Julius Ambrosius Hülße
Julius Ambrosius Hülße (* 2. Mai 1812 in Leipzig; † 26. Juni 1876 in Dresden) leitete 23 Jahre das Dresdner Polytechnikum.
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Hülße besuchte zusammen mit Christian Albert Weinlig die Thomasschule in Leipzig und studierte danach in Leipzig Theologie und in Freiberg Mathematik und Naturwissenschaften. 1834 wurde er Lehrer an der öffentlichen Handelslehranstalt in Leipzig und 1837 an der Nicolaischule. Ab 1840 lehrte Hülße als Professor für die mathematisch-mechanischen Wissenschaften an der königlichen Gewerbeschule und an der mit dieser verbundenen Baugewerkeschule in Chemnitz. Diesen Einrichtungen stand er von 1841 bis 1850 als Direktor vor. Er erweiterte die Gewerbeschule um eine landwirtschaftliche Abteilung, mit deren Leitung er Julius Adolph Stöckhardt betraute. Zudem regte er die Gründung der Chemnitzer Werkmeisterschule an. Der Dresdner Gewerbe-Verein ernannte ihn während seiner Chemnitzer Zeit zum Ehrenmitglied.[1]
1850 erhielt Hülße die Berufung zum Direktor und Professor für mechanische Technologie und Volkswirtschaftslehre an der Technischen Bildungsanstalt in Dresden, die ein Jahr später zur Polytechnischen Schule erhoben wurde.[2] In den Jahren 1849 und 1869 gehörte er der Zweiten Kammer der sächsischen Ständeversammlung an, ab 1861 war er Vorsitzender der Normaleichungskommission und dann bei der Bearbeitung der Eichordnung des Norddeutschen Bundes und später des Deutschen Reiches Mitglied der dazu eingesetzten Kommission. 1863 wurde er Vorsitzender der technischen Deputation im Ministerium des Innern. Er wohnte in jener Zeit Röhrhofsgasse 4.[3] Nach dem Tode Weinligs legte er am 1. Mai 1873 das Rektorenamt nieder und übernahm das Amt eines Referenten im Ministerium des Innern. Hier widmete er sich besonders den technischen und gewerblichen Bildungsanstalten, der Statistik, dem Patentwesen und dem Eichwesen. Zudem gehörte Hülße dem Direktorium des Vereins zu Rath und That[4], dem Verein für Erdkunde und dem Sächsischen Altertumsverein an.[5]
Hülße fand auf dem Alten Annenfriedof die letzte Ruhe. Das Julius-Ambrosius-Hülße-Gymnasium, der Hülße-Bau an der Helmholtzstraße und die Hülßestraße in Reick tragen seinen Namen.
[Bearbeiten] Familie
Hülßes Vater war Salzverwalter in Leipzig. 1837 heiratete Julius Ambrosius Hülße in Leipzig Pauline geb. Schiffner, mit der er einen, im Jugendalter versorbenen Sohn und drei Adoptivkinder hatte, darunter Georg Heinrich Judenfein-Hülße (1846–1903), Professor in Chemnitz[6],[7],[8] und Gottfried Hermann Judenfeind-Hülße (1849–1909), Ingenieur und königlich-sächsischer Offizier.
[Bearbeiten] Werke
Hülße gründete 1835 zusammen mit Christian Albert Weinlig die das „Polytechnische Centralblatt“, dessen Redakteur er bis 1850 und dessen Mitarbeiter er bis 1873 blieb. Er schrieb zudem:
- Allgemeine Maschinen-Enzyklopädie (Leipzig 1839–1844, 2 Bde., mit Atlas)
- Sammlung mathematischer Tafeln (Leipzig 1840, 2. Aufl. 1849)
- Die Kammgarnfabrikation (Stuttgart 1861)
- Die Technik der Baumwollspinnerei (Stuttgart 1863)
[Bearbeiten] Quellen
- Meyers Großes Konversations-Lexikon, 1907
- Franz Schnorr von Carolsfeld: Artikel „Hülße, Julius Ambrosius“ in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 13 (1881), S. 336
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Chronik des Gewerbevereins zu Dresden. Als Festschrift zur fünfzigjährigen Stiftungsfeier, Hoffmann Dresden, 1884
- ↑ Reiner Pommerin, Thomas Hänseroth, Dorit Petschel: 175 Jahre TU Dresden: Geschichte der TU Dresden 1828-2003, Bd. 1, Böhlau Verlag Köln Weimar, 2003
- ↑ Adressbuch der Stadt Dresden, 1868
- ↑ Adressbuch der Stadt Dresden, 1868
- ↑ Mittheilungen Sächsischer Altertumsverein, Dresden, 1870
- ↑ Klemm, Friedrich, "Hülße, Julius" in: Neue Deutsche Biographie 9 (1972), S. 739 f.
- ↑ Klaus Mauersberger, Hülße (Hülsse), Julius Ambrosius, in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde e.V., bearb. von Martina Schattkowsky
- ↑ Judenfeind-Hülße, Georg Heinrich, Eintrag beim Archiv der TU Chemnitz