Ritterakademie

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Die Ritterakademie in Dresden wurde ein erstes Mal 1694 am Regimentshaus gegründet, dem Jahr des Regierungsantritts von August dem Starken.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geschichte

Im Jahr 1638 verfügte der Amtshauptmann Rudolf von Vitzthum von Apolda sein Vermögen von rund 100.000 Reichstalern (nach anderen Angaben von 80.000 bzw. 86.000 Gulden) für die Gründung einer adeligen Ritterschule im damaligen Kurfürstentum Sachsen.

Erst im Jahr 1660, zwölf Jahre nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges kam von Johann Balthasar Schupp (damals als Schuppius seit 1649 Hauptpastor an der Hamburger Jakobikirche) in seiner Schrift "Ambassadeur Zipphusius" der Vorschlag, eine der drei Fürstenschulen (Schulpforta) in ein Ritter-Collegium umzuwandeln. Schuppius war von dem mit dem Vermächtnis beauftragten Obristen Christoph Vitzthum von Eckstädt bereits 1638/1639 (dem Todesjahr des Stifters) als Professor der Geschichte und Beredsamkeit in Marburg wegen dieser Schule angefragt worden. Der lange Krieg verhinderte konkrete Schritte. Die Schrift von 1660 war Christoph Vitzthum von Eckstädt gewidmet, allerdings verstarb ihr Autor gerade einmal 51-jährig schon am 26. Oktober 1661, so daß die Angelegenheit erneut im Sande verlief. Auch ein ähnlicher Plan im Jahr 1674 fand keine Unterstützung.

Erst auf dem Landtag von 1681/1682 legte die sächsische Ritterschaft ein Memorial vor, mit dem die Umwandlung der St.-Afra-Schule in Meißen durch Standes-Absonderung in eine Adelsschule verlangt wurde, weil die Vermischung von adeligen und bürgerlichen Söhnen an den Fürstenschulen großen Unmut erzeugte. Der Unterricht neben Latein auch in Griechisch und Hebräisch würde den Adel um seine kostbare Zeit bringen. Außerdem wurde das Beispiel ausländischer (außersächsischer) Ritterakademien als Vorbild hingestellt. Seine Durchlaucht Johann Georg III. mußte aber sowohl 1682 als auch 1687 infolge des erbitterten Widerstandes des Städtestandes auf eine Umwandlung der St.-Afra-Schule verzichten.

Eine sächsische Ritterakademie als vorrangig militärische Ausbildungsstätte unabhängig von den Fürstenschulen wurde 1694 durch August den Starken am Regimentshaus ohne dauerhaften Erfolg begonnen und mußte 1713 nochmals reaktiviert werden. Am 23. Dezember 1710 wurde das Regimentshaus am Jüdenhof, Wohnung des Gouverneurs der Stadt, "zu vollkommener Perfektion" gebracht und die Schrift aufgesetzt. August Christoph Reichsgraf von Wackerbarth, seit dem 14. August 1718 Gouverneur der Stadt, verlegte einige Monate nach seinem Amtsantritt das Gouvernement ins Zeughaus, wohin am 25. Oktober die Kadetten wie auch die Garnison ihre Fahnen und der Stadtmajor die Torschlüssel brachten.

Eine dauerhaft Ritterakademie erreichte erst das Projekt, das ab 1725 nach zweijähriger Planungsvorbereitung eingerichtet wurde. Eine vorrangig militärische Ausbildungsstätte wurde durch das Vitzthumsche Legat aber nicht unterstützt.

Ab 1728 bis zu ihrer Auflösung 1878 hatte die Ritterakademie im Palais Wackerbarth östlich der Neustädter Hauptstraße in Höhe der Kasernenstraße (später Ritterstraße) ihre Heimat. Dieses Gebäude wurde am Ende des 18. Jahrhunderts auch als das Kadetenhaus oder als die Kadetenanstalt bezeichnet.

Das erhebliche Vitzthumsche Legat kam erst bei der Gründung des Vitzthum-Gymnasiums im Jahr 1829, als 180 Jahre nach dem Tod des Stifters, zum Einsatz.

[Bearbeiten] Schüler der Ritterakademie (bis 1728)

Die Schüler der Ritterakademie ab 1728 siehe Artikel Kadettenhaus.


[Bearbeiten] Ritterakademie in Meyers Großem Konversations (1909)

"Ritterakademie, Anstalt zur Vorbildung junger Adliger für Universität, Offizierstand etc., jetzt meist ein mit Alumnat verbundenes Gymnasium. Besondere Ritterakademien entstanden einzeln schon im 16. Jahrh., wie die lutherische Stiftsschule der steirischen Stände in Graz (1574), die dänische R. in Sorö auf Seeland (1583), das Collegium illustre in Tübingen (1589) und das Collegium Mauritianum in Kassel (1599). Die Mehrzahl dieser Anstalten jedoch gehört dem Jahrhundert von 1650–1750 an (so: Kolberg 1653, Lüneburg 1655, Halle 1680, Wolfenbüttel 1687, Dresden 1694, Erlangen 1699, Berlin 1705, Ettal 1711, Hildburghausen 1714, Kremsmünster 1744 u.a.), wo ihrer Aufnahme vor allem Leibniz' Einfluß günstig war. Neben den Lehrfächern der humanistischen Gelehrtenschule und teilweise auf deren [16] Kosten betrieb man auch die der modernen (»galanten«) Bildung, wie Französisch, Italienisch etc., sowie die geselligen Übungen der höhern Gesellschaft: Reiten, Fechten, Tanzen etc. Gegenüber der strengern Regelung des Unterrichts- und modernen Prüfungswesens ist die Stellung der Ritterakademien immer schwieriger geworden. Nur wenige, und auch diese nicht in der alten Ausschließlichkeit, haben sich bis heute erhalten. In Preußen gibt es Ritterakademien in Brandenburg (seit 1704), Liegnitz (seit 1708) und Bedburg (seit 1842). In Österreich ist berühmt das 1746 von der Kaiserin Maria Theresia gestiftete Theresianum, das, seit 1883 mit der 1754 zur Heranbildung diplomatischer Beamten gegründeten »orientalischen Akademie« vereinigt, jetzt auch Nichtadlige aufnimmt. Vgl. Paulsen, Geschichte des gelehrten Unterrichts (2. Aufl., Leipz. 1896–97, 2 Bde.); Koldewey, Die R. zu Wolfenbüttel (in den »Beiträgen zur Kirchen- und Schulgeschichte des Herzogtums Braunschweig«, Wolfenb. 1888); Köpke-Heine, Ritterakademien, in Schmids »Enzyklopädie des Erziehungs- und Unterrichtswesens«, 2. Aufl., Bd. 7 (Leipz. 1896)."

In: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 16-17.

[Bearbeiten] Literatur

[Bearbeiten] Weblinks

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