Jean Laforgue
Jean Batiste Laforgue, auch Johann Baptist Laforgue (* 11. Januar 1782 in Marciac, Department Gers, Frankreich; † 6. November 1852 in Dresden) war ein französischstämmiger Offizier, Lehrer, Professor und Übersetzer.
[Bearbeiten] Familie
Jean Laforgue entstammte einer französischen Familie, die bis auf Pierre Laforgue, seinen Urgoßvater zurück verfolgt werden kann. Er war der Sohn von Francois Laforgue (* 1753), Sohn des gleichnamigen Jean Laforgue (1715–1756), seinem Großvater väterlicherseits.[1]
Laforgue war mit Maria Anne geb. Perrochet (* 1785; † 20. Januar 1863 in Dresden)[2] verheiratet. Seine Witwe wohnte nach seinem Tod anfangs weiter in der ehemals gemeinsamen Wohnung in der Johannisgasse 2,[3] zuletzt in der Prager Straße 4.[4]
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Geboren im südwestfranzösischen Marciac, 120 Kilometer westlich von Toulouse, trat Laforgue am 1. März 1793 bereits als Elfjähriger während der französischen Revolution den Kadetten bei. 1795 wurde seine Einheit wieder demobilisiert - Laforgue war zu diesem Zeitpunkt 15 Jahre alt.
Erst 1809, im Alter von nunmehr 27 Jahren trat Laforgue wieder der französischen Armee bei. Mit dieser nahm er an den Feldzügen und Schlachten in Deutschland teil, wo er sich nach dem Ende der Napolenischen Kriegen in Dresden als Französischlehrer niederließ.
Ab 1822 war Laforgue Sprachlehrer für Französisch sowie Professor für französische Literatur an der Dresdner Ritterakademie, der späteren königlich-sächsischen Militärbildungsanstalt. Er wohnte ab spätestens 1830 in der Waisenhausgasse im Haus 16A in der Dresdner Südvorstadt.[5]
Von 1826 bis 1838 veröffentlichte Laforgue eine französische Ausgabe der Casanova-Memoiren bei Brockhaus (s.u.). 1831 gab Laforgue das Originalmanuskript an Brockhaus zurück. Allerdings fehlten bei der Rückgabe vier Kapitel, die bis heute als verschollen gelten. 1843 zog Laforgue in die Johannisgasse 2,[6] wo er bis zu seinem Tod lebte.[7]
[Bearbeiten] Geschichte meines Lebens (Giacomo Casanova)
Die "Geschichte meines Lebens" (Originaltitel: "Histoire de ma vie") ist der Titel der Memoiren des italienischen Schriftstellers und Abenteurers Giacomo Casanova (1725–1798), der sich selber Chevalier de Seingalt nannte. Eine erste Ausgabe erschien im Verlag von Friedrich Arnold Brockhaus (1772–1823), der den Dichter Wilhelm von Schütz (1776–1847) zur Übersetzung beauftragte.
Als Reaktion auf den in französisch erschienenen Raubdruck Tournachons brachte Brockhaus eine eigene französische Auflage heraus, für die Jean Laforgue das Originalmanuskript überarbeitete. Laforgue entfernte zahlreiche Passagen mit religiösen und politischen Ansichten Casanovas sowie sexuellen Anspielungen und fügte eigene Textabschnitte hinzu. Laforgue befreite den Text von Italienismen, fügte neoromantische Passagen ein und manipulierte die Memoiren Casanovas so, dass er als Religionsverächter galt. Gleichzeitig schwächte er Casanovas kritische Beurteilung der Französischen Revolution ab.[8] Außerdem glättete Laforgue die teilweise offene und direkte Ausdrucksweise Casanovas in eine mit einer vermeintlichen Wohlanständigkeit.[9]
Darüber hinaus schickte Laforgue vier Kapitel des Manuskripts nicht an den Verlag zurück. Die französischen Bände wurden von 1826 bis 1838 veröffentlicht und wurden im Jahr 1834 in die Liste des Index Librorum Prohibitorum (Verzeichnis der verbotenen Bücher) aufgenommen.[10] Aufgrund der vielen selbstständigen Änderungen Laforgues werden diese Ausgaben heute von Fachliteratur stark kritisiert.
[Bearbeiten] Auszeichnungen (Auswahl)
- Ritterkreuz der französischen Ehrenlegion
- Offizierskreuz der französischen Ehrenlegion
[Bearbeiten] Quellen
- Neuer Nekrolog der Deutschen, 30. Jahrgang 1852 (Band 30), 1. Teil, Weimar 1854, Digitalisat auf Google Books, S. 949
- Jean Laforgue in Marciac ... die ersten fünfzehn Jahre seines Lebens auf marciac.typepad.com
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Jean LAFORGUE (Marciac 1782-Dresde 1852) auf marciac.typepad.com
- ↑ Datensatz auf Ancestry
- ↑ Adressbuch Dresden 1854, S. 87, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1863, S. 158, SLUB
- ↑ Dresdner Adress-Kalender 1831, S. 153, SLUB
- ↑ Dresdner Adress-Handbuch 1844, S. 162, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1853, S. 81, SLUB
- ↑ Uwe Schultz: Giacomo Casanova oder Die Kunst der Verführung: Eine Biographie, Beck-Verlag, Leseprobe auf Google Books
- ↑ Hartmut Scheible: Giacomo Casanova: ein Venezianer in Europa, Königshausen & Neumann, Würzburg 2009, Leseprobe auf Google Books, S. 153f., ISBN 978-3-8260-4137-2
- ↑ Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „Geschichte meines Lebens (Giacomo Casanova)“
[Bearbeiten] Weblinks
- Jean Laforgue in der englischsprachigen Wikipedia
- Jean Laforgue auf www.worldcat.org