Louise Beyer
(26. April 1896 Dresden - Dezember 1980 Dresden)
Louise Beyer, geb. Uhlig, wurde am 26. April 1896 in Dresden geboren. Ihr Vater Max Uhlig war Steindrucker, Prozellanmaler und Fotograf und ihre Mutter Ottilie, geb. Koebe, hat als Sängerin und Kellnerin in kleinen Cafes gearbeitet. Louise war das erste von fünf Kindern und Vaters Liebling. Sie erinnert sich später gern an ihre Kindheit in einem musischen Elternhaus inmitten des entstehenden und aufstrebenden Striesen. In der Familie wurde viel musiziert, gemalt und fotografiert; die Sommernachmittage wurden im liebevoll gepflegten Schrebergarten verbracht oder Wanderungen in Dresdens Umgebung bis zur Sächsischen Schweiz unternommen. Louise trennt sich schwer vom Elternhaus, und ihre innige Verbindung zu ihren zwei Schwestern endet erst mit ihrem Tod.
Louise tritt als junges Mädchen in den bekannten Dresdner Chor "Orpheus" ein, dem sie über viele Stationen bis zum Chor der Deutschen Post in den siebziger Jahren treu bleibt. Ihre schönste Erinnerung daran ist die Fahrt zum Sängerfest in Wien in den 20ger Jahren. Auch einem Sportverein - Sektion Wandern - schließt sie sich an, an dessen Touren sie auch noch als betagte Rentnerin teilnimmt.
Am 1. April 1910 tritt sie ihren ersten Dienst als Hausmädchen bei Familie Doberentz auf der Blochmannstraße 23 an. Bis zum Ausbruch des I. Weltkrieges dient sie bei verschiedenen Familien als Haus- oder Stubenmädchen und erlernt nebenbei in der Nähschule des Frauen-Erwerbs-Vereins das Nähen und Schneidern. Am 25. November 1914 tritt sie als Näherin beim kgl. Reservelazarett I und beim Kriegsversorgungsamt in Dienst.
Nach dem Krieg wird sie Wirtschafterin im Haushalt des kgl.-sächs. Telegraphen-Bürovorstandes i. R. Richard Beyer, den sie schließlich am 30. Juni 1923 heiratet, nicht unbedingt aus Liebe, sondern eher um versorgt zu sein, denn Richard Beyer ist 48 Jahre älter als sie. Später wird sie bedauernd sagen, dass sie in ihrem Leben niemals Ehefrau und Lebenspartner, sondern "nur" Krankenpflegerin war.
Richard Beyer stirbt 1936 und Louise beginnt als "Schneiderin auf Stube" ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Sie wird als Meisterin in die Handwerksrolle eingetragen. Nebenbei vermietet sie in ihrer nun für sie zu großen herrschaftlichen Wohnung des Richard Beyer am Bönischplatz 13 Zimmer, und eines Tages auch an einen jungen Mann, der als Schausteller mit dem berühmten Hippodrom aus dem Film "Große Freiheit Nr. 7" auf der Dresdner Vogelwiese gastiert. Diesmal ist es Liebe, aber leider wird sie nicht erwidert, wenn auch ihr größter Wunsch nun Erfüllung findet: Am 11. November 1939 wird ihr Sohn Herbert geboren.
Im Zweiten Weltkrieg leistet sie wieder Kriegsdienst im Rathaus. Am 13. Februar 1945 wird ihre Wohnung ausgebombt, sie kann nur wenig retten, aber sie erhält eine Souterrainwohnung auf der Ullersdorfer Straße in Bühlau als "Notwohnung".
Nach Kriegsende beginnt ein langwieriger Kampf mit den neuen staatlichen Behörden um Anerkennung ihres Meisterbriefes und die Eintragung in die Handwerksrolle, denn Louise war seit 1933 Mitglied der NSDAP, muss "entnazifiziert" werden und eine neue Meisterprüfung ablegen. Am 31. März 1949 wird sie als Wäscheschneiderin in die Handwerksrolle eingetragen und am 31. Mai 1958 gibt sie ihre Selbständigkeit auf, da sie Rentnerin geworden ist. Sie wird in der Kinderkrippe Niederwaldstraße in Striesen als Näherin eingestellt und arbeitet dort, bis sie gesundheitlich nicht mehr in der Lage dazu ist.
Ende der 50er Jahre zieht sie zurück nach Striesen. Auch wenn nun keines ihrer Geschwister mehr hier zu Hause ist, für sie bleibt Striesen Heimat, verbunden mit den Erinnerungen an die schönsten Jahre ihres Lebens. Im März 1980 kann sie noch ihren Enkelsohn Malte in den Arm nehmen und sich an seinem Gedeihen erfreuen, im Dezember stirbt sie mit 84 Jahren und wird auf dem Friedhof in Striesen beerdigt.
[Bearbeiten] Quellen
- Biographie von Karin Sorkalla
- Nachlass im Stadtarchiv Dresden/Frauenstadtarchiv