Familie Stöckhardt
Die Familie Stöckhardt hat sich über mehrere Jahrhunderte einen Namen in der protestantischen Kirchengeschichte und der Wissenschaft Sachsens und weit darüber hinaus erworben. Wenig bekannt blieb, dass ihre Wurzeln nach Dresden zurückreichen. Mehrere bekannte Vertreter der Familie kamen in der Folgezeit hierher wieder zurück.
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[Bearbeiten] Geschichte
Die Familie geht auf Gerhard van Stoeckhardt (1563–1651) zurück, der wegen religiöser Konflikte aus Flandern fliehen musste. Herzog von Alba unterdrückte in den niederländischen Provinzen den sich ausbreitenden Protestantismus brutal.[1] Kurfürst August nutzte die Gelegenheit und warb während seiner Regentschaft bis 1586 etwa 20.000 Einwanderer an, um mit ihrer Hilfe ein leistungsstarkes Textilgewerbe in Sachsen aufzubauen.
Die Familie Stöckhardt wohnte in Dresden "Im Loch". Gerhard van Stoeckhardt legte in Dresden den Adelstitel ab. Seine Enkel begründeten im späten 17. Jahrhundert als Pfarrer in Putzkau bzw. Lauterbach bei Stolpen die beiden Hauptlinien der Familie. Viele Nachfahren wurden wiederum Pfarrer in sächsischen Gemeinden. Zwei Agrarwissenschaftler, Ernst Theodor Stöckhardt und Julius Adolph Stöckhardt, wurden zu Mitgliedern der Leopoldina gewählt. Die Stöckhardts zählten in Bautzen zu den führenden Freimaurern, deren Loge auch der Dresdner Hofarzt Carl Ludwig Güntz angehörte.
[Bearbeiten] Personen mit Bezügen zu Dresden
[Bearbeiten] Putzkauer Zweig
- Gerhard Heinrich Jacobjan Stöckhardt (1772–1830), Philologe, Pastor, Meister vom Stuhl in Bautzen, lernte in Bautzen am Gymnasium bei Carl August Böttiger, kam ab 1794 als Hauslehrer der v. Schönburgs in Glauchau wiederholt nach Dresden und schuf Gedichte in italienischer Sprache zur Verherrlichung der sächsischen Königsfamilie, die Kantate Albino und Tajo wurde anlässlich der Vermählung von Maria Josepha von Sachsen mit dem spanischen König Ferdinand am 29. August 1819 im großen Königlichen Konzertsaal uraufgeführt, auf Veranlassung von Gottlob Adolf Ernst von Nostitz und Jänkendorf gründete er den Bautzner Verein zu Rath und That
- Heinrich Robert Stöckhardt (1802–1848), Professor für Römisches Recht in St. Petersburg, Sohn des o.g., musisch sehr begabt, während des Studiums in Leipzig enge Kontakte nach Dresden zu Elisa von der Recke und Christoph August Tiedge, befreundet mit Robert Schumann und Clara Schumann
- Clara Henriette Marie Stöckhardt (1829–1897), Landschaftsmalerin, Tochter des o.g., zeigte 1876/1877 Ölgemälde und Aquarelle auf Dresdner akademischen Kunstausstellungen
- Friedrich Heinrich Stöckhardt (1842–1920), Architekturprofessor in Berlin, Sohn des Heinrich Robert Stöckhardt, studierte bei Hermann Nicolai und war bis 1869 in Dresden tätig, Aufmaß der Hofkirche.[2]
- Carl Emil Stöckhardt (1872-1945, † in Dresden) Professor der Elektrotechnik in Elberfeld-Barmen, Studium und Assistenz an der TH Dresden, erfand 1899 einen Wechselzahlmesser, der bei Heinrich Stieberitz in der Josephinenstraße 22 produziert wurde, schrieb 1900 in Plauen sein Lehrbuch der Elektrotechnik, das in drei Auflagen erschien
[Bearbeiten] Lauterbacher Zweig
- Moritz August Stöckhardt (1796–1810), studierte bei Gottlob August Hölzer an der Kunstakademie
- Carl Friedrich Gottlieb Stöckhardt (1807–1834), Theologe der sächsischen Erweckungsbewegung, geboren in Röhrsdorf bei Meißen, Besuch der Kreuzschule
- Julius Adolph Stöckhardt (1809–1886), Agrarwissenschaftler, Bruder von Carl Friedrich Gottlieb Stöckhardt und Vater von Carl Georg Stöckhardt, geboren in Röhrsdorf bei Meißen, 1835 tätig im Laboratorium der Mineralwasserfabrik Friedrich Adolph August Struve, Lehrer für Naturwissenschaften am Vitzthumschen Geschlechtergymnasium, Sekretär des Dresdner Gewerbe-Vereins, 1837 Promotion in Leipzig (gedruckt bei Teubner in Dresden), 1838 Wechsel nach Chemnitz, 1846 Mitglied bei ISIS, 1847 Ruf an die Forstakademie Tharandt, Abgeordneter des sächsischen Landtags
- Carl Georg Stöckhardt (1842–1913), Theologieprofessor, in die USA ausgewanderter Kirchenreformer, Fürstenschule St. Afra Meißen, 1868 zweites theologisches Examen vor dem Konsistorium in Dresden
[Bearbeiten] Quellen
- Reinhold Grünberg (Bearb.): Sächsisches Pfarrerbuch. Die Parochien und Pfarrer der Ev.-luth. Landeskirche Sachsens (1539-1939), Verlagsanstalt Ernst Mauckisch Freiberg, 1940
- Stammtafel der Familie Stöckhardt
- Frank Fiedler, Uwe Fiedler: Lebensbilder aus der Oberlausitz: 60 Biografien aus Bautzen, Bischofswerda und Umgebung. Books on Demand, 2017, S. 328-353
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Robert Heller: Der Prinz von Oranien: Historischer Roman, Band 1, Band 2, Band 3, Gebrüder Reichenbach, 1843
- ↑ Die katholische Hofkirche zu Dresden. Gilbers, Dresden 1883 (Digitalisat)