ein markanter Punkt in der Nähe ist östlich der Ufa-Palast (siehe auch Ehemalige Kinos) an der St. Petersburger Straße.
Das Südende bildet der Wiener Platz mit Kugelhaus und Hauptbahnhof, das Nordende das Karstadt (heute: GALERIA (Karstadt) Dresden) oder Haus des Buches (heute: Thalia) Nähe Altmarkt.
[Bearbeiten] Adressen (Auswahl)
- Nr. 2–2b: Geschäftshaus „Prager Spitze“; bis 2008 mit Tauchschule und -geschäft „Oktopus“
- Nr. 2c: Hotel „Pullman“, früher Interhotel „Newa“, eröffnet am 7. Oktober 1970 (dort arbeitete zeitweise der spätere Sportkommentator Gert Zimmermann als Kellner[2])
- Nr. 5: Hotel „Bastei“ erbaut 1969
- Nr. 6: Rundkino
- Nr. 8: „Wöhrl Plaza“ (Wöhrl-Kaufhaus), entworfen 1995/96 vom früheren Baubürgermeister Gunter Just (SPD) und seinem Sohn Holger[3]
- Nr. 9: Hotel „Königstein“ erbaut 1969
- Nr. 10: Globetrotter Dresden, zuvor Peek&Cloppenburg
- Nr. 13: Hotel „Lilienstein“ erbaut 1969; 2017 Leerstand; 2018 Umbau zu „The Student Hotel“ (175 Studentenzimmer, 112 Hotelzimmer, 10 kleine Apartments); Eröffnung am 1. September 2018[4]; September 2020 coronabdingte Schließung mangels Auslastung[5]; 2022 Verkauf[6]
- ehem. Nr. 15: neben dem Interhotel Lilienstein: früher Gaststättenkomplex „International“ mit vier Gaststätten, u.a. „Gockelbar“ mit 61 Plätzen und Tanzbar „Mazurka“ im Keller; eröffnet Ende April 1972; Schließung Ende August 1992; danach Karstadt Sport[7]; Abriss 2007
- ehem. Nr. 17: Centrum-Warenhaus; Abriss 2007[8]
- Nr. 15/17: Centrum Galerie (an Stelle des Gaststättenkomplex, Centrum Warenhaus, Centrum-Parkplatz und Grünfläche)
- Nr. 39: um 1920 Konditorei Rumpelmayer mit holländischer Stube[9]
- Nr. 58: um 1917 Café Blesch[10]
[Bearbeiten] Geschichte
Die Prager Straße wurde 1851 angelegt, um eine gerade Verbindung der Altstadt mit dem Böhmischen Bahnhof herzustellen. Ihren Namen erhielt sie „wegen ihrer Richtung nach der in dem erwähnten Jahre eröffneten Sächsisch-Böhmischen Staatseisenbahn “[11].
- Zum Stadtbild der Prager Straße gehört auch das Rundkino.
- Die Rückansicht des Scheibenhochhaus welches man hier wahr nimmt „Prager Zeile“ hat die Anschrift St. Petersburger Straße 26–32. Es ist mit 250 Meter die zweitlängste Wohnzeile in Deutschland.
[Bearbeiten] Fotos der Prager Straße von 1974
Pusteblumen-Brunnen und Rundkino
Rundkino 1975
[Bearbeiten] Fotos
„Strukturwand“ von Karl-Heinz Adler zusammen mit Friedrich Kracht (Hotel Pullmann (früher: Newa), Stirnseite; Beton) (1974)
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Michael Grüning: Der Wachsmann-Report: Auskünfte eines Architekten, VdN 2. Auflage 1988, S. 301f.
- ↑ Ingolf Pleil, Gert Zimmermann: Sie werden platziert. In: DNN 8./9.11.2014, S. 21
- ↑ Uwe Hofmann: Dresdner Wöhrl-Kaufhaus soll Hotel werden. In: DNN 29.6.2019
- ↑ Catrin Steinbach: Die ersten Zimmer sind fertig. In: DNN 1.6.2018
- ↑ MeiDresden.de: Was wird aus dem "The Student Hotel" Dresden? 7. September 2021.
- ↑ DNN: Verkauft: Das „The Student Hotel“ verschwindet aus Dresden. 4. Juli 2022.
- ↑ http://www.gockelbar.de/
- ↑ Reinhard Hübsch: Zum Umgang mit der DDR-Moderne. In: Dresden wird das Centrum-Warenhaus abgerissen. In: Deutschlandfunk 06.10.2005
- ↑ historische Ansichtskarte
- ↑ historische Ansichtskarte
- ↑ Adolf Hantzsch: Namenbuch der Straßen und Plätze Dresdens. Baensch, Dresden 1905.
Schriftenreihe Mitteilungen des Vereins für Geschichte Dresdens, 17/18.
[Bearbeiten] Weblinks
- Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „Prager Straße“
- Gunther Wölfle: Die Prager Straße in Dresden. Zum Umgang mit dem Erbe der Nachkriegsmoderne (open-access)
- Architektur der Prager Straße 1960er und 1970er Jahre
- rundkino dresden e.V. - Historisches und Aktuelles