Georg Treu
Prof. Dr. phil. Dr.-Ing. E.h. Georg Treu (* 29. März (17.) 1843 in St. Petersburg; † 5. Oktober 1921 in Dresden) war ein Archäologe und Kunstgeschichtler. Er entwickelte die Dresdner Skulpturensammlung zu einer umfassenden, nach wissenschaftlichen Grundsätzen organisierten Einrichtung, die antike, barocke und moderne Plastiken vereint.
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Treu besuchte die Universitäten Dorpat und Berlin und wurde 1866 Attaché bei den Kunstsammlungen der St. Petersburger Eremitage. 1874, nachdem er in Göttingen zum Dr. phil. promoviert hatte, ging er nach Berlin, wo er die Direktorialassistenz am Antiquarium der königlichen Museen übernahm und zum Privatdozenten an der Universität ernannt wurde. Von 1877 bis 1881 leitete er die Ausgrabungen in Olympia.
1882 wurde Treu in der Nachfolge von Hermann Theodor Hettner als Direktor der Skulpturensammlung nach Dresden berufen, wo er zugleich als Professor an der Technischen Hochschule und der Kunstakademie lehrte. An der Kunstakademie gehörte er dem akademischen Rat an.[1] Mit seiner Schrift »Sollen wir unsre Statuen bemalen?« definierte er 1884 sein Programm im Sinne eines Historismus, der die altertumskundlichen Ideen von Johann Joachim Winckelmann mit modernen Ansätzen verknüpft. Eine solche Ausstellung inspirierte Gerhart Hauptmann, der selbst Bildhauer war, zu »Gedanken über das Bemalen von Statuen«.[2] Treu und Hauptmann standen auch später noch in reger Korrespondenz.[3]
Unter Treu wurden die zuvor getrennten Sammlungen der Originalbildwerke (Japanisches Palais) und die der Gipsabgüsse (Zwinger) im 1884 bis 1887 umgebauten Zeughaus vereinigt. Zudem beseitigte er viele willkürliche Ergänzungen - der Ästhetik willen ohne wissenschaftliche Fundierung - von verstümmelten Rümpfen und Köpfen zu scheinbar vollständigen Figuren. Dies öffnete den Blick auf den tatsächlichen Wert mancher Stücke im Fundus und ermöglichte in einzelnen Fällen erst eine sachgerechte Rekonstruktion. Aber auch die moderne Plastik wurde von Treu stets gefördert, der dazu Studienreisen in viele Länder Europas unternahm. Besonders intensiv beschäftigte er sich mit Max Klinger.
Treu wohnte Residenzstraße 12.[4] Georg Wrba und Leon Pohle porträtierten ihn, mit Cornelius Gurlitt stand er des Öfteren zu Personalien an der TH und der Kunstgewerbeschule (so u. a. zu Wilhelm Kreis) in Kontakt.[5] Treu trug den Titel Geheimer Hofrat, die TH Dresden ernannte ihn zum Ehrendoktor "In Anerkennung seiner hervorragenden Verdienste um die Erforschung der Architektur des Altertums und die Erkenntnis antiker und moderner Kunst."[6] Seit 1898 war er Mitglied der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig in der philologisch-historischen Klasse[7] und er gehörte dem Sächsischen Altertumsverein an.[8]
Georg Treu wurde auf dem Johannisfriedhof beigesetzt. Das Grabmal mit den beiden Relieffiguren von Eva und Ilse Treu stammt von Robert Diez. Der Georg-Treu-Platz trägt seinen Namen.
[Bearbeiten] Werke
- »Die Ausgrabungen zu Olympia« (Bd. 3–5, mit Curtius, Adler und Dörpfeld, Berlin 1877–81)
- »Der Hermes des Praxiteles« (Berlin 1878)
- »Sollen wir unsre Statuen bemalen?« (Berlin 1884)
- »Olympia, Bildwerke in Stein und Ton« (Bd. 3 des amtlichen Werkes, Berlin 1894–97)
- »Constantin Meunier« (Dresden 1898)
- »Max Klinger als Bildhauer« (Leipzig 1898)
- »Max Klingers Dramagruppe« (Leipzig 1905)
- »Olympische Forschungen I« (Abhandlungen der Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften zu Leipzig, 1907)
[Bearbeiten] Quellen
- Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 695.
- Paul Schumann: Dresden. Leipzig: E. A. Seemann, 1909
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Adressbuch der Stadt Dresden, 1913
- ↑ Peter Sprengel: Abschied von Osmundis: zwanzig Studien zu Gerhart Hauptmann. BoD – Books on Demand, 2011
- ↑ Korrespondenz von und an Georg Treu, den Direktor der Skulpturen-Sammlung in Dresden
- ↑ Adressbuch der Stadt Dresden, 1904
- ↑ u. a. Brief 97/04 aus dem Nachlass Gurlitts, 23.01.1902
- ↑ Ehrenpromovenden der TH/TU Dresden
- ↑ Mitglieder der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig
- ↑ Jahresbericht des Sächsischen Altertumsvereins, 1899