Sächsisch-Böhmische Eisenbahn
Die Sächsisch-Böhmische Eisenbahn, später Sächsisch-Böhmische Staatseisenbahn war eine vom Königreich Sachsen gegründete staatliche Eisenbahngesellschaft, die später in den Königlich Sächsischen Staatseisenbahnen aufging. Der Bau der Strecke begann 1845, die Eröffnung der Gesamtlinie von Dresden nach Bodenbach (heute Děčín/ Tschechische Republik) erfolge 1851, aufgrund der schwierigen topographischen Verhältnisse entlang der Elbe erst nach etwa fünfeinhalb Jahren Bauzeit. Die Streckenlänge von Bodenbach bis zum Böhmischen Bahnhof, später Hauptbahnhof in Dresden betrug rund 62,5 km.
[Bearbeiten] Geschichte
Nachdem die staatlichen Verhandlungen des Königreiches Sachsen mit der privaten Leipzig-Dresdner Eisenbahn-Compagnie (LDE) sowie mit der ebenfalls privaten Sächsisch-Schlesischen Eisenbahngesellschaft ergeben hatten, dass ein Bau einer Eisenbahnverbindung nach Böhmen nur mit großer Unterstützung des sächsischen Staates möglich gewesen wären, kam die sächsische Staatsregierung 1845 zur Ansicht, dass der staatliche Bau der Eisenbahnlinie die vorteilhafteste Lösung darstellte. Ein entsprechender Antrag erging an die Ständeversammlung des Sächsischen Landtages 1845/46. Bereits im Herbst 1845 erfolgte der Bau der Strecke unter Leitung eines extra dafür bestallten Eisenbahn-Comissars. Die Eröffnung erfolgte in Teilschritten aus Richtung Dresden.
[Bearbeiten] Meilensteine
- 31. Juli 1848: Die Eisenbahnlinie Dresden-Pirna wird feierlich eröffnet.
- 1. August 1848: Eröffnung des Betriebes auf der Teilstrecke Dresden–Pirna, gleichzeitige Eröffnung des 1. Böhmischen Bahnhofs in Dresden und Gründung der "Königlichen Direktion der sächsisch-böhmischen Staatseisenbahn". Es verkehren täglich vier Zugpaare:
- Sächsisch=Böhmische Eisenbahn (bis Pirna). Täglich früh 8, Mittags 12, Nachmittags 5 und Abends 10 Uhr.[1]
- 9. Mai 1850: Eröffnung der Teilstrecke Pirna–Königstein
- 9. Juni 1850: Eröffnung der Teilstrecke Königstein–Krippen
- 6. April 1851: Eröffnung der Reststrecke Krippen–Landesgrenze Sachsen–Bodenbach (heute Děčín/ Tschechische Republik)
- 19. April 1852: Eröffnung der damals noch gemeinsam mit dem Straßenverkehr dienenden Elbbrücke (Marienbrücke) an der Verbindungskurve zur Leipzig-Dresdner Eisenbahn und zur Sächsisch-Schlesischen Eisenbahn
- Juni 1866: Sächsische Lokomotiven und Waggons wurden im Deutsch-Österreichischen Krieg vor den anrückenden preußischen Truppen von den mit Österreich verbündeten Sachsen auch über die Sächsisch-Böhmische Eisenbahn nach Böhmen in Sicherheit gebracht.
- 1861–1864: Bau des 2. Böhmischen Bahnhofs
- 1892–1898: Bau des neuen Dresdner Hauptbahnhofs als neuen Endpunkt
[Bearbeiten] Weiterführung in Böhmen
Das Kaiserreich Österreich hatte bereits 1839 begonnen eine Eisenbahnlinie von Wien nach Prag zu bauen und verpflichtete sich, diese Eisenbahnlinie bis Bodenbach zu verlängern. 1851 wurde somit das bömische Bodenbach fast zeitgleich auch vom Süden erreicht, so dass ab jenem Jahr auch durchgehende Reisen per Eisenbahn von Dresden nach Wien möglich waren. Das Teilstück auf der böhmischen Seite war bis 1918 Eigentum der Österreichischen-Staats-Eisenbahn-Gesellschaft. Bis Bodenbach wurde die Strecke von der Sächsischen Staatseisenbahn-Verwaltung pachtweise genutzt, den Betriebsdienst übernahm dort bis 1918 die Königlich Sächsischen Staatseisenbahnen.[2]
[Bearbeiten] Topographie
Aufgrund der schwierigen topographischen Verhältnisse entlang der Elbe konnte die Bahnstrecke erst nach etwa fünfeinhalb Jahren Bauzeit fertiggestellt werden. Gebeut wurden:
- 2 Tunnel,
- 7 Viadukte und
- 164 Brücken.
Dazu kamen noch viele Stützmauern, Durchlässe, Treppen sowie zahlreiche Eisenbahnübergänge. Die Stützmauer entlang der Elbe bei Obervogelgesang erhielt zu dieser Zeit im Volksmund den Namen "Millionenmauer". Die Strecke lag bis zum böhmischen Niederngrund und der dortigen Grenzbrücke auf sächsischem Gebiet,[3] danach - aus Richtung Dresden gesehen - auf böhmischen, später auf tschechischen Gebiet.
[Bearbeiten] Bahnhöfe, Haltepunkte und besondere Kilometerpunkte
Interessant war, dass die Kilometrierung der Sächsisch-Böhmischen Eisenbahn im böhmischen Bodenbach bei Kilometer 0 begann und bei Streckenkilometer 62,49 im Böhmischen Bahnhof endete.
- Bodenbach, km 0,55, 6. April 1851, Bahnhof für Personen- und Güterverkehr
- Mittelgrund, km 3,71, 6. April 1851, Betriebsdienststelle, ab 1. Mai 1905 Einstufung als Bahnhof
- Niedergrund (Elbe), km 10,30, Haltestelle, ab 1. Mai 1905 Einstufung als Bahnhof, ab 1. September 1933 Rückstufung zur Haltestelle
- Grenzbrücke, km 11,859, Grenze zwischen dem Königreich Sachsen und dem Kaiserreich Österreich, heute zwischen Deutschland und Tschechien
- Schöna Ladestelle, km 12,66, ab September 1892, geschlossen 1977, Ladestelle für Güterverkehr
- Schöna, km 13,83, 6. April 1851, Haltestelle, ab 1. Mai 1905 Bahnhof für Personen- und Güterverkehr
- Schmilka-Hirschmühle, km 15,53, 18. Juli 1905, Haltepunkt für Personenverkehr
- Bad Schandau Ost, km 20,09, 1894, Güterbahnhof, eröffnet als Rangierstelle Krippen
- Krippen, km 21,17, 9. Juni 1850, Bahnhof für Personen- und Güterverkehr, 1894 Rückstufung als Haltepunkt
- Bad Schandau, km 22,76, 1. Juli 1877, Bahnhof für Personen- und Güterverkehr
- Königstein (Sächs Schweiz) Gbf, km 26,37, Güterbahnhof
- Königstein (Sächs Schweiz), km 27,64, 9. Mai 1850, Bahnhof für Personen- und Güterverkehr
- Kurort Rathen, km 33,86, 9. Mai 1850, Eröffnung als Haltestelle für Personenverkehr, ab 1. Mai 1905 Einstufung als Bahnhof für Personen- und Güterverkehr
- Stadt Wehlen (Sachs), km 37,04, 9. Mai 1850, Haltepunkt für Personenverkehr
- Obervogelgesang, km 40,62, 1870, Haltepunkt für Personenverkehr
- Pirna (alter Bahnhof), km 45,0, 1. August 1848, Bahnhof für Personen- und Güterverkehr, geschlossen am 1875 mit der Eröffnung des neuen Bahnhofs in Pirna
- Pirna (neuer Bahnhof), km 45,44, 15. Oktober 1875, Bahnhof für Personen- und Güterverkehr
- Güterbahnhof Pirna, km 46,1, 1. August 1848, Güterbahnhof
- Heidenau-Großsedlitz, km 47,96, 1. August 1848, Haltepunkt für Personenverkehr
- Heidenau-Süd, km 49,96, 1. Oktober 1905, Haltepunkt für Personenverkehr
- Heidenau, km 51,23, 1. August 1848, Bahnhof für Personen- und Güterverkehr
- Dresden-Zschachwitz, km 52,73 (alt als Haltepunkt Sporbitz), später km 52,66, 1. Juli 1918. Haltepunkt für Personenverkehr
- Dresden-Niedersedlitz Güteranlage, km 54,0, 1871, Güterbahnhof
- Dresden-Niedersedlitz, km 54,22, 1. August 1848, erbaut als Haltepunkt, ab 1. November 1950 Bahnhof für Personen- und Güterverkehr
- Dresden-Dobritz, km 55,80 für den alten Haltepunkt für Personenverkehr, ab 2001 Neubau an km 55,173
- Dresden-Reick, km 57,63, erbaut als Güterbahnhof 1848, ab 1. Dezember 1907 Einstufung als Bahnhof für Personen- und Güterverkehr
- Dresden-Strehlen, km 60,14, 3. Juli 1903, Haltepunkt für Personenverkehr
- Dresden-Strehlen (Königlicher Bahnhof), km 60,45, 1899 nur für Personenverkehr der königlichen Familie, Schließung 1918
- Böhmischer Bahnhof, ab 1895 Dresden Hauptbahnhof, km 62,49, 1. August 1848, Bahnhof für Personen- und Güterverkehr
[Bearbeiten] Fahrzeuge
Eine der berühmten Dampflokomotiven, die auf der kurvenreichen Strecke eingesetzt wurde, war die von der Sächsischen Maschinenfabrik Hartmann in Chemnitz gebaute Schlepptenderlok "PHOENIX".
[Bearbeiten] Quellen
- Helga Kuhne: Deutsche Eisenbahndirektionen, Eisenbahndirektion Dresden 1869-1993, VBN Verlag B. Neddermeyer, 2010, ISBN 978-3-941712-05-8
- Johannes Raddatz: Eisenbahnen in der Sächsischen Schweiz, Band 1, Verlag B. Neddermeyer 2010
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ In: Dresdner Zeitung für sächsische und allgemeine deutsche Zustände, No. 30 | Sonnabend, den 3. November | 1848 (S. 159), Wahlspruch: Des Volkes Wille ist Gesetz! Dieses Blatt erscheint täglich mit Ausnahme des Montags. Preis viertelj. 1 Thlr.
- ↑ Deutsche Eisenbahn-Statistik: für d. Betriebs-Jahr .... 1859, 10. Jahrgang, Berlin 1861, Digitalisat| auf Google Books, S. 19ff.
- ↑ Gustav Albert HOLLAND: Eisenbahn-Lexikon von Mittel-Europa ... Ein Vademecum für den Güterverkehr..., Friedrichshafen & Leipzig 1855, Digitalisat auf Google Books, S. 41