Gustav Anton Zeuner
Prof. Dr. phil. et Dr.-Ing. h.c. Gustav Anton Zeuner (* 30. November 1828 in Chemnitz; † 17. Oktober 1907 ln Dresden) war ein langjähriger Rektor des Polytechnikums, das er bis zur Erhebung zur Hochschule führte. Für seine Verdienste erhielt er vom sächsischen König den Titel eines königlich-sächsischen Geheimen Rates.
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Zeuner studierte von 1848 bis 1851 Berg- und Hüttenwesen in Freiberg. Seine erste Arbeitsstelle als Lehrer erhielt er an der Gewerbeschule in Chemnitz. 1853 promovierte Zeuner in Leipzig, danach nahm er eine Tätigkeit an der Bergakademie in Freiberg auf. In dieser Zeit gründete er auch mit Weisbach und Bornemann den »Zivilingenieur«, den er bis 1857 redigierte. In Freiberg erschien wenige Jahre später zudem Zeuners bedeutendes Werk »Grundzüge der mechanischen Wärmetheorie«. Es war das erste deutschsprachige Lehrbuch der technischen Wärmelehre, das physikalisches Wissen in einer ingenieurmäßig nutzbaren Form vermittelte.
1855 wurde Zeuner als Professor der Mechanik und theoretischen Maschinenlehre an das Polytechnikum in Zürich berufen, dessen Direktion er von 1859 bis 1868 (bis 1865 in Stellvertretung) führte. Zeuner hatte wesentlichen Anteil an der Karriere von Carl Wilhelm Roentgen, den er ohne Abitur in Zürich studieren ließ.[1] Die Züricher Hochschule machte sich in dieser Zeit einen Namen mit der zunehmenden Verschmelzung von technischer und humanistischer Bildung, maßgeblich daran beteiligt war auch Gottfried Semper. 1871 ging Zeuner als Direktor und Professor der Mechanik und Bergmaschinenlehre an die Bergakademie Freiberg, die er bis 1875 erfolgreich umgestaltete. Für seine Verdienste verlieh ihm Freiberg am 31. März 1875 das Ehrenbürgerrecht.
1873 ging Zeuner - die ersten Jahre parallel zu seiner Tätigkeit in Freiberg - als Professor für technische Mechanik und theoretische Maschinenlehre und als Direktor des Polytechnikums nach Dresden. Er gilt als Begründer der traditionsreichen Dresdner Schule der Technischen Thermodynamik und hat viele seiner wissenschaftlichen Erkenntnisse in den Bau von Dampfmaschinen und Lokomotiven einfließen lassen. Auch die Regelungstechnik und Forschungen zum Zustandsverhalten waren wesentliche Elemente der "Zeuner-Schule". Unter seiner Führung entwickelte sich die mechanische Abteilung - 1865 durch Julius Ambrosius Hülße gegründet - zum Kernstück des Polytechnikums.[2] Nachdrücklich setzte sich Zeuner aber auch für nicht-technische Wissenschaftsdisziplinen (Philosophie, Nationalökonomie, Literatur- und Kunstgeschichte, Rechtswissenschaften, Fremdsprachen) in der allgemeinen Abteilung ein, um die angehenden Ingenieure zu befähigen, die Zusammenhänge von Natur-, Technik- und Geisteswissenschaften zu erkennen und zu nutzen.
Beim Benedictus Gotthelf Teubner Verlag gab Zeuner mit Leo Königsberger 1876/77 das »Repertorium der literarischen Arbeiten aus dem Gebiet der reinen und angewandten Mathematik« heraus.[3] 1878 wurde Zeuner zum Mitglied der Sektion Physik der Leopoldina gewählt.[4] Von 1878 bis 1879 leitete er die Naturwissenschaftliche Gesellschaft ISIS, der er seit 1874 angehörte.
Zu den Höhepunkten von Zeuners Amtszeit am Polytechnikum zählten 1875 die Einweihung eines neuen Hauptgebäudes am Bismarckplatz und 1883 die Erlangung des Rechts, Diplomabschlüsse zu erteilen.[5] Während seiner Amtszeit wurden renommierte Wissenschaftler nach Dresden berufen, so auch 1874 Johann Leonidas Lewicki, 1876 der Österreicher August Toepler und 1879 Walther Hempel. 1890 legte Zeuner zugunsten der Einführung des Wahlrektorats im Zuge der Erhebung des Polytechnikums zur Hochschule das Direktorium nieder.
Die älteste Universität Europas, Bologna, zeichnete die Verdienste Zeuners in Wissenschaft und Gesellschaft mit der Ehrendoktorwürde aus. Der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) würdigte seine Leistungen 1895 mit der Grashof-Denkmünze. 1897 trat Zeuner in den Ruhestand. Er wohnte zu dieser Zeit Winckelmannstraße 25.[6] Zeuner wohnte zuletzt in der Lindenaustraße 1a. Er fand nach seinem Tod auf dem Alten Annenfriedhof in der Chemnitzer Straße die letzte Ruhe.[7] Heute erinnern die Zeunerstraße, der Zeuner-Bau der TU Dresden und das BSZ für Technik "Gustav Anton Zeuner" in der Gerokstraße an ihn.
[Bearbeiten] Werke
- »Die Schiebersteuerungen mit besonderer Berücksichtigung der Lokomotivsteuerungen« (Freiberg 1858; 6. Aufl., Leipzig 1904; auch in franz. u. engl. Übersetzung)
- »Grundzüge der mechanischen Wärmetheorie« (Freiberg 1860, 3. Aufl. u. d. T. »Technische Thermodynamik«, 1887–89, 2 Bde.; 5. Aufl. 1906; franz., Paris 1869)
- »Über das Wanken der Lokomotiven« (Zürich 1861)
- »Das Lokomotivenblasrohr« (Stuttgart 1863)
- »Abhandlungen aus der mathematischen Statistik« (Stuttgart 1869)
- »Vorlesungen über Theorie der Turbinen« (Stuttgart 1899)
[Bearbeiten] Quellen
- Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 910
- Webseite zur Geschichte der Fakultät Maschinenwesen der TU Dresden (archiviert, Version vom 17.4.2016)
- Band 2 - Technische Universität Dresden
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Zum 100. Todestag von Gustav Zeuner (30. November 1828 bis 17. Oktober 1907), Professor für Mechanik und theoretische Maschinenlehre an der ETH Zürich
- ↑ 100 Jahre Zeuner-Bau (TU Dresden) PDF-Datei mit Informationen zur Ära Zeuner
- ↑ Repertorium der literarischen Arbeiten aus dem Gebiet der reinen und angewandten Mathematik.
- ↑ Eintrag im Mitgliederverzeichnis der Leopoldina
- ↑ Reiner Pommerin, Thomas Hänseroth, Dorit Petschel: 175 Jahre TU Dresden: Geschichte der TU Dresden 1828-2003, Bd. 1, Böhlau Verlag Köln Weimar, 2003
- ↑ Adressbuch der Stadt Dresden, 1892
- ↑ Dresdner Geschichtsblätter, herausgegeben vom Verein für Geschichte, Band 4, 1905/08, Onlineversion in der SLUB Dresden, S. 253, Totenschau
[Bearbeiten] Weblinks
- Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „Gustav Anton Zeuner“
- Klaus Mauersberger, Zeuner, Gustav Anton, in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde e.V., bearb. von Martina Schattkowsky
- Werke bei books.google.com
- Universitätsarchiv der TU Dresden Nachlass Gustav Zeuner