Jakob Heinrich von Flemming
Jacob Heinrich Graf von Flemming (* 3. März 1667 in Hoff (Pommern); † 30. April 1728 in Wien; beigesetzt in Putzkau bei Bischofswerda[1]) war ein polnischer und sächsischer Kabinettsminister und Feldmarschall. Er hat die Diplomatie des Augusteischen Zeitalters entscheidend geprägt.
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Der Sohn eines brandenburgischen Geheimen Rats ging 1688 mit Wilhelm von Oranien nach England und trat 1689 in brandenburgische Dienste. Flemming nahm 1690 an der Schlacht von Fleurus teil und wurde darauf Adjutant. Beim Feldzug nach Italien war er 1693 an der Schlacht von Marsaglia beteiligt.
Kurfürst Johann Georg IV. holte ihn 1693 als Oberst und Generaladjutant nach Sachsen. Dessen Nachfolger, August den Starken, begleitete er 1695 auf dem ungarischen Feldzug. Seine Gewandtheit und Skrupellosigkeit sowie seine Verwandtschaft mit dem polnischen Krongroßschatzmeister Przebendowsky empfahlen ihn dem Kurfürsten als Vermittler bei der polnischen Königswahl. Mit dem Erfolg stiegen sein Ansehen und seine Macht. Das flemmingsche Intrigenwesen prägte fortan die sächsische Diplomatie.
Flemming befehligte 1699 das sächsische Heer, mit dessen Einfall in Livland August der Starke den Krieg gegen Karl XII. eröffnete. Nach dem von ihm verschuldeten Scheitern ging Flemming nach Berlin, um Preußen als Verbündeten gegen Schweden zu gewinnen, wurde 1702 bei Clissow schwer verwundet und 1703 als Gesandter nach Kopenhagen geschickt. Karl XII. verlangte im Altranstädter Frieden von 1706 die Auslieferung Flemmings. Der entkam jedoch nach Brandenburg. Nach Sachsen zurückgekehrt, wurde er Generalkommandant der sächsischen Garden, 1708 General der Kavallerie und Gouverneur von Dresden, Königstein und Sonnenstein, 1710 Präsident des geheimen Kriegsrats und polnischer Generalfeldzeugmeister, 1711 Generalfeldmarschall und 1712 dirigierender Kabinettsminister. 1713 war er entscheidend am Sturz der Gräfin Cosel beteiligt.[2] Als der Krieg mit Schweden erneut ausbrach, kämpfte er so glücklich, dass sich ein Teil der schwedischen Armee unter General Steinbock ergeben, der andere unter König Karl XII. sich 1715 zurückziehen musste und Stralsund und Wismar erobert wurden. Auch in Polen, wo ein Aufstand ausgebrochen war, blieb Flemming siegreich, schlug die Konföderierten und stellte auf den Kongressen zu Lublin und Warschau durch einen Vergleich die Ruhe wieder her. August der Starke ernannte ihn zum Generalkommandanten über die deutschen Truppen in Polen und zum Obersten der polnischen Krongarde und eines Dragonerregiments. Letztere Posten legte Flemming aber 1724 freiwillig nieder, da sich die polnischen Fürsten auf dem Reichstage 1722 gegen seine Ernennung erklärt hatten.
Nachdem er sich von seiner ersten Ehefrau, der Gräfin Franziska Sapieha, hatte scheiden lassen, heiratete er 1725 Thekla, die Tochter des litauischen Großkanzlers Radziwill. 1715 ließ Flemming das holländische (später das Japanische Palais) von Matthäus Daniel Pöppelmann erbauen.[3] Flemming war ein großer Porzellanliebhaber, weil der König aber diese Leidenschaft teilte, verkaufte er diesem 1717 seine Porzellansammlung und mit ihr das Palais.[4] 1724 gab er das Schloss Übigau in Auftrag.
[Bearbeiten] Quellen
- Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 688
- Pierer's Universal-Lexikon, Band 6. Altenburg 1858, S. 348-350
- Heinrich Theodor Flathe: „Flemming, Jakob Heinrich Graf von“, in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 7 (1878), S. 117–118
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Webseite Heimatverein Putzkau
- ↑ Jürgen Naumann: Ausstellung zum 340. Geburtstag von Jakob Heinrich von Flemming
- ↑ Martin Bernhard Lindau: Geschichte der königlichen Haupt- und Residenzstadt Dresden. 2. verbesserte Auflage, Dresden 1885 (SLUB Digitalisat)
- ↑ Paul Schumann: Dresden. Leipzig: E. A. Seemann, 1909
[Bearbeiten] Literatur
- Michael Ranft: Leben und Thaten Des Weltberühmten Königl. Pohln. und Churfürstl. Sächsischen Obersten Staats-Ministers und General-Feld-Marschalls Jacob Heinrichs Des heil. Röm. Reichs Grafens von Flemming. Nebst einiger Nachricht Von Denen beyden ungleicher Zeit verstorbenen Grafen von Vitzthum Und von Watzdorff, Königl. Pohln. und Churfürstl. Sächß. Staats- und Cabinets-Ministris. Grießbach, Naumburg und Zeitz 1732. Digitalisat der Bayerische Staatsbibliothek München
- Karlheinz Blaschke: Flemming, Jakob Heinrich Graf von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 5, Duncker & Humblot, Berlin 1961, S. 239
[Bearbeiten] Weblinks
- Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „Jakob Heinrich von Flemming“
- Jochen Vötsch, Flemming, Jacob Heinrich Graf von, in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde e.V., bearb. von Martina Schattkowsky