Heinrich Schütz
Heinrich Schütz (* 18. Oktober 1585 in Köstritz im Vogtland; † 16. November 1672 in Dresden / greg.) (auch Sagittarius genannt) war ein Komponist von europäischem Rang und langjähriger Dresdner Kapellmeister. Er schuf 1627 die erste deutsche Oper und gilt in der Kirchenmusik als der bedeutendste Vorgänger von Johann Sebastian Bach.
Schütz wurde seit 1591 in Weißenfels erzogen, wo sein Vater, ein Gasthausbesitzer, Bürgermeister geworden war. Er kam wegen seines schönen Gesangs 1599 an den Hof zu Kassel, wo Landgraf Moritz ihn mit seinen Pagen unterrichten ließ. Moritz gewährte ihm auch die Mittel, nachdem er 1607 auf Wunsch seiner Eltern in Marburg das Studium der Rechte begonnen hatte, sich von 1609 bis 1612 unter Johannes Gabrieli in Venedig zum Komponisten ausbilden zu lassen. Danach lebte Schütz als Rechtsgelehrter in Kassel.
1614 erbat sich ihn Johann Georg I. anlässlich einer Hoffestlichkeit nach Dresden, behielt ihn dort und stellte ihn 1619 definitiv als Kapellmeister in der Nachfolge von Rogier Michael an. Im gleichen Jahr heiratete Schütz Magdalene Wildeck, die Tochter des kurfürstlichen Land- und Trank-Steuer-Buchhalters Christian Wildeck. Die Wirren des Dreißigjährigen Krieges gestalteten aber die Musikverhältnisse Dresdens so ungünstig und zudem war 1625 seine Frau gestorben, dass Schütz den Schwerpunkt seines Wirkens bald auswärts suchte. Zunächst weilte er von 1628 bis 1629 mit Urlaub wieder in Italien (Venedig), dann aber von 1633 bis 1645 mit kurzen Unterbrechungen, die ihn wieder nach Dresden führten, in Kopenhagen, wo er vollständig die Funktionen eines Kapellmeisters versah, obgleich er in Dresden gebunden blieb (die Dresdner Kapelle war 1633 bis 1639 ganz aufgelöst). Hilfreich war vermutlich die Fürsprache von Hedwig von Dänemark. Von 1645 an blieb Schütz in Dresden. Zuletzt taub geworden, beschäftigte er sich mehr mit der Bibel als mit der Musik. Seinen wiederholten Gesuchen um die Versetzung in den Ruhestand wurde erst von Johann Georg II. entsprochen, wobei Schütz aber den Titel Kapellmeister behielt.
Schütz wurde in der alten Frauenkirche beigesetzt. Im Neubau erinnert ein in den Kirchenboden eingelassenes Gedenkband an ihn. Sein ehemaliges Zuhause in der Frauengasse 14 ist heute ein Heinrich-Schütz-Haus. Die Heinrich-Schütz-Straße und das Heinrich-Schütz-Konservatorium tragen seinen Namen.
[Bearbeiten] Werke
Schütz verpflanzte als einer der ersten den von Instrumenten begleiteten vollstimmigen kirchlichen Tonsatz der Venezianischen Schule nach Deutschland und ist besonders bedeutend als Vorläufer Händels und Bachs in den Kompositionen von Oratorien und Passionsmusiken (»Historie von der Auferstehung«, »Die sieben Worte am Kreuz«, »Historie der freudenreichen Geburt und vier Passionen nach den vier Evangelisten«). Seine »Daphne« (ausgeführt 1627 in Torgau; nur der nach Rinuccini von Opitz bearbeitete Text ist erhalten) ist die älteste deutsche Oper. Am 1. September 1629 gab er in Venedig 20 größere Stücke als »Symphoniae sacrae« heraus, die er dem damals sechzehnjährigen Kurprinzen von Sachsen, Johann Georg II., widmete. Seine letzten der etwa 500 Werke entstanden 1671, ein Jahr vor seinem Tod.[1]
Zur Erinnerung an den Komponisten wurde im Zwingergarten nahe der Straße Am Zwingerteich eine Stele aufgestellt (geschaffen vom Bildhauer Bernd Wilde).
[Bearbeiten] Quellen
- Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 87-88.
- Pierer's Universal-Lexikon, Band 15. Altenburg 1862, S. 481-482.
- Artikel „Schütz, Heinrich“ von Philipp Spitta in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 33 (1891), S. 753–779