Hermann Nicolai
Der Architekt Hermann Nicolai (* 10. Januar 1811 in Torgau; † 10. Juli 1881 in Bodenbach bei Tetschen (Böhmen)) führte als Professor an der Kunstakademie die von Gottfried Semper begründete spezifisch-sächsische Neorenaissance-Architektur, die Semper-Nicolai-Schule, fort.
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Nicolai studierte von 1829 bis 1832 an der Kunstakademie Dresden Architektur bei Joseph Thürmer. Danach ging er für zwei Jahre nach München, später nach Italien und Paris. Nach seiner zwischenzeitlichen Rückkehr nach Dresden von 1837 bis 1840 reiste er erneut nach Italien und von da nach Griechenland und der Türkei. 1842 wurde Nicolai Hofbaumeister in Hessen.
Am 20. Februar 1850 wurde Nicolai als Professor und Vorstand des akademischen Ateliers für Baukunst an der Kunstakademie sowie als Mitglied des akademischen Rats zum Nachfolger von Gottfried Semper berufen, nachdem dieser nach der gescheiterten Revolution von 1849 hatte aus Dresden fliehen müssen. Nicolai besaß besonders als Lehrer einen ausgezeichneten Ruf. Zu seinen Schülern gehörte auch sein späterer Nachfolger an der Akademie, Constantin Lipsius. Außerdem war Nicolai freischaffend tätig.
Nicolai galt als äußerst feinsinniger Künstler. Seine Hauptstärke bestand in der vollendeten Durcharbeitung des Grundrisses und in der liebevollen, sorgfältigen Behandlung des Ornaments. Entstanden sind aber nur einige Privatbauten, denn Staat und Königshaus gaben Nicolai keine Gelegenheit, sich an einem Monumentalbau zu betätigen.
Hermann Nicolai war Mitglied der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft ISIS [1], im Sächsischen Altertumsverein [2] sowie Mitglied der Königlichen Commission für die Staatsprüfungen der Techniker.[3] Er wohnte Prager Straße 34.[4]
Nicolai wurde auf dem Trinitatisfriedhof beigesetzt, das Grabmal stammt von Ernst Sommerschuh und Gustav Adolph Rumpel.[5] Sein Abbild findet sich auf dem Fürstenzug. Nicolais Bauten wurden 1945 größtenteils zerstört. Die Nicolaistraße trägt heute seinen Namen.
[Bearbeiten] Werke in Dresden
- 1837: von Seebachsche Häuser
- 1851–1852: Haus des Dr. Gustav Adolph Struve an der Prager Straße (später: Wiener Straße 33)
- nach 1854: Erweiterung Marcolinis Vorwerk (Bautzner Straße 96)[6]
- 1855–1857: Umbau Palais der Sekundogenitur an der Zinzendorfstraße
- 1860: Granitsockel für das Denkmal für Carl Maria von Weber von Ernst Rietschel
- 1867–1868: Wohnhaus von Johann Meyer, Beuststraße 1
- 1867–1868: Wohnhaus von Medizinalrat Friedrich Hugo Seiler, Parkstraße 3
- Oberleitung bei den Militärbauten in der Albertstadt
Villa Johann Meyer, Beuststraße 1
[Bearbeiten] Nicolais Schüler
Die Schule Nicolais hinterließ deutliche Spuren in Dresden. Vor allem das Villenviertel an der Bürgerwiese und an der Parkstraße wies fast ausschließlich Bauten im Stile der italienischen Renaissance auf. Auch eine Reihe Wohn- und Geschäftshäuser gingen auf Schüler Nicolais zurück:
Ernst Giese (Hauptbahnhof) | Alfred Hauschild | Constantin Lipsius (Kunstakademie) | August Hermann Richter | Bernhard Schreiber (Alberttheater) | Heinrich Stöckhardt (Aufmaß der Hofkirche) | Karl Weißbach | Carl Zopff
[Bearbeiten] Quellen
- Hermann Arthur Lier: Artikel „Nicolai, Georg Hermann“ in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 52 (1906), S. 784–785
- Paul Schumann: Dresden. Leipzig: E. A. Seemann, 1909
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Sitzungsberichte und Abhandlungen, Gesellschaft Isis in Dresden, 1871
- ↑ Mittheilungen des Sächsischen Altertumsvereins, Ausgaben 1-6, 1853
- ↑ Adressbuch der Stadt Dresden, 1862
- ↑ Adressbuch der Stadt Dresden, 1868
- ↑ Architektonische Rundschau, 1887
- ↑ Die wechselvolle Geschichte des Marcolinischen Vorwerks