Wilhelm Hans Christoph von Niesemeuschel

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Wappen der Adelsfamilie von Niesemeuschel

Wilhelm Hans Christoph von Niesemeuschel, auch Wilhelm Hanns Christoph von Niesemeuschel (~ 7. Juli 1730 in Crossen; † 20. Dezember 1812 in Meißen)[1] war ein kurfürstlich-sächsischer Offizier und General, zuletzt königlich-sächsischer General im Rang eines Generalleutnants der Infanterie. Er war Chef des nach ihm benannten sächsischen Infanterieregiments von Niesemeuschel, das in den Napoleonischen Kriege an allen Feldzügen bis 1812 teilnahm.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Familie

Wilhelm Hans Christoph von Niesemeuschel entstammte dem uradeligen schlesischen Geschlecht von Niesemsuschel, das vom böhmischen Herzog Nizamislo abstammen soll und schon im 13. Jahrhundert nachgewiesen ist.

Von Niesemeuschel war der Sohn des kurfürstlich-sächsischen und königlich-polnischen Offiziers und Generals Christoph Gottfried von Niesemeuschel († 1758)[2] und dessen Ehefrau Maria Sophia geb. Krautt. 1732 noch Obrist-Lieutenant,[3] wurde Nieselmeuschels Vater 1740 zum Oberst befördert und befehligte das Regiment Niesemeuschel bis zu seiner 1746 erfolgten Pensionierung.[4] 1749 erhielt sein Vater noch den Charakter eines Generalmajors. Als solcher ist er noch 1757 als pensionierter Generalmajor verzeichnet.[5] Von Niesemeuschel hatte noch einen älteren Bruder:

[Bearbeiten] Leben und Wirken

Von Niesemeuschel entschied sich für eine Karriere in der sächsischen Armee in der Waffengattung der Infanterie und nahm bereits als junger Leutnant am Siebenjährigen Krieg teil. 1772 ist von Niesemeuschel im Rang eines Hauptmannes in der Garnison in Zeitz nachgewiesen. Dort gab es eine Untersuchung gegen ihn wegen der Teilnahme an einem Exzess im Posthaus Zeitz.[7]

1790 noch im Rang eines Oberstleutants, ist von Niesemeuschel 1793 erstmals als Obrist (Oberst) der kursächsischen Armee im kurfürstlich-sächsischen Hof- und Staatskalender verzeichnet. Dabei folgte er dem bisherigen Generaladjutanten der Infanterie, Christian Heinrich von Häusler in dessen bisheriger Dienststellung als Generaladjutant.[8][9] Als solcher nahm er mit dem sächsischen Kontingent der Reichsarmee im Ersten Koalitionskrieg an der Schlacht bei Kaiserslautern vom 28. bis 30. November 1793 teil. Von Niesemeuschel blieb Generaladjutant der sächsischen Infanterie bis 1794, bevor er zum Regimentskommandeur im Infanterieregiment Prinz Xavier ernannt wurde.[10]

Von Niesemeuschel wurde mit dem Patent des sächsischen Kurfürsten vom 25. August 1795 Chef des nach ihm benannten Infanterieregiments (Regiments zu Fuß). Als solcher wurde er zum Generalmajor ernannt und ist erstmals als solcher im Hof- und Staatskalender von 1799 aufgeführt. Von Niesemeuschels Regiment nahm an fast vielen Kämpfen und Schlachten der sechs Koalitionskriege teil, an denen die sächsische Armee beteiligt war. Am 22. April 1802, bereits im 72. Lebensjahr erhielt er den Rang eines Generalleutnants der Infanterie. Damit durfte er den Ehrentitel "Exzellenz" führen. Am 14. Oktober 1806, als die sächsische Infanterie sechs Generäle im Rang eines Generalleutnants hatte, nahm er als einziger von denen im Alter von 76 Jahren an der Schlacht bei Jena teil.[11]

1811 ist von Niesemeuschel Beteiligter in einem Zivilrechtsstreit in Meißen gegen den Meißner Kürschner Friedrich August Leberecht Richter wegen einer Wechselschuld.[12] Als vom 26. bis 29. Mai 1812 Napoleon zum Fürstentreffen nach Dresden eingeladen hatte, übernachtete der preußische König Friedrich Wilhelm III. in der Nacht vom 29. auf den 30. Mai mit der preußischen Delegation im Haus von Niesemeuschel in Meißen, dem späteren Meißner Hauptsteueramt am Heinrichsplatz.[13] In Begleitung des preußischen Königs waren dessen Staatskanzler Karl August von Hardenberg, Minister August Graf von der Goltz, der preußische Gesandte in Paris, General Friedrich Wilhelm Ludwig von Krusemarck, Generaladjutant Ludwig Georg Leopold von Borstell, der Kronprinz Friedrich Wilhelm mit seinem Gouverneur Oberst Friedrich Wilhelm Leopold Freiherr von Gaudi und dem Kammerherrn Graf von Brühl.[14]

[Bearbeiten] Quellen

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Nachtrag aus dem Monat Dezember 1812 in: Stamm- und Rang-Liste der Königlich Sächsischen Armee 1812, Digitalisat der SLUB, S. 319
  2. Hermann Jenner: Zur Geschichte des 6. Königl. Sächs. Infanterie-Regiments Nr. 105 ..., Straßburg 1877, Digitalisat auf Google Books, S. 93
  3. Archivalie 11237 Geheimes Kriegsratskollegium, Datensatz im Hauptstaatsarchiv Dresden: Reiseabrechnung des Obristleutnants Christoph Gottfried von Niesemeuschel
  4. Genealogisch-historische Nachrichten von den Allerneuesten Begebenheiten..., Band 27, Leipzig 1741, Digitalisat auf Google Books, S. 356
  5. Neues genealogisch-schematisches Reichs- und Staats-Handbuch vor das Jahr MDCCLVII..., Frankfurt am Main 1757, Digitalisat auf Google Books, S. 333f.
  6. Leberecht Bachenschwanz: Geschichte und gegenwärtiger Zustand der Kursächsischen Armee, 3. Teil, Dresden 1787, Digitalisat auf Google Books, S. 176
  7. Archivalie 11326, Kriegsgerichte der Infanterieformationen bis 1867, Datensatz im Hauptstaatsarchiv Dresden
  8. Churfürstlich Sächsischer Hof- und Staats-Calender auf das Jahr 1790, Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek München, S. 220
  9. Churfürstlich Sächsischer Hof- und Staats-Calender auf das Jahr 1793, Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek München, S. 220
  10. Churfürstlich Sächsischer Hof- und Staats-Calender auf das Jahr 1795, Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek München, S. 219
  11. Wolfgang Gülich: Die Sächsische Armee zur Zeit Napoleons: die Reorganisation von 1810, Sax-Verlag 2006, Snippet-Ansicht auf Google Books, S. 78
  12. Archivalie 13756 Stadt Meißen, Stadtgericht und Stadtrat, Datensatz im Sächsischen Staatsarchiv auf www.deutsche-digitale-bibliothek.de
  13. Die Grenzboten, Teil II, Band 64, F.L. Herbig 1905, [https://books.google.de/books?id=7rg6AQAAMAAJ&q=%22general+von+niesemeuschel%22&dq=%22general+von+niesemeuschel%22&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwjSnordgZLuAhV3wAIHHX_eByYQ6AEwB3oECAgQAg Snippet-Ansicht auf Google Books, S. 716
  14. Thomas Hemmann: Die Meißner Bilderhandschrift aus den Jahren 1809 - 1814, BoD, Norderstedt 2013, Leseprobe auf Google Books, S. 69
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