Johann Meyer
Johann Peter Kaspar Meyer (* 28. Januar 1800 in Hannover; † 6. Januar 1887 in Dresden)[1] war ein Großkaufmann und reicher Rentier. Er gilt als einer der Begründer des sozialen Wohnungsbaus, war Stifter von Stipendien und ein großer Geldgeber für das Dresdner Armenamt. Aufgrund seiner langjährigen Arbeitsjahre wurde er auch der „russische Meyer“ genannt. Meyer wurde am 1. Mai 1866 zum Ehrenbürger der Stadt Dresden ernannt.
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[Bearbeiten] Familie
Johann Meyer wurde am 28. Januar 1800 in Hannover als Kind unbemittelter Eltern geboren. Er heiratete Auguste Dorothea Fehst (* 18. Februar 1802 in Reval/ Estland; † 12. März 1883 in Dresden), die Tochter von Johann Philipp Christian Fehst (1766–1815) und Dorothea Streit (1772–1869). Das Paar hatte zwei Kinder:
- Ludwig Karl Meyer (* Mai 1833 in St. Petersburg; † 22. April 1860 in Dresden). Er heiratete am 12. Juli 1858 in der evangelisch-reformierten Kirche in Moskau Adele Watson (1840–1896). Deren Enkel, u.a. Ludwig Adolph (1860–1930) wurden später in den erblichen Freiherrenstand erhoben.
- Auguste Meyer (1843–1904), die einen Herrn Müller heiratete.
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Johann Meyer kam bereits als kleiner Junge in die damalige russische Hauptstadt St. Petersburg. Nach dem Besuch der deutschen St. Petrischule in Petersburg nahm er eine kaufmännische Lehre an und wurde durch Fleiß, Klugheit und Sparsamkeit selbstständiger Großkaufmann der Firma „Johann Meyer“. Seine Haupttätigkeit war der Import ausländischer Waren nach Russland, die er dort gewinnbringend verkaufen konnte und so zu einem beträchtlichen Vermögen kam. Meyers Geschäft gewann eine derartige Ausdehnung, dass er durch seine Einkäufe den einen oder anderen Markt zeitweise fast vollständig beherrschen und bestimmen konnte, so u.a. den englischen Baumwollmarkt. Außerdem überließ die russische Regierung Meyer das Recht des Salzmonopols für einen Großteil des russischen Reiches. Deshalb nannte man Meyer in Russland auch den „Salz- und Baumwollmogul“. Weiterhin war Meyer Mitgründer der ersten russischen Eisenbahnen.
Auf seinen Einkaufsreisen durch Europa hatte Meyer auch Dresden kennen gelernt. Als er sich 1850 aus dem Zarenreich zurück zog, legte Meyer wenige Jahre später, ab 1856 seinen neuen Wohnsitz in die sächsische Elbmetropole.
Als Beginn seiner großzügigen Spendenaktionen, ist folgende Geschichte überliefert: 1860 beerdigte Meyer auf dem Annenfriedhof einen jungen, hoffungsvollen Sohn. Zu diesem Ereignis spendete er spontan dem Geistlichen bei der Trauerfeier 10.000 Taler für wohltätige Zwecke.
Von 1860 bis 1866 stiftete Meyer große Geldsummen für Stipendien armer Schüler. Die Stiftungen waren teilweise noch während der Zeit des Dritten Reiches aktiv. Meyer förderte auch den sächsischen Pestalozziverein (u.a. bekannt für seine Buchreihe: „Bunte Bilder im Sachsenland“) in großem Umfang.
Am 17. April 1866 beschloss der Dresdner Stadtrat die Zuerkennung der Ehrenbürgerwürde für Johann Meyer, dem die Stadtverordneten in ihrer Sitzung am 25. April 1866 zustimmten. Aus Anlass der Einweihung des Gebäudes der Kreuzschule am Georgplatz wurde Meyer am 1. Mai 1866 „in Anerkennung seiner Wohltätigkeit und seiner Fürsorge für die Volkserziehung“ zum Ehrenbürger von Dresden ernannt.
Von 1867 bis 1869 ließ Johann Meyer von dem Architekten Hermann Nicolai (1811–1881), einem Semper-Schüler in der Beuststraße (heute Mary-Wigman-Straße), Ecke Parkstraße eine herrschaftliche Villa im Stil der italienischen Neo-Renaissance erbauen. Die Villa in der Beuststraße 1 an der Bürgerwiese wurde bei den Luftangriffen auf Dresden schwer getroffen, brannte aus und wurde 1952 abgerissen. [2] In dieser Villa stellte der Kunstliebhaber Meyer seine seit 1865 gesammelten Werke von Künstlern der Schule von Fontainebleau in einer eigenen Gemäldegalerie aus und vermittelte auch Künstlerbilder an gut bezahlende Kundschaft.[3]
Als nach dem Bevölkerungsanstieg in Dresden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Wohnungsnot speziell in den Jahren 1872 und 1873 sehr groß war, was Meyer bei einem Aufenthalt in der Schweiz aus der Zeitung „Dresdner Nachrichten“ erfuhr, beschloss er speziell für Arbeiter neue Wohnhäuser erbauen zu lassen. Zurück in Dresden, händigte Meyer dem damaligen Oberbürgermeister Friedrich Wilhelm Pfotenhauer (1812–1877) umgehend die Summe von 100.000 Talern zur Linderung der Wohnungsnot aus. Sie wurde gleich bei der 1873 einsetzenden Bebauung der vormals Scheffelschen Felder in der Leipziger Vorstadt eingesetzt. In der westlich der oberen Hechtstraße neu angelegten und nach Johann Meyer benannten Straße ließ die Stadt bis 1874 vier zweistöckige Langhäuser nach Entwürfen Karl Lisskes errichten. Zur gleichen Zeit entstanden auch die zwei, um die Ecke in der Hechtstraße 20-21b (heute 75-77a) liegenden Häuser.[4] Das vordere wurde als eines von vier geplanten Eckhäusern erbaut und blieb das einzige seiner Art.[5] Im folgenden Jahrzehnt kamen, statt der im Plan vorgesehenen sechs, nur noch zwei Langhäuser hinzu.
Da der Abschnitt der ursprünglichen Johann-Meyer-Straße bis zur Hechtstraße 1893 der Buchenstraße zugeschlagen wurde, befinden sich zwei jener Langhäuser[6] heute in der Buchenstraße (Nr. 24-27).[7] Bei den Luftangriffen auf Dresden im Februar 1945 wurde die Hälfte der insgesamt acht Arbeiterwohnhäuser zerstört, so dass in der heutigen Johann-Meyer-Straße keines mehr von ihnen zu finden ist.
Auch nach dem Tod von Meyer wurden aus seiner Stiftung noch bis zum Ersten Weltkrieg gemeinnützige Wohnungen gebaut, beispielsweise die nach Plänen von Hans Erlwein errichtete Wohnanlage an der Dölzschener Straße in Löbtau.[8] oder das Gebäudeensemble Altonaer Straße 17, 19 und 21. Die Johann-Meyer-Stiftung bestand noch bis 1950.[9]
Bei Meyers Tod stellte man fest, dass er während seiner Dresdner Zeit über eine halbe Million Reichsmark an öffentliche und soziale Einrichtungen gespendet hatte. Die Stadt Dresden listete in der Ratsdrucksache 49 aus dem Jahr 1913 folgende Aufstellung zu den öffentlichen Spenden von Johann Meyer auf:
- 1860: 30.000 Taler zur Freistellung für arme gutgesittete und fleißige Schüler der Kreuzschule, der Dreikönigschule, der Annenschule und weiterer Schulen
- 1863: 1.200 Taler Schulgeld für einen guten, gesitteten und fleißigen Schüler oder Schülerin der IV. Bürgerschule
- 1866: 15.000 Taler für die Freistellung für bedürftige und würdige Kreuzschüler ohne Rücksicht auf ihre Religion oder Heimatzugehörigkeit
- 1873: 300.000 Mark zur Erbauung von Wohnhäusern (In diese Stiftung zahlten 1896 Meyers Enkel, u.a. Freiherr Ludwig Adolf von Meyer weitere 150.000 Mark ein.)
- 1880: 45.000 Mark, Schenkung an die Dresdner Armenversorgung
- 1882: 10.000 Mark, Unterhaltung von Freistellen beim Vereinigten Frauen-Hospital
- 1883: 9.000 Mark, Vergebung von ganzen und Teilfreistellen bei der Pflegeanstalt für Erwachsene oder Kinder
- 1883: 15.000 Mark, Verteilung an die Armenämter.
Johann Meyer starb am 7. Januar 1887 in seiner neuen Heimatstadt und wurde im Familiengrab auf dem Trinitatisfriedhof begraben. Superintendent Dr. Meier aus Dresden hielt die Gedächtnisrede am Sarg in Meyers Villa.
[Bearbeiten] Weiteres Bildmaterial zu den Johann-Meyer-Häusern
[Bearbeiten] Quellen
- Liste der Ehrenbürger der Stadt Dresden, Online pdf auf www.dresden.de
- Dresdner Nachrichten vom 7. Januar 1937 zum 50. Todestag von Johann Meyer
- Sächsische Zeitung vom 20. Januar 1994, Seite 25
- Ahnenforschung Meyer/ von Meyer auf familycrest
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Nach Angaben der Dresdner Nachrichten vom 7. Januar 1937 starb er am 7. Januar 1887, am Tage nach den Drei Heiligen Königen.
- ↑ Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „Haus Beuststraße 1 (Dresden)“
- ↑ Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „Adolf Rothermundt“
- ↑ Adreß- und Geschäftshandbuch der königlichen Residenz- und Hauptstadt Dresden 1880
- ↑ Die Bauten, technischen und industriellen Anlagen von Dresden, Seiten 404-406, 1878.
- ↑ Adreß- und Geschäftshandbuch der königlichen Residenz- und Hauptstadt Dresden 1892
- ↑ Adreß- und Geschäftshandbuch der königlichen Residenz- und Hauptstadt Dresden 1893
- ↑ Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „Liste_der_Kulturdenkmale_in_Löbtau“
- ↑ Johann-Meyer-Straße auf http://www.dresdner-stadtteile.de
[Bearbeiten] Weblinks
- Johann Meyer's Villa in der Beuststraße in der Deutschen Fotothek der SLUB Dresden
- Die Bauten, technischen und industriellen Anlagen von Dresden, 1878.