Karl Heinrich Westen
Karl Heinrich Westen, auch Carl Heinrich Westen (* 13. Juli 1775 in Dresden;[1] † 9. Juni 1849 ebenda) war ein Dresdner Beamter, u. a. als Ministerial-Registrator im sächsischen Kriegsministerium. Er war nebenberuflich als Armenvorsteher tätig und wurde am 17. Dezember 1848 aufgrund seiner Verdienste in der Armenversorgung zum Ehrenbürger der Stadt Dresden ernannt.
[Bearbeiten] Familie
Karl Heinrich Westen war der Sohn des königlich-sächsischen Kriegskanzlisten Karl Friedrich David Westen und dessen 1775 geheirateter Ehefrau Johanna Rahel Friederica geb. Müllers, Tochter des Johann Christoph Müllers.[2] Westens Vater wohnte 1797 im Kommissariatgebäude an der Bärwache am Stadtwall in der Dresdner Neustadt.[3] Karl Heinrich Westen hatte noch einen Bruder:
Karl Heinrich Westen war verheiratet. Seine Witwe Wilhelmine Auguste Friederike Westen († 1866 in Dresden)[5] wohnte nach dem Tod ihres Ehemannes in der gemeinsamen Wohnung in der Birkengasse 5 im zweiten Obergeschoss, zuletzt aber in der Walpurgisstraße 5. Das Paar hatte folgende Kinder:
- Moritz Hermann Friedrich Westen (1815–1826).[6]
- Karl Gustav Westen († 1884 in Dresden),[7] Jurist, Rechtsanwalt, Ratsaktuar bei der Armen-Versorgungsbehörde und später Ratsassessor und Stadtschreiber von Dresden.[8][9] Dessen Ehefrau Susanne starb 1893.[10]
- Auguste Rosalie Westen (* 4. Dezember 1824 in Dresden; † 7. Oktober 1857 in Oschatz). Sie heiratete 1851 den Architekten und Baumeister Otto Wanckel (1820–1912),[11] zuletzt Geheimer Oberbaurat am sächsischen Finanzministerium.
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Wie sein Vater schlug Karl Heinrich eine Laufbahn als „niederer Beamter“ im sächsischen Kriegsministerium ein. 1812 war Karl Heinrich Westen „Commissariats-Cancellist“ im Archiv des Kriegsministeriums und ebenfalls als Kanzlist Mitglied im „Collegium medico-chirurgicum“: Das Kollegium stand unter der Leitung des ehemaligen Professors für Medizin Dr. med. Johann Gottfried Leonhardi (1746–1823), Hofrat und Leibarzt.[12] Bereits frühzeitig muss Westen in der Armenversorgung der Stadt Dresden tätig gewesen sein. Die erste große Armenordnung der Stadt Dresden von gab es bereits 1788 [13] Die Funktion des Armenvorstehers war eine ehrenamtliche Funktion, die ausschließlich an das männliche Geschlecht gebunden war und an angesehenen Einwohnern zumeist des Bürgertums vergeben wurde. 1831 wohnte Westen als „Kriegskammer-Registrator“ in der Hauptstraße 169 in der Neustadt.[14]
Die Zusammensetzung der sogenannten Armenversorgungsbehörde von Dresden wurde mit dem „Regulativ“ vom 10. August 1833 neu geregelt. 1837 wurde zudem die Stadt Dresden in seinerzeit 30 Armendistrikte aufgeteilt, die in römischen Ziffern fortlaufend nummeriert wurden. Ziel war eine effizientere Verwaltung und eine Erleichterung für die nebenberuflich tätigen Armenvorsteher von Dresden, sowie den ihnen zugeordneten sogenannten „Pflegern“. Nachdem der Stadtrat von Dresden sowie die Stadtverordneten der Neuaufteilung zugestimmt hatten, trat die neue Verordnung am 1. Juni 1837 in Kraft.
Karl Heinrich Westen wurde ab 1837 dem XXV. Armen-Distrikt von Dresden als Vorsteher zugeteilt. In diesem Distrikt war er für 161 Häuser in der Dresdner Neustadt an folgenden Straßen und Plätzen verantwortlich. Das gesamte 25. Distrikt war wiederum in vier Teilgebieten unterteilt, für die Westen jeweils ein nebenberuflicher „Pfleger“ zur Verfügung stand:
- Gebiet I mit 46 Häusern, mit dem Pfleger Gottfried Lebrecht Haufe, Drechslermeister (wohnhaft in der Großen Meißner Gasse 25): Am Markt, Am Badetor, Große Meißner Gasse, Im Grunde, Kohlmarkt,
- Gebiet II mit 29 Häusern, mit dem Pfleger Johann Gottlob Schatz, Mehlhändler (wohnhaft in der Rähnitzgasse 75): Palaisplatz, Kleine Meißner Gasse, Neue Gasse,
- Gebiet III mit 46 Häusern, mit dem Pfleger Friedrich Kretzschmar, Geheimer Finanzkalkulator (wohnhaft in der Rähnitzgasse 106): Rähnitzgasse, Obergraben, Pfarrgasse,
- Gebiet IV mit 30 Häusern, mit dem Pfleger Gottlob Lebrecht Thomas, Töpfermeister (wohnhaft An der Kirche 148): Königstraße, Schmiedegäßchen, An der Kirche.
Insgesamt waren zu diesem Zeitpunkt in Westen’s Distrikt 65 Almosen-Empfänger aktenkundig.[15]
Karl Heinrich Westen wohnte 1837 in der Klostergasse 222. Er wurde aufgrund seiner Verdienste um das Armenwesen der Stadt Dresden ein halbes Jahr vor seinem Tod mit der Ehrenbürgerwürde ausgezeichnet. Westen war erst der vierte Bürger von Dresden und der erste Beamte im niederen Staatsdienst, dem diese Ehre zuteil wurde. Vor ihm waren nur hochrangige Persönlichkeiten damit ausgezeichnet worden.
Aufgrund von Eingemeindungen nach Dresden wurde die Anzahl der Armendistrikte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts weiter erhöht. 1880 war Dresden in 39 Armendistrikte gegliedert. Zu diesem Zeitpunkt wurde jedem Distrikt außer dem Armenvorsteher für den jeweiligen Stadtteil auch noch ein Gehilfe zugeteilt sowie die bereits 1837 eingeführten „Pfleger“. Mehr als die Hälfte der Dresdner Bevölkerung lebte 1874 unter oder am Existenzminimum.[16]
[Bearbeiten] Quellen
- Liste der Ehrenbürger der Stadt Dresden, Online pdf auf www.dresden.de
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Datensatz auf Ancestry, Anmeldung erforderlich
- ↑ Datensatz auf Ancestry, Anmeldung erforderlich
- ↑ Adressbuch Dresden 1797, SLUB, S. 418
- ↑ Datensatz auf Ancestry, Anmeldung erforderlich
- ↑ Letztmalig im Adressbuch Dresden 1866, SLUB, S. 322
- ↑ Datensätze auf Ancestry, Anmeldung erforderlich
- ↑ Letztmalig im Adressbuch Dresden 1884, SLUB, S. 480
- ↑ Adressbuch Dresden 1848, SLUB Dresden, S. 127
- ↑ Adressbuch Dresden 1849, SLUB Dresden, S. 324
- ↑ Letztmalig im Adressbuch Dresden 1893, SLUB, S. 819
- ↑ Datensatz auf Ancestry, Anmeldung erforderlich
- ↑ Sächsischer Hofkalender von 1812, Online pdf auf Google Books, S. 189 und 244
- ↑ Online pdf auf Google Books, S. 80
- ↑ Dresdner Adress-Kalender 1831, S. 294 auf www.adressbuecher.genealogy.net
- ↑ Bericht über die Verwaltung des Armenwesens und der Öffentlichen… in Sachsen, Armenversorgungsbehörde zu Dresden, Online pdf auf Google Books
- ↑ www.dresden-neustadt.de