Gaswerk Trachau
Das Trachauer Gaswerk befand sich an der Industriestraße 19 und war von 1900 bis 1922 in Betrieb.
Um die Einwohnerschaft der Vorortgemeinde Trachau mit Koch-, Heiz- und Leuchtgas zu versorgen, plante 1898 der Gemeinderat den Bau eines eigenen Gaswerkes. Ein Jahr später nahm das Vorhaben Gestalt an.
Zunächst wurden mit den Trachauer Gutsbesitzern Johann Heinrich Trobisch und August Hermann Stephan, dem Wirtschaftsbesitzer Johann Gottlieb Klotzsche, dem Zimmerer Johann Gotthelf Bäulich, dem Maurer Julius Robert Klotzsche sowie der seit dem 3. August 1899 ansässigen Firma Karthaus & Co. Verträge zur Baulandgewinnung abgeschlossen. Dadurch konnte eine Fläche von 4.682 Quadratmetern zum Gesamtpreis von 57.350 Mark „zusammengekauft“ werden.
Die Königlich-Sächsische Staatseisenbahn dagegen lehnte den Verkauf bzw. die Abtretung von Grund und Boden mit der Begründung ab, dass sie ihn für eigene Betriebsabsichten benötige. Darüber hinaus wollte die Gemeinde ein Zweiggleis legen, um die Kohle für die Gaserzeugung auf dem Schienenweg zu transportieren. Auch diesem Vorhaben verweigerte die Staatseisenbahn ihre Zustimmung.
[Bearbeiten] Bau
Im Januar 1900 erfolgte für das künftige Trachauer Gaswerk die Ausschreibung von ca. 12.000 laufenden Meter Rohrlieferung nebst Formstücken und Laternensäulen. Den Auftrag für den Gaswerksbau selbst erhielt eine Berliner Firma. Anfang Februar 1900 nahm sie ihre Arbeit auf. Eine für den Bau des 30 Meter hohen Schornsteins beauftragte Freiberger Firma begann damit im Mai 1900. Im Oktober des gleichen Jahres wurde der Schornstein übergeben.
Im August 1900 beschloss der Gemeinderat die Stellenausschreibung für einen Ofenmeister. Den Zuschlag erhielt der 43-jährige Friedrich Richter aus Hof bei Oschatz.
In der Gemeinderatssitzung am 7. November 1900 wurde festgelegt, dass nach der Inbetriebnahme der Anlage alle notwendigen Arbeiten an den Leitungen nur durch hiesige Gewerbetreibende und Unternehmer ausgeführt werden dürfen. Die Bestätigungen erhielten die Trachauer Schlossermeister Happach und Schnabel. Die „Kohlefuhren“ für das Gaswerk waren dem Fuhrwerksbesitzer Kuhn übertragen worden.
[Bearbeiten] Betrieb
Nach dem Füllen des Gasrohrnetzes ging das Trachauer Gaswerk, „unweit des neuen Gemeindeamtes (heute Wilder-Mann-Straße 5) und der Bahnlinie Leipzig-Dresden gelegen“, am 1. Dezember 1900 in Betrieb. Eine Woche später wurde es einer Dichtheitsprobe unterzogen. Die verantwortlichen Prüfer stellten fest: „Das Netz ist dicht!“
Das Werk besaß einen Gasometer mit 1.000 Kubikmeter Fassungsvermögen, drei Öfen sowie die notwendigen technischen Anlagen und Lagerräume.
Schon am 3. November 1900 hatte die Gemeinde in der „Elbthal-Morgen-Zeitung“ die „Bedingungen zur käuflichen Ablassung von Gas aus dem communlichen Gaswerke“, 19 Punkte umfassend und vom Gemeindevorstand Friedrich Ernst Röselmüller (26. März 1866–16. November 1912) unterzeichnet, „zur allgemeinen Kenntnis gebracht“. Was die Preise anbetraf, so war im Punkt 2 der Bedingungen festgeschrieben: „Der Preis des Gases für Koch-, Heiz- und Leuchtzwecke einschließlich zur Flur- und Treppenbeleuchtung ist bis auf Weiteres auf 16 Pfennige für das Kubikmeter und für Maschinenbetrieb auf 12 Pfennige für das Kubikmeter festgesetzt“.
Am 9. Mai 1902 wurde mit der Gemeinde Kaditz ein Vertrag (gültig bis 31. Dezember 1915) für die Lieferung von Gas und Wasser unterzeichnet. Die Gemeinde Oberlößnitz bezog ebenfalls Leuchtgas aus dem Trachauer Werk.
Nach der Eingemeindung von Trachau nach Dresden 1903 wurde das Gaswerk an der Industriestraße Eigentum der Stadt. Im Jahre 1908 wurde es erweitert. Bevor im Jahr 1923 die Gasanstalt Reick die alleinige Gasproduktion für Dresden übernahm, wurde die Stadt u.a. auch durch Gas aus Trachau versorgt.
Im Spätsommer 1922 musste das Gaswerk an der Industriestraße die Gaserzeugung einstellen, um 1930 wurde es abgebrochen.
[Bearbeiten] Quellen
- Protokolle der Sitzungen des Trachauer Gemeinderates (September 1899 – November 1900), Stadtarchiv Dresden
- Elbthal-Morgen-Zeitung vom 3. November 1900