Otto Wanckel
Otto Wanckel, teilweise auch Wankel (* 17. August 1820 in Stollberg/ Erzgebirge; † 9. März 1912 in Dresden) war ein deutscher Architekt und Baumeister, zuletzt im Rang und mit Titel eines königlich-sächsischen Geheimen Oberbaurates. Er ist der Architekt und Erbauer des noch heute auf der Neustädter Elbseite existierenden Gebäudes des Sächsischen Finanzministeriums.
[Bearbeiten] Familie
Otto Wanckel entstammte der wahrscheinlich aus Schweden nach Deutschland eingewanderten Familie Wanckel (Wankel), die sich später mehrere Jahrhunderte in der Gegend um Hammelburg im Stift Fulda niederließ. Otto Wanckel war das vierte Kind und der drittälteste Sohn des Justiz- und Rentamtmannes Johann Carl Ludwig Wanckel (* 12. Januar 1781; † 21. Juni 1840 in Stollberg/ Erzgebirge) und dessen erster, am 8. August 1810 geheirateter Ehefrau Johanne Auguste geb. Dietrich (* 17. April 1787; † 18. April 1830 in Stollberg/ Erzgebirge), Tochter des Pfarrers Dietrich in Schkeidbar bei Markranstädt. Nach dem frühen Tod der Mutter von Otto Wanckel heiratete sein Vater am 26. April 1835 Johanne Ernestine geb. Schröter (* 2. Januar 1801 in Dresden; † 28. Juni 1886 ebenda).
Otto Wanckels Großvater war der Advokat (Rechtsanwalt) und kaiserliche Notar zu Schkeuditz bei Leipzig, Johann Conrad Leberecht Wanckel (1742–1786). Mit dem deutschen Maschinenbauingenieur Felix Wankel (1902–1988), dem Erfinder des Wankelmotors, der dem württembergischen Zweig der Familie Wanckel/Wankel entstammte und dessen Großvater der Pforzheimer Schmuckfabrikant Heinrich Wankel war, war er entfernt verwandt. Otto Wanckel hatte noch sechs Geschwister:
- Carl Wanckel (1811–1858), Hilfsprediger und Kantor in Wildenfels, später Oberlehrer an der Realschule zu Dresden-Neustadt, Botaniker und Dichter.
- Hermann Wanckel (1812–1898), Gerichtsdirektor und Rechtsanwalt in Leipzig, zuletzt in Altenburg.
- Agnes Auguste Wanckel (1814–1889). Sie heiratete den königlich-sächsischen Hauptsteueramtskontrolleur zu Leipzig, Friedrich August Schneider (1802–1881).
- Albert Wanckel (1821–1850), Kaufmann im Geschäft von "Müller & Weichsel" in Magdeburg.
- ein totgeborener Sohn (*/† 1823) sowie
- Amalie Auguste Wanckel (*/† 1825), die ebenfalls nur knapp drei Wochen nach der Geburt starb.
Otto Wanckel heiratete am 4. Februar 1851 Rosalie Auguste geb. Westen (* 4. Dezember 1824 in Dresden; † 7. Oktober 1857 in Oschatz), die Tochter des Kriegsministerial-Registrators und Ehrenbürgers zu Dresden, Karl Heinrich Westen (1790–1849) und dessen Ehefrau Wilhelmine Auguste Friederike Westen († 1866 in Dresden)[1]. Otto und Rosalie Wanckel hatten vier gemeinsame Kinder:
- ein totgeborenes Kind (*/† 8. November 1851 in Oschatz)
- Johanne Marie Wanckel (* 19. Januar 1853 in Oschatz; † in Chemnitz). Sie heiratete 1882 den Professor B. Wagner in Chemnitz. Das Paar hatte drei Kinder.
- ein totgeborenes Kind (*/† 13. Mai 1854 in Oschatz)
- Rosalie Auguste Wanckel (* 30. September 1857 in Oschatz; †). Otto Wanckels erste Ehefrau verstarb nach der Geburt dieser Tochter im Wochenbett. Rosalie Wanckel lebte nach dem Tod ihres Vaters als Privatier weiter in der Pestalozzistraße 17.[2]
Nach dem Tod seiner ersten Ehefrau heiratete Otto Wanckel am 23. Juni 1860 Amalie Louise geb. Niehlig (* 29. September 1820 in Ponickau; † 14. März 1884 in Dresden). Sie wurde auf dem Friedhof in Dresden-Neustadt beerdigt. Mit seiner zweiten Ehefrau hatte Otto Wanckel noch eine Tochter, die allerdings auch im Säuglingsalter verstarb:
- Anna Margarethe Wanckel (* 25. Mai 1862 in Zwickau/ Sachsen; † 12. September 1862 ebenda).
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Otto Wanckel studierte von 1837 bis 1840 an der Bauschule der Dresdner Kunstakademie und war dort Schüler von Gottfried Semper. Anschließend studierte er an der Technischen Bildungsanstalt in Dresden.
Nach dem erfolgreichen Abschluss seines Studiums trat Wanckel 1841 in den Staatsdienst ein, wurde nach Oschatz versetzt, wo er am dortigen Landbauamt als Hilfsarbeiter beschäftigt war. 1844 wurde er dort in den Rang eines Landbauassistenten berufen.
Anfang der 1850er Jahre wurde Wanckel mit Renovierungsarbeiten am Meißner Schloss beauftragt und nach Meißen versetzt. Dort wurde er 1857 königlich-sächsischer Landbaukondukteur. 1858 zog er in die Fleischergasse 7 in das zweite Obergeschoss nach Dresden, wo auch sein Bruder Carl Wanckel mittlerweile Oberlehrer an der Neustädter Realschule war.[3] In der Dresdner Fleischergasse wohnte er bis 1860.[4] 1863 vollendete Wanckel in Meißen den Neubau der Königlichen Porzellanmanufaktur.
Anschließend erfolgte die Versetzung von Wanckel als königlich-sächsischer Landbaumeister und Vorstand des Bauamtes nach Zwickau. Dort wohnte er 1875 am dortigen Brückenberg 573B [5] und war 1877/78 verantwortlich für den Neubau des Landgerichtsgebäudes, worüber er auch ein Buch herausgab.
1882 kehrte Wanckel als Landbaumeister zurück nach Dresden und zog in die Blochmannstraße 1 in eine Wohnung im zweiten Obergeschoss.[6] 1883 wurde er zum königlich-sächsischen Baurat ernannt und arbeitete im sächsischen Finanzministerium.[7] 1887 zog Wanckel an das Terrassenufer 25,[8] ein Jahr später wurde in den Rang eines Oberbaurates erhoben.[9] Zusammen mit Ottomar Reichelt entwarf er 1890 den Neubau des Gebäudes des Finanzministeriums und übernahm anfangs als verantwortlicher Bauleiter bis zu seiner Pensionierung die Ausführung des Baus.[10] 1891 wurde er als Geheimer Oberbaurat a.D. (außer Dienst) in den Ruhestand verabschiedet.[11]
Nach seiner Pensionierung beschäftigte sich Otto Wanckel mit der Genealogie seiner Familie, stellte dazu Forschungen an und gab 1899 ein Buch darüber heraus. Außerdem übernahm er die Leitung des Museums des königlich-sächsischen Altertumsvereins. Wanckel wohnte zuletzt in der Pestalozzistraße 17, wohin er 1896 umgezogen war [12] und wurde auf dem Inneren Neustädter Friedhof beerdigt.
[Bearbeiten] Bauten (Auswahl)
- ca. 1851/1852: Renovierungsarbeiten am Meißner Schloss
- 1863: Neubau der Königlichen Porzellanmanufaktur in Meißen
- 1890/1891: Sächsisches Staatsministerium für Finanzen
[Bearbeiten] Veröffentlichungen (Auswahl)
- 1878: Ueber den Neubau des Landgerichtsgebäudes zu Zwickau
- 1893: Das Landgerichts-Gebäude in Zwickau
- 1895: Die Albrechtsburg zu Meißen
- 1895: Führer durch das Museum des Königlich Sächs. Alterthumsvereins im Palais des Königl. Grossen Gartens zu Dresden
- 1899: Stammtafel der Familie Wanckel (Wankel)
- 1900: Die Sammlung des Königlich Sächsischen Altertumsvereins zu Dresden in ihren Hauptwerken
- 1907: Einige flüchtige Mitteilungen über die Familie Wanckel: vom Jahre 1387 bis in die neueste Zeit [13]
[Bearbeiten] Auszeichnungen (Auswahl)
- zwischen 1875 und 1882: Ritter 1. Klasse des königlich-sächsischen Albrechts-Ordens
- 1896: Ritter 1. Klasse des königlich-sächsischen Verdienstordens
[Bearbeiten] Quellen
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Letztmalig im Adressbuch Dresden 1866, SLUB, S. 322
- ↑ Adressbuch Dresden 1913, SLUB, S. 1160
- ↑ Adressbuch Dresden 1859, SLUB, S. 226
- ↑ Adressbuch Dresden 1860, SLUB, S. 242
- ↑ Adressbuch Zwickau 1875, SLUB, S. 340
- ↑ Adressbuch Dresden 1883, SLUB, S. 450
- ↑ Adressbuch Dresden 1884, SLUB, S. 468
- ↑ Adressbuch Dresden 1888, SLUB, S. 618
- ↑ Adressbuch Dresden 1889, SLUB, S. 645
- ↑ Sächsisches Staatsministerium der Finanzen auf structurae.de
- ↑ Adressbuch Dresden 1892, SLUB, S. 750
- ↑ Adressbuch Dresden 1897, SLUB, S. 598
- ↑ Otto Wanckel auf swb.bsz-bw.de
[Bearbeiten] Weblinks
- Werke von Otto Wanckel auf Sachsen.digital
- Otto Wanckel im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Medien von Otto Wanckel in der Deutschen Fotothek