1106
Stadtwiki Dresden - Freiraum für Ideen und Wissen über Dresden
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Ereignisse
- 5. Januar: Heinrich V. bekommt die Reichsinsignien überreicht, die päpstlichen Legaten legen ihm die Hände auf und die Fürsten erneuern ihren Treueid (Heinrich V. wurde bereits am 6. Januar 1099 in Aachen zum [Mit-]König gesalbt und gekrönt)[1]
- 6. Januar: Heinrich V. tritt die Herrschaft als rex Romanorum (römisch[-deutsch]er König) über das Regnum Teutonicum an (1111 auch über das Regnum Italicum)[2]
- Januar/Februar: Kaiser Heinrich IV. flieht in Begleitung eines kleinen Anhangs mit dem Schiff auf dem Rhein nach Köln, wo er den Kölner Bürgern mitteilt, was ihm widerfahren ist.[3]
- Mitte / Ende Februar: Köln. Kaiser Heinrich IV. zieht barfuß nach Aachen. Anklänge an den Gang nach Canossa von 1077.[4]
- Ende Februar: Kaiser Heinrich IV. setzt, geleitet von Bischof Otbert, seinen Weg nach Lüttich fort.[5]
- um den 14. Februar oder den 4. März: Trient. Wiprecht von Groitzsch - von König Heinrich V. mit einer bischöflichen Delegation zu Papst Paschalis II. nach Rom geschickt - wird von Graf Adalbert von Görz und Tirol (einem Parteigänger von Kaiser Heinrich IV.) mit der ganzen Gesandtschaft gefangen gesetzt. Wiprecht und Bruno von Bretten, der Erzbischof von Trier (und spätere „vicedom(i)nus regiae curiae“ - lat. für „Statthalter des königlichen Hofes“ [eigtl. des Reiches]) werden als Emissäre zum Kaiser geschickt:
- "Die übrigen Großen, die, wie wir sagten, von den allertörichtsten Häscher ergriffen worden waren, wurden unwürdig behandelt, außer Bischof Otto von Bamberg, den Adalbert schonen mußte, weil er sein Vasall war. Durch seine Vermittlung wurden Bischof Bruno von Trier und Graf Wibert unter der Bedingung entlassen, daß sie den Exkaiser aufsuchten, um mit ihm Frieden zu schließen; dann sollten sie zurückkehren, um zu berichten, was er selbst in bezug auf die übrigen befehle."[6]
- 7. März: Welf V. (= Welf II. von Bayern) befreit die Gesandtschaft Heinrichs V. an Papst Paschalis II. aus der Gefangenschaft des Grafen Adalbert von Tirol in Trient. Ziel der Gesandtschaft war laut der Ekkehardi chronica[7] eine Übereinkunft zwischen Heinrich und Papst Paschalis II. Als Boten dienten neben Ekkehard von Aura die Erzbischöfe Bruno von Trier und Heinrich von Magdeburg, die Bischöfe Otto von Bamberg, Eberhard von Eichstätt, Gebhard von Konstanz und Wido von Chur sowie die Graf Berengar von Sulzbach und Wiprecht von Groitzsch.
- "In Rom war zu diesem Zeitpunkt nach den Gegenpäpsten des Jahres 1100 erneut in Maginulf, dem Erzpriester von S. Angelo, ein Kandidat gegen Paschalis II. gewählt und, gemäß den Annales Ceccanenses, bereits am 18. November 1105 als Sylvester IV. geweiht worden, ohne sich jedoch in Rom behaupten zu können.[8]
- um den 1. August oder kurz darauf (vor dem 7. August): Lüttich. Kaiser Heinrich IV. bittet die Reichsfürsten brieflich erneut um Frieden von Seiten seines Sohnes und um eine Zusammenkunft und benennt für Verhandlungen mit seinem Sohn als Unterhändler: die Erzbischöfe Ruthard von Mainz, Bruno von Trier, Friedrich von Hamburg-Bremen sowie die Bischöfe Heinrich I. von Freising, Hermann von Augsburg, Wido von Chur und Burkhard von Basel, die Herzöge Magnus von Sachsen, Dietrich von Oberlothringen und Bořivoi von Böhmen sowie die Grafen Robert II. von Flandern und Wilhelm III. von Burgund. Letzter Brief des Kaisers vor seinem Tod. Der Böhmenherzog gehört zu den Großen des Reiches.[9]
- nach dem 23. August: nach dem Tod von Magnus, Herzog von Sachsen werden das sächsische Herzogtum und die Mark der Billunger (bei den Elbslawen) auf Lothar von Supplinburg (den künftigen König und Kaiser) übertragen, und nicht an einen der beiden letzten verbliebenen Schwiegersöhne des Verstorbenen, Heinrich den Schwarzen oder Otto von Ballenstedt (damit wurde der Amtscharakter des Herzogtums gegen die dynastische Gewohnheit durchgesetzt)[10]
[Bearbeiten] Geboren
- ...
[Bearbeiten] Gestorben
- 16. Juni in Meißen: Bischof Benno von Meißen
- 7. August in Lüttich: Kaiser Heinrich IV.
- 23. August auf der Ertheneburg an der Elbe bei Schnakenbek (heute: Kreis Herzogtum Lauenburg): Magnus, Herzog von Sachsen
[Bearbeiten] Anmerkungen
- ↑ 5. Januar. Mainz. "Versammlung der fürsten. Ruthard überreicht dem jungen König die von der veste Hammerstein herbeigebrachten reichsinsignien, die päpstlichen Legaten legen ihm die hände auf und die fürsten erneuern den eid der treue." RIplus Regg. EB Mainz 1 [n. 1336], in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/c647c8d3-06aa-4d7c-8094-11e68ab46138 (Abgerufen am 30. Januar 2024).
- ↑ "Regierungsantritt. Vielleicht ist derselbe schon an einen oder einige Tage früher zu rechnen. Die Königsweihe hatte am 6. Januar 1099 zu Aachen statt gefunden. Doch stimmen die wenigsten der gedruckten Urkunden mit diesen Epochen überein." [RIplus] Regg. Heinrich V. n. B1975, vor, in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/debc9e4b-f285-40f1-af3e-692bffb8f64b (Abgerufen am 30. Januar 2024).
- ↑ "Erzbischof Friedrich schwenkte wohl bereits zum Ende des Jahres 1105 auf die Seite Heinrichs V., unmittelbar nach der Ausstellung zweier Urkunden Heinrichs an die Klöster Siegburg sowie St. Pantaleon zu Köln (vgl. Reg. 1527. 1528), wobei seine Vertreibung erst zum April 1106 berichtet wird; vgl. Ekkeh. Uraug. 1106 (SS 6, 236 = Schmale 278: episcopo pulso). – Von einem bescheidenen Einzug Heinrichs in die Stadt (Coloniam venit, sibi sollempniter volentibus procedere non consensit) berichtet das Chron. s. Huberti Andaginens. c. 97 (SS 8, 629). – Seine persönliche Sicht der Umstände legt Heinrich in seinen Briefen an Abt Hugo von Cluny und König Philipp I. von Frankreich dar, dazu Pivec, Studien und Forschungen zur Ausgabe des Codex Udalrici I, MÖIG 45 (1931) 473-475, wobei im Schreiben an Philipp von einer Flucht nicht die Rede ist; vielmehr habe man ihn ausgeraubt in Ingelheim zurückgelassen." In: RI III,2,3 n. 1553, in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/b718b774-f05e-4a9e-a74d-cf20653e5e50 (Abgerufen am 30. Januar 2024).
- ↑ "Überlieferung: Chron. s. Huberti Andaginens. c. 97 (SS 8, 629): "privatus nudis pedibus in asperrima hieme Aquisgrani palatium peraccessit". Kommentar: Zur zeitlichen Einordnung vgl. Kilian, Itinerar 133; Meyer von Knonau, Jbb. 5, 286 Anm. 13. – Bereits Meyer von Knonau (289) sieht hier einen Bußgang, ebenso Mikoletzky, Der "fromme Kaiser" Heinrich IV. (1960) 263; Zimmermann, Der Canossagang von 1077 (1975) 174." In: RI III,2,3 n. 1555, in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/d95d0639-9d4b-423c-b545-a46f7a67ee8b (Abgerufen am 30. Januar 2024).
- ↑ "Die Beweggründe Bischof Otberts sind nach Meyer von Knonau, Jbb. 5, 290 nicht eindeutig; die im Chron. s. Huberti hingewiesenen Befürchtungen Otberts (Obertus dolens haec evenisse illi, magis autem si filius praevaleret timens sibi) mögen verstärkt gewesen sein durch den Treueid, den er Heinrich V. geschworen, aber bei der Ankunft Heinrichs IV. gebrochen hatte; vgl. Robinson, Henry IV (1999) 338. – Heinrich wurde in Lüttich ehrenvoll aufgenommen (Ann. Hild.; Annal. Saxo); die Treue der Bürger Lüttichs betont Heinrich in seinem Brief an König Philipp I. von Frankreich (MGH Dt. MA 1, 52 ff. n° 39, hier 55; vgl. Reg. 1562)." In: RI III,2,3 n. 1556, in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/cb6171a0-d6f0-478a-8d2a-a409e68a9f2f (Abgerufen am 30.Januar 2024).
- ↑ "Reliqui, ut diximus, magnates, ut nimirum a stultissimo captivatore deprehensi, tractan- tur indigne preter Ottonem Babenbergensem episcopum, cui idem Adelbertus, eo quod suus esset miles, parcere cogebatur, Quo etiam mediante Bruno Trevirensis episcopus et Wibertus comes eo pacto dimittuntur, quatinus eximperatorem cum illo pacem facturi conveniant et, quid de reliquis ipse precipiat, relaturi redeant." In: Ekkehardi chronica, in: Ausgew. Quellen zur deutsch. Gesch. d. MA, Bd. XV, Darmstadt 1972, S. 276 Zeilen 10 ff.
- ↑ Ekkehardi chronica (233 = 272).
- ↑ "Die Gefangennahme erfolgte nach dem Augenzeugen Ekkehard (SS 6, 235 = Schmale 276) a prima ebdomada quadragesimae, qua et mediante haec passi sumus, also entweder in der Mitte der ersten Fastenwoche (11.-17. Februar), so etwa Riezler, Geschichte Baierns21,2 189 f., oder zur Mitte der Fastenzeit (Anfang März); so etwa Meyer von Knonau, Jbb. 5, 294; dementsprechend wird die Befreiung durch Herzog Welf II. von Bayern (Ekkeh. Uraug. [235 = 276]: Welfonem ducem Noricum … qui tercia superveniens die manu valida, clusas obstructas effregit) auf den 7. März datiert von Zösmair, Grafen von Tirol (1914) 281; sowie Weinfurter, Reformidee und Königtum, in: Reformidee und Reformpolitik im spätsalisch-frühstaufischen Reich (1992) 16." RI III,2,3 n. 1557, in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/a4dbd02e-6a12-475d-bb98-28a29222fe56 (Abgerufen am 30. Januar 2024).
- ↑ "Dieser Brief ist der letzte des Kaisers; Langosch, Briefe Kaiser Heinrichs IV. (1954) 99 datiert ihn in die Zeit um den 1. August und folgt damit Giesebrecht53, 1238. In: RI III,2,3 n. 1570, in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/ef20608d-0555-4c5a-aa36-7950494d4049 (Abgerufen am 30.Januar 2024).
- ↑ "Terminus post ist der Tod des kinderlosen Herzogs Magnus am 23. August 1106, Nekrolog von St. Michael zu Lüneburg, hg. A. CH. WEDEKIND, Noten zu einigen Geschichtschreibern des deutschen Mittelalters 3, 1833 S. 61: X. kal. [septembris] Magnus dux anno domini MCVI; MGH Libri mem. N.S. 2 S. 19 m 14. ... Nach VOGT, S. 85ff., 115, wurde Lothar in der Nachfolge der Billunger Inhaber von Komitaten in den Diözesen Verden, Minden und Paderborn sowie Vogt von Verden. Zur billungischen Mark in Stormarn und im Slavenland nördlich und östlich der Niederelbe während des 11. Jh., die Lothar nach den Ann. Patherb. ebenfalls erlangte, vgl. das DH.IV. 87 (1062): ... castellum Razesburg ... in eiusdem ducis Ottonis marchia et in pago Palobi situm, und H.-J. FREYTAG, Die Herrschaft der Billunger in Sachsen, 1951 S. 18, 22." In: RI IV,1,1 n. 6, in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1106-08-23_1_0_4_1_1_6_6 (Abgerufen am 30. Januar 2024).