Naturwissenschaftliche Gesellschaft ISIS
Die Naturwissenschaftliche Gesellschaft ISIS war eine Dresdner Gelehrtengesellschaft, die sich naturkundlichen Fragen gewidmet hat.
Die ISIS stand von Anfang an allen naturwissenschaftlich Interessierten, Akademikern und Laien, offen - die Aufnahme neuer Mitglieder erfolgte durch Abstimmung in den monatlichen Hauptversammlungen. Veranstaltungen der ISIS konnten auch von Nicht-Mitgliedern besucht werden, wenn sie durch ein Mitglied eingeführt wurden. Die Mitglieder waren verpflichtet, sich aktiv mit Vorträgen am wissenschaftlichen Leben zu beteiligen. Im Verlaufe der Zeit entwickelte sich ISIS zur angesehensten Wissenschaftlerorganisation Dresdens. Viele Rektoren der TH Dresden zählten zu ihren Mitgliedern.
[Bearbeiten] Geschichte der Gesellschaft
Der Gründung voran gingen erste Bemühungen seit dem 19. Dezember 1833. 1834 nannte man sich Sporona - Verein zur Beförderung der Naturkunde. Die ersten Versammlungen fanden in der Kleinen Brüdergasse 306 statt, danach traf man sich einige Zeit im Lokal bei Kreuz in der Inneren Pirnaischen Gasse. Ihren Namen Isis in Anlehnung an die weltbezogene Göttin des Altertums erhielt die Gesellschaft mit der offiziellen Anerkennung am 30. April 1835.[1]
ISIS wurde entscheidend von dem Botaniker und Zoologen Ludwig Reichenbach geprägt, der ihr 1835 kurz nach der offiziellen Anerkennung beitrat und sie 30 Jahre als Vorsitzender führte. Der Geologe Hanns Bruno Geinitz trat der Gesellschaft am 14. Juni 1838 bei. Er gehörte neben Reichenbach zu den aktivsten Vortragenden und wurde 1843 Vicedirektor. Die Gesellschaft baute umfangreiche mineralogische, zoologische und botanische Sammlungen auf und gründete nach Reichenbachs Vorschlag ab 1844 Fachsektionen, z. B. für Botanik, Zoologie, Geologie, Mineralogie, Mathematik, Physik, Chemie und Vorgeschichte. Die Versammlungen fanden bis zu Reichenbachs Ausscheiden im Zwinger statt. Die Ära Reichenbach hatte ihren Höhepunkt anlässlich des 25-jährigen Gründungsjubiläums 1860. Ihm zu Ehren wurde die Reichenbach-Stiftung für Reisestipendien sächsischer Zoologen gegründet. Der überzeugte Royalist Reichenbach fand sich nur schwer in neuen gesellschaftlichen Strukturen zurecht. Er trat 1866 aus der ISIS aus als Protest gegen eine Statutenänderung, die nur noch zweijährige Wahlperioden vorsah. Der Stiftungsfonds wurde aufgelöst.
Nach Reichenbachs Ausscheiden wechselten die Vorsitzenden zunächst regelmäßig. Der Mathematiker Oskar Schlömilch hatte den Vorsitz 1867 inne, Hanns Bruno Geinitz leitete die Gesellschaft zwischen 1868 und 1886 insgesamt sieben Jahre. Geinitz war seinerzeit Direktor des Mineralogisch-geologischen Museums und führte 1874 Johannes Viktor Deichmüller in die Gesellschaft ein. Zwischenzeitlich leitete von 1878 bis 1879 Gustav Anton Zeuner die ISIS. Geinitz wurde für sein Wirken zum Ehrenvorsitzenden berufen. Deichmüller hat sich über 30 Jahre als Sekretär besondere Verdienste um die rege Publikationstätigkeit der ISIS und als langjähriger Sektionsvorsitzender um die Vorgeschichte erworben. 1913 wurde er für zwei Jahre Vorsitzender der Gesamtgesellschaft.
Stifter wie Franz Ludwig Gehe unterstützten ISIS über viele Jahre, die ihrerseits mit einer Vielzahl weiterer Vereine, z. B. FLORA - Sächsische Gesellschaft für Botanik und Gartenbau, eng zusammenwirkte. In mehreren sächsischen Städten wie in Meißen und Bautzen bestanden Tochtergesellschaften. Die Versammlungen der ISIS Dresden fanden inzwischen an der Technischen Hochschule statt. Während der Nazizeit hatte sich ISIS nicht gleichschalten lassen, durfte aber nach 1945 ihre Arbeit trotzdem nicht fortsetzen. Am 21. September 1990 wurde die Gesellschaft wiedergegründet, ihr erster Präsident war der Prähistoriker Werner Coblenz. Ihr Sitz bis zur Auflösung 2019 war Stübelallee 2.
[Bearbeiten] Bekannte Mitglieder
William Abendroth | Heinrich Wilhelm Clemens Blochmann | Carl Moritz von Bose | Carl August Böttiger | Eugen Bracht | Carl Gustav Carus | Johannes Viktor Deichmüller | Theodor Drobisch | Carl Oscar Drude | Albert Engelmann | Karl Ludwig Alfred Fiedler | Wilhelm Hugo Fleck | Fritz Foerster | Hugo Bernhard Forwerg | Wilhelm Fränkel | Edmund Friedrich | Franz Ludwig Gehe | Hanns Bruno Geinitz | Walther Gleisberg | Johann Heinrich Gößel | Harry Heinrich Jakob Gravelius | Wilhelm Hallwachs | Johann Gottlob Immanuel Hartig | Karl Ernst Hartig | Karl August Friedrich Harzer | August Wilhelm Hedenus | Georg Helm | Walther Hempel | Walther Hesse | Johann Friedrich Hübler | Johann Friedrich Jencke | Johann Friedrich Judeich | Ernst Kalkowsky | Ernst Kaps | Franz Josef Koch | Hermann Krone | Franz Ledien | Leonidas Johann Lewicki | Christian August Nagel | Arno Naumann | Hermann Nicolai | Hinrich Nitsche | Hermann von Nostitz-Wallwitz | Bernhard Pattenhausen | Robert Prölß | Heinrich Gottlieb Ludwig Reichenbach | Emil Adolf Roßmäßler | Sophus Ruge | Ludwig Wilhelm Schaufuß | Oskar Schlömilch | Oskar Schneider | August Seebeck | Bruno Steglich | Theodor Steinkopff | Gustav Adolph Struve | Moritz Alfons Stübel | August Toepler | Carl Wanckel | Johann Friedrich Wilhelm Wegener | Christian Albert Weinlig | Gustav Anton Zeuner | Hugo Zietz
Carl August Böttiger (Altertumsforscher)
Carl Gustav Carus (Mediziner)
Hanns Bruno Geinitz (Geologe)
Johann Friedrich Judeich (Forstwissenschaftler)
Franz Ledien (Gärtner)
Oskar Schneider (Professor Annenrealoberschule)
[Bearbeiten] Quellen
- ehemalige Webpräsenz www.snsd.de/isis-dresden
- ehemaliger Eintrag bei www.wissenschaftskultur.de
- Digitalisate bei der SLUB