Carl Wanckel
Carl Wanckel, auch teilweise Karl Wankel (* 4. Juli 1811 in Hoheneck bei Stollberg/ Erzgebirge; † 26. Dezember 1858 in Dresden) war ein deutscher Geistlicher, Philologe, Prediger und Kantor im sächsischen Wildenfels, später Oberlehrer an der Realschule zu Dresden-Neustadt. Wanckel war auch als Botaniker, Schriftsteller und Dichter tätig.
[Bearbeiten] Familie
Carl Wanckel entstammte der wahrscheinlich aus Schweden nach Deutschland eingewanderten Familie Wanckel (Wankel), die sich später mehrere Jahrhunderte in der Gegend um Hammelburg im Stift Fulda niederließ. Carl Wanckel war das erste Kind und der älteste Sohn des Justiz- und Rentamtmannes Johann Carl Ludwig Wanckel (* 12. Januar 1781; † 21. Juni 1840 in Stollberg/ Erzgebirge) und dessen erster, am 8. August 1810 geheirateter Ehefrau Johanne Auguste geb. Dietrich (* 17. April 1787; † 18. April 1830 in Stollberg/ Erzgebirge), Tochter des Pfarrers Dietrich in Schkeidbar bei Markranstädt. Nach dem frühen Tod der Mutter von Carl Wanckel heiratete sein Vater am 26. April 1835 Johanne Ernestine geb. Schröter (* 2. Januar 1801 in Dresden; † 28. Juni 1886 ebenda).
Carl Wanckels Großvater war der Advokat (Rechtsanwalt) und kaiserliche Notar zu Schkeuditz bei Leipzig, Johann Conrad Leberecht Wanckel (1742–1786). Mit dem deutschen Maschinenbauingenieur Felix Wankel (1902–1988), dem Erfinder des Wankelmotors, der dem württembergischen Zweig der Familie Wanckel/Wankel entstammte und dessen Großvater der Pforzheimer Schmuckfabrikant Heinrich Wankel war, war er entfernt verwandt. Carl Wanckel hatte noch sechs Geschwister:
- Hermann Wanckel (1812–1898), Gerichtsdirektor und Rechtsanwalt in Leipzig, zuletzt in Altenburg.
- Agnes Auguste Wanckel (1814–1889). Sie heiratete den königlich-sächsischen Hauptsteueramtskontrolleur zu Leipzig, Friedrich August Schneider (1802–1881).
- Otto Wanckel (1820–1912), Architekt und Baumeister, zuletzt im Rang und mit Titel eines königlich-sächsischen Geheimen Oberbaurates.
- Albert Wanckel (1821–1850), Kaufmann im Geschäft von "Müller & Weichsel" in Magdeburg.
- ein totgeborener Sohn (*/† 1823) sowie
- Amalie Auguste Wanckel (*/† 1825), die ebenfalls nur knapp drei Wochen nach der Geburt starb.
Carl Wanckel heiratete am 15. September 1842 Emma Wilhelmine geb. Eichel (* 5. Mai 1811 in Leipzig; † 28. August 1879 in Dresden), die Tochter eines Leipziger Malers. Sie wohnte zuletzt als Witwe in der Bauhofstraße 7.[1] Carl und Emma Wanckel hatten drei Kinder:
- Oskar Carl Wanckel (* 11. Dezember 1843 in Wildenfels/ Sachsen; † 3. Dezember 1917 in Schönebeck/ Elbe), Unternehmer und Direktor eines Speditionskontors in Schönebeck, später auch Reeder, Großhändler und Stadtrat. Er war zweimal verheiratet und hatte aus beiden Ehen fünf Kinder. Seine Söhne Wolfgang (1879–1964) und Eberhardt Wanckel (1882–1958)[2] führten das Transportgeschäft und die Reederei nach dem Tod des Vaters weiter. Die Malerin Katharina Scholz-Wanckel (1916–2009) war Carl Wanckels Urenkelin.
- Olga Johanne Wanckel (* 17. April 1845 in Wildenfels; † 12. Oktober 1845 ebenda),
- Hilda Gertraud Tusnelda Wanckel (* 20. August 1848 in Wildenfels; † 1920 in Dresden).[3] Sie arbeitete bis zu ihrem Tod als Musiklehrerin.
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Carl Wanckel erhielt seine erste Schulbildung durch einen Hauslehrer und besuchte ab dem Herbstsemester 1824 die Fürstenschule im sächsischen Grimma, wo er bis 1830 lernte. Unmittelbar im Anschluss begann Wanckel ab dem Herbst 1830 ein Studium an der Universität Leipzig, wo er anfangs bei Professor Krug Philosophie und bei Professor Gottfried Hermann klassische Philologie studierte. Später dehnte er seine Studien in den Fachwissenschaften auf die Vorlesungen der Professoren Niedner, Hahn, Theile, Wiener und Anger aus. Außerdem studierte er bei Professor Großmann Theologie. In seiner Freizeit beschäftigte sich Wanckel vor allem mit Musik und war Mitglied des Pauliner-Gesangvereins, wovon auch eines seiner Gedichte ("Die Pauliner") handelte.
Nachdem Wanckel erfolgreich das Examen "pro candidatura" bestanden hatte, beendete er am 23. April 1834 die Universität in Leipzig und ging als Hauslehrer zu einer vermögenden Familie ins erzgebirgische Schneeberg. Im April 1837 bestand er sein zweites Staatsexamen "pro ministerio".
1839 wurde Wanckel Lehrer einer Sammelschule im erzgebirgischen Stollberg. 1841 wurde er als Lehrer und Hilfsprediger ins ebenfalls erzgebirgische Wildenfels berufen. Aufgrund seiner angeschlagenen Gesundheit bewarb er sich zehn Jahre später als Lehrer in Dresden und konnte ab dem 1. Juni 1851 die Stelle als Lehrer der Religion und Naturkunde an der Realschule in Dresden-Neustadt antreten und zog in die Bautzner Straße 55 in eine Wohnung im dritten Obergeschoss, wo er bis zu seinem Tod wohnte.[4] 1854 wurde Wanckel zum Oberlehrer an der Realschule ernannt.[5]
In der Dresdner Schule weitete Wanckel seine Studien der Naturwissenschaften, vor allem auf dem Gebiet der Botanik aus, wo er sich auch tiefgründig weiterbildete. Folgerichtig wurde Wanckel Mitglied der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft ISIS und besuchte deren akademische Vorlesungen. Einen besonderen Verdienst erwarb sich Wanckel mit der Anlegung einer naturwissenschaftlichen Sammlung an der Neustädter Realschule, die er in wenigen Jahren zu einem beträchtlichen Umfang erweiterte. Seine eigentliche für eine Doktorarbeit vorgesehene Dissertation, die "Orthopterologische Studien" wurden allerdings erst nach seinem Tod von seinem Freund, Professor Taschenberg veröffentlicht.
Ende Dezember 1858 erkrankte Wanckel schwer und starb nach nur eintägigem Krankenlager am 26. Dezember 1858. Aufgrund des späten Todes im Jahr 1858 ist er auch noch im Dresdner Adress- und Geschäftshandbuch von 1859 verzeichnet.
[Bearbeiten] Veröffentlichungen (Auswahl)
- "Orthopterologische Studien" [6]
- "Dichtungen und Lebensbilder"
Beide Veröffentlichungen erschienen postum.
[Bearbeiten] Quellen
- Lier, Hermann Arthur, "Wanckel, Karl" in: Allgemeine Deutsche Biographie 41 (1896), S. 134-135, Onlinefassung
- Stammtafel der Familie Wanckel (Wankel)
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Adressbuch Dresden 1878, SLUB, S. 450
- ↑ Todesnachricht im Zeitungsarchiv im Hamburger Abendblatt
- ↑ Letztmalig im Adressbuch Dresden 1920, SLUB, S. 912
- ↑ Adressbuch Dresden 1852, SLUB, S. 159
- ↑ Adressbuch Dresden 1855, SLUB, S. 226
- ↑ Zeitschrift für die gesammte Naturwissenschaft. Bd. XXXVIII, 1871, S. 1—28
[Bearbeiten] Weblinks
- Karl Wanckel im Kalliope-Verbund
- Karl Wanckel im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Karl Wanckel in der Sächsischen Biographie
- Artikel „Wanckel, Karl“ von Hermann Arthur Lier in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 41 (1896), S. 134–135, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource