Daniel Fessel
Daniel Fessel, auch Danielis Fesselius (* 1. Januar 1599 in Freiberg; † 17. Oktober 1674 in Küstrin)[1] war ein deutscher Theologe und Philosoph, u.a. als evangelisch-lutherischer Hofprediger bei der verwitweten Kurfürstin Anna von Brandenburg, zuletzt als Superintendent in Küstrin im Rang und mit Titel eines kurfürstlich-brandenburgischen Konsistorialrates.
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[Bearbeiten] Familie
Daniel Fessel entstammte der Freiberger Familie Fessel. Er war der Sohn des Freiberger Bürgers und Schneiders Martin Fessel, auch Martinus Fessel und dessen Ehefrau Anna geb. Eisermann, Tochter des Freiberger Bürgers und Tischlers Valentin Eisermann.
Daniel Fessel war dreimal verheiratet. In erster Ehe heiratete er 1625 Anna geb. Meldner († 10. Januar 1624 in Dresden), Tochter des Jeremias Meldner († 1629), Pfarrer zu Reinhardsgrimma. Aus dieser Ehe stammten vier Kinder, die aber alle vor dem Vater starben.
In zweiter Ehe heiratete Fessel 1636 in Küstrin Margarethe geb. Osterroth (* um 1610; † 20. März 1652 in Küstrin), Tochter des kurbrandenburgisch-neumärkischen Regierungs- und Konsistorialrates Bartholomäus Osterroth (* 1589). Aus der zweiten Ehe entstammten sechs Kinder, wovon die beiden Söhne unverheiratet und eine Tochter im neunten Jahr ihrer Ehe, nach der Geburt von fünf Enkeln verstorben waren. Von den restlichen drei Töchtern hatte Fessel noch 23 Enkel. Vier bekannte Töchter aus dieser Ehe waren:
- Elisabeth Fessel ⚭ 1654 Christian Schultze (1622–1680), kurbrandenburgisch-neumärkischer Amtskammersekretär, zuletzt Postmeister in Küstrin.[2]
- Eva Maria Fessel ⚭ 1661 David Gladovius (auch Glado) (1634–1702), Magister, Konrektor und Archidiakon in Küstrin.
- Margareta Fessel (* um 1640) ⚭ 1662 Johann Parpard (1627–1680), evangelisch-lutherischer Prediger und Pastor in Dramburg, drei Kinder.
- Hedwig Sophia Fessel ⚭ Kenning Knochenhauer, kurbrandenburgisch-neumärkischer Kammergerichts-Advokat.
Fessel heiratete am 10. April 1654, mittlerweile 55 Jahre alt, seine dritte Ehefrau, Salome geb. Busse. Sie war die Witwe des kurbrandenburgisch-neumärkischen Forstmeisters Philipp Gerlach. Diese Ehe blieb kinderlos. Seine dritte Ehefrau pflegte Fessel bis zu seinem Tod.
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Daniel Fessel wurde am 6. Januar in der Freiberger Nikolaikirche getauft. Nach dem Besuch der Stadtschule in Freiberg erhielt Fessel seine höhere Schulbildung an der Landes- und Fürstenschule St. Afra, in die er am 15. Mai 1612 als Schüler eintrat. Er blieb an der Meißner Schule bis Anfang 1618. Seine dortige Abschlussarbeit war eine Huldigung auf Martin Luther mit 500 Versen. Daraufhin bekam er ein kurfürstliches Stipendium, womit er viereinhalb Jahre an der Universität im damals sächsischen Wittenberg Philosophie und Theologie studieren konnte.
1622 ging Fessel nach Dresden, wo er anfangs eine Stelle als Hauslehrer bei den Kindern des kursächsischen Geheimen Kammerdieners Michael Schultze annahm. Daneben predigte er selbst in den Dresdner Kirchen, so in Vertretung für den kursächsischen Oberhofprediger Matthias Hoën in der Dresdner Hofkirche, für den Dresdner Superintendenten Aegidius Strauch in der Kreuzkirche, für den Hofprediger Christophoro Laurentio in der Annenkirche und für den Archidiakon Balthasar Meißner in der alten Frauenkirche.
Als Fessel 1624 die Gelegenheit hatte, dem sächsischen Kurfürsten Johann Georg I. in mehreren Sprachen seine Glückwünsche zu dessem Geburtstag zu überbringen, war der Kurfürst so beeindruckt, dass er ihn wieder an die Universität nach Wittenberg schickte, um mit einem weiteren kurfürstlichen Stipendium den Magistertitel in Philosophie abzulegen. Das Examen bestand Fessel 1624 als achtbester unter 35 Kandidaten bei dem Wittenberger Professor August Buchner.
Am 9. Dezember 1624 wurde Fessel vom Dresdner Oberhofprediger Hoën nach Berlin, an den Hof der Witwe des brandenburgischen Kurfürsten, Anna von Brandenburg vermittelt. Dort wurde Fessel nach dem Tod des bisherigen Magisters Paul Rossel am 6. Januar 1625 zum Hofprediger ernannt. Nach der Ordination in der Dresdner Kreuzkirche hat Fessel bis zum Tod der Kurfürstin am 30. März 1625 am brandenburgischen Hof gepredigt. Nach dem Tod der Kurfürstin wurde Fessel von Anna Sophie, Herzogin von Braunschweig die dortige Stelle des Hofpredigers angeboten. Da blieb Fessel auch so lange, bis der Leichnam der brandenburgischen Kurfürstin nach Königsberg in Preußen überführt wurde. Am 25. Juli 1625 hielt Fessel seine Abschiedspredigt im kurfürstlichen Schloss in Berlin-Cölln.
Am 6. Januar 1626 wurde Fessel vom sächsischen Kurfürsten Johann Georg I. die offene Stelle als Pfarrer in Frankenberg angetragen. Fessel trat dieses Amt zwar kurzzeitig an, kam dann aber den Bitten der braunschweigischen Herzogin Anna Sophia, dem kurbrandenburgischen Vizekanzler Reyger sowie dem kurbrandenburgischen Konsistorialpräsidenten Johann Hoyen nach, sich wieder nach Berlin zu begeben, um die Predigerstelle als dritter Diakon an der Berliner St.-Nikolai-Kirche anzunehmen.[3] Seine erste Predigt hielt er dort an Michaelis 1626. In diesem Amt blieb Fessel bis 1630.
1630 wurde Fessel vom brandenburgischen Kurfürsten Georg Wilhelm zum Superintendenten nach Küstrin an die dortige Marienkirche berufen, womit er auch den Rang und den Titel eines kurfürstlich-brandenburgischen Konsistorialrates erhielt. Dieses hohe kirchliche Amt übte Fessel 44 Jahre aus. Er kümmerte sich nicht nur um seine Gemeinde, sondern auch um Schüler, notleidende Studenten, Witwen und Waisen, Exulanten aus anderen Ländern sowie um das Armen- und Krankenwesen in Küstrin.
Allerdings kam es auch zu einer religionspolitischen Disziplinarmaßnahme gegen Fessel, als dieser sich 1659 weigerte - wie viele lutherische Pfarrer jener Zeit - den Exorzismus bei der Taufe auszulassen. Aufgrund einer Beschwerde nach einer Taufe eines todkranken Kindes des Regierungsrates von Bornstedt warfen die Geheimräte des Kurfürstentums Brandenburg Fessel vor, dass er damit gegen das Edikt vom 18. Juli 1624 verstoße. Der Kurfürst Friedrich Wilhelm forderte seine Stände auf zu prüfen, wie Fessel bestraft werden könne und strich bis zu einer Entscheidung dessen Gehalt. Da es ansonsten über Fessel keine Klage gäbe, er sich auch vor dem Geheimen Rat für sein Verhalten entschuldigt hatte und die Kurfürstenmutter Elisabeth Charlotte von der Pfalz auf Fessel Begnadigung drängte, verzichtete der brandenburgische Kurfürst auf eine Bestrafung.[4]
Acht Wochen vor seinem Tod klagte Fessel über Gliederschmerzen. Obwohl der kurbrandenburgische Hof- und Leibarzt, Dr. med. Möller sofort gerufen wurde, nahm die Krankheit seinen Lauf. Schließlich wurde Fessel bettlägerig und verstarb nach weiteren acht Tagen im Alter von fast 76 Jahren. Seine Leichenpredigt hielt sein Schwiegersohn David Gladovius in der Küstriner Kirche.
[Bearbeiten] Veröffentlichungen (Auswahl)
- 1664/65: Christus Mysticus, Theo-Sophiae Mysticae Nucleus E Divina Sacrae Scripturae Aurifodina in lucem productus: das ist Der Kern der Göttlichen Heimlichen Weißheit Jesus Christus ...
- 1677: Adversariorum sacrorum...
- 1679: Regnum Diaboli Mysticum, Das ist Das geistliche Reich des Teuffels...
[Bearbeiten] Quellen
- David Gladovius: ...Leichbegängnüß Des Hoch-Ehrwürdigen und Hochgelahrten Hn. M. Danielis Fesselii..., Frankfurt an der Oder 1674, Digitalisat der Staatsbibliothek Berlin
- August Hermann Kreyssig: Afraner-Album, Verzeichnis sämtlicher Schüler der Königlichen Landesschule zu Meissen von 1543 bis 1875, 8422 an der Zahl, Meissen 1876, Digitalisat der SLUB, S. 104
- Genealogische Daten teilweise aus: Gedbas, Familienforschung Schlusnus-Lindes
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Nach dem Afraner-Album ist er abweichend am 1. Februar 1599 geboren, was allerdings nach dem Lebenslauf in der Leichenpredigt falsch zu sein scheint.
- ↑ Peter Bahl: Der Hof des Grossen Kurfürsten: Studien zur hoheren Amtsträgerschaft ..., Böhlau Verlag Köln, Weimar, Wien 2001, Leseprobe auf Google Books, S. 577
- ↑ Lothar Noack, Jürgen Splett: Mark Brandenburg mit Berlin-Cölln 1506–1640, Akademie-Verlag Berlin 2009, Leseprobe auf Google Books, S. 387
- ↑ Johannes M. Ruschke: Paul Gerhardt und der Berliner Kirchenstreit ..., Mohr Siebeck Tübingen 2012, Leseprobe auf Google Books, S. 145f.
[Bearbeiten] Weblinks
- Fessel, Daniel: Datensatz im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Bildnis Daniel Fessel im Digitalen Portraitindex, Bildarchiv Foto Marburg
- Fessel, Daniel: Datensatz auf WorldCat Identities