Bartholomäushospital
Das Bartholomäushospital (auch Sundersiechen, Hospital zum Sünder Siechen oder Garten bei den Siechen; ab 17. Jahrhundert Geist) lag in der Wilsdruffer Vorstadt am Nordrand der "Entenpfütze" (Freiberger Platz), ungefähr am Standort der heutigen Schwimmhalle Freiberger Platz. Es diente der Versorgung aller aussätzigen Frauen ("Sundersiechen") in der Mark Meißen; die aussätzigen Männer wurden nach Freiberg gebracht. Das Hospital besaß eine heilkräftige Quelle, die Bartholomäus-Quelle, die den Weihbischof Nicolaus vom Aussatz geheilt haben soll.
Der geistlichen Versorgung der Bewohnerinnen sowie der Gemeinden Poppitz und Fischersdorf diente die Bartholomäuskapelle, später zur St.-Bartholomäus-Kirche ausgebaut.
Das Bartholomäushospital war eines der drei wichtigsten Krankenhäuser im mittelalterlichen Dresden. Die beiden anderen Krankenhäuser waren:
- das Maternispital (auch Maternihospital) und
- das Jacobsspital (auch Jakobsspital, Jakobshospital oder Jacobshospital)
Bartholomäus gilt als Patron gegen Hautkrankheiten, weil er auf Befehl des Astyages, eines Bruders des armenischen Herrschers Polymios, geschunden worden sein soll. 1238 kam die Hirnschale des Apostels durch Kaiser Friedrich II. in den Kaiserdom St. Bartholomäus von Frankfurt am Main, welcher ab diesem Zeitpunkt nach ihm benannt wurde. Im Anschluss verbreitete sich das Bartholomäus-Patrozinium im Gebiet des Heiligen Römischen Reiches häufiger. Auch nach Dresden kam eine mittlerweile verschollene Bartholomäus-Reliquie, weil vor dem Wilsdruffer Tor angeblich gegen Lepra heilkräftiges Wasser sprudelte. Mit dem Aufblühen der Städte im 12. Jahrhundert und dem allgemeinen Bevölkerungswachstum bis ins 13. Jahrhundert nahm die Zahl der Leprakranken zu. Darüber hinaus förderten die Enge der Städte und die oft mangelhaften hygienischen Verhältnisse die Verbreitung von Infektionskrankheiten.
[Bearbeiten] Geschichte
- Mitte bis Ende des 13. Jahrhunderts: als sogenanntes Leprosorium, also Spital für Aussätzige, vom Rat der Stadt Dresden gegründet
- 1334 ein Jakobus wird als Kapellan und Betreuer der aussätzigen Frauen genannt
- 1337: erste urkundliche Erwähnung des Bartholomäushospitals
- 1429: Bezeichnung als "Sieche zum Heiligen Geist"
- 1519 - 1520: Umbau des Hospitals, wobei die kleinen Emporen erhalten blieben.
- 1523: Der Rat (Bürgermeister: Donatus Conradi) erlässt eine Spitalordnung für das Bartholomäusspital unter Spitalmeister Hans Hammer - die "armen Sundersiechen Leuthe, die mit dem aussatze behafft seynt". Sie sollten jede Woche für 9 Silbergroschen gutes Fleisch bekommen, außerdem Fische für 3 Silbergroschen, in der Fastenzeit eine Tonne Heringe, in der Weihnachtszeit für 7 Groschen Weißbrot. Der Spittelmeister sollte jährlich jedem ein Paar Schuhe und Socken kaufen, es sollten im Spital 3-4 Kühe gehalten werden, um sie mit Butter und Käse zu versorgen. Sie sollten gutes Korn zu Brote bekommen, nicht geringes. Auf dem Weinberg "Pfaffenberg" hatten sie ein Gestift für 15 Festtage des Jahres, da sollten sie jedesmal für einen Groschen Semmel und ein halbes Stübchen guten Wein bekommen.
- 1750: Susanna Seydel wird Lesemeisterin im Bartholomäi-Hospitale [1]
- 1837: Bau eines Frauenhospitals auf einem Grundstück des Bartholomäus-Hospitals vor dem Freiberger Schlag, welches dann mit dem parallel hier betriebenen Materni-Hospitals verschmolz; hieraus entstand die Vereinigung der Stiftungen des Materni-, Brückenamts- und Bartholomäi-Hospitals
- 1838/1839: das Bartholomäushospital wird inklusive der St.-Bartholomäus-Kirche im Zuge der Anlage des Freiberger Platzes abgebrochen, hier entstehen neue Wohnhäuser
[Bearbeiten] Quellen
- EHLICH, Werner: Rund um den Freiberger Platz (1): Die "Entenpfütze" vor dem Stadttor, in: Die Union 12.11.1983
- Martin Bernhard Lindau: Geschichte der königlichen Haupt- und Residenzstadt Dresden. 2. verbesserte Auflage, Dresden 1885 (SLUB Digitalisat), Bd. 1, S. 58
- STANISLAW-KEMENAH, Alexandra-Kathrin: Kirche, geistliches Leben und Schulwesen im Spätmittelalter, in: Geschichte der Stadt Dresden, Stuttgart 2005, S. 210 f.
- ↑ Stadtarchiv Dresden, Michaeliskartei